Fusilli-Test: Labor stößt auf Mineralöl und Glyphosat

Magazin März 2022: Wie die Kosmetikindustrie unsere Falten wegzaubern will | Autor: Lisa-Marie Karl/Meike Rix/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 04.03.2022

Welche Fusilli überzeugen im Test?
Foto: ÖKO-TEST

Belastungen mit Schimmelpilzgiften waren in Nudel-Tests in der Vergangenheit ein Problem. Das ist bei den überprüften Fusilli nicht der Fall: Mit ihnen landen kaum Schimmelpilzgifte auf den Tellern. In Bezug auf Glyphosat und Mineralöl sieht das jedoch anders aus.

  • Wir haben 20 Fusilli aus Hartweizengrieß getestet, darunter sieben mit Bio-Label. 
  • Es überzeugen viele der Nudeln im Test, wir sind aber auch auf Problemstoffe gestoßen. 
  • Kritik gibt es für enthaltenes Glyphosat und Mineralölbestandteile. 

Die Bezeichnung Fusilli kommt von italienisch "fuso" für "Spindel". Die Spiralnudeln können dank ihrer Form gut Sauce und Stückchen halten und sind in Deutschland auch als Nudelsalat-Basis sehr beliebt. Vor lauter Liebe haben die Deutschen sogar mit "Spirelli" ein eigenes (nicht) italienisches Wort dafür geprägt.

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In Spirelli gehört genau eine Zutat: Hartweizengrieß. Das Spritzgift Glyphosat und Mineralölbestandteile haben dagegen nichts in der Pasta zu suchen. Die von uns beauftragten Labore haben diese Stoffe jedoch in einigen Produkten gefunden. Es sind aber auch viele Fussili empfehlenswert.

Vier Mal bemängeln wir Glyphosat. Die Internationale Agentur für Krebsforschung hatte das Herbizid schon 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA sieht keinen Krebsverdacht.

Aus gesundheitlicher Sicht sind die festgestellten Gehalte sehr gering. Wir raten dennoch zu Produkten ganz ohne Glyphosatrückstände. Der Einsatz des Pestizids ist schädlich für die Artenvielfalt im Erntegebiet.

Hartweizengrieß – mehr braucht es für Nudeln wie Fusilli nicht. Beim Kochen kommen Wasser und Salz dazu.
Hartweizengrieß – mehr braucht es für Nudeln wie Fusilli nicht. Beim Kochen kommen Wasser und Salz dazu. (Foto: Kana Proj/Shutterstock)

Glyphosat als Problem in Fusilli

Der in den betroffenen Produkten verarbeitete Weizen stammt laut Anbieterangaben aus Italien und Kanada beziehungsweise aus Deutschland und Kanada. Glyphosat ist weltweit das meistgenutzte Herbizid und auch in der Europäischen Union, wo der Einsatz mindestens noch bis Ende 2023 erlaubt ist.

Möglicherweise ändert sich aber schon jetzt etwas zum Besseren. Im unserem Spaghetti-Test 2021 steckte noch in dreimal so vielen Produkten Glyphosat. Hat sich in Sachen Glyphosat also schon etwas getan? Die Zahl der sauberen Produkte könnte dafür sprechen.

Auch zwei überprüfte Anbieter erklärten, seit dem Spaghetti-Test mit ihren Lieferanten intensiv zu versuchen, die Gehalte an Pestiziden weiter zu reduzieren. Im aktuell untersuchten Produkt sei jedoch jeweils noch ein Anteil an kanadischem Weizen aus einer älteren Ernte enthalten.  

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Einige Nudeln im Test mit Mineralöl verunreinigt 

Manche Anbieter wären auch gut beraten, Verunreinigungen mit Mineralöl weiter zu minimieren. Genau gesagt, kritisieren wir gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge). Die entdeckten Gehalte bewerten wir als "leicht erhöht" oder "erhöht".

MOSH sammeln sich im menschlichen Körper an. Welche Folgen das auf Dauer hat, ist noch unklar, weshalb die Belastung von Lebensmitteln so gering wie möglich gehalten werden sollte.

Fehlende gesetzliche Grenzwerte 

Gesetzliche Grenzwerte gibt es noch nicht. Die im Lebensmittelverband Deutschland organisierte Industrie hat gemeinsam mit Überwachungsbehörden Orientierungswerte für MOSH/MOSH-Analoge festgelegt. Zumindest diese überschreiten die vom Labor analysierten Werte nicht.

Die Orientierungswerte sind nach unserer Auffassung jedoch nicht sonderlich anspruchsvoll. Sie sind ausdrücklich nicht auf gesundheitliche Aspekte ausgerichtet, sondern sollen lediglich angeben, welches Minimierungsniveau für Produzenten nach Status quo "mindestens erreichbar" ist.  

Keine Schimmelpilzgifte in Fusilli im Test 

Was ist ansonsten im Test von 20 Fusilli aufgefallen? In früheren Tests von Spaghetti und Vollkornspaghetti gab es Probleme mit Schimmelpilzgift-Belastungen. Dieses Mal hat das Labor, wo überhaupt, nur Spuren davon nachgewiesen.

Wer die Fusilli im Test verzehrt, unterschreitet die laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) unbedenkliche tägliche Aufnahmemenge deutlich.

Woher stammen die Nudeln? 

Viele Fusilli wurden laut Anbieterangaben in Italien hergestellt. Unter den genannten Anbauländern des Hartweizens ist jedoch Kanada fast genauso oft vertreten. In Nordamerika wird weltweit der meiste Hartweizen produziert.  

Tipp: Beim Kochen besser kein Öl ins Wasser geben, sondern gegen Verkleben umrühren. Öl im Wasser macht die Oberfläche weniger aufnahmefähig für Sauce. 

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 20 Fusilli aus Hartweizengrieß eingekauft, darunter sieben mit Bio-Label. Im Labor durchliefen die Spiralnudeln ein großes Screening auf synthetische Pestizide. Wie viele Getreideprodukte können Nudeln mit gesundheitsschädlichen Stoffwechselprodukten von Schimmelpilzen belastet sein, welche die Ähren noch auf dem Feld befallen. Auf diese Substanzen ließen wir die Fusilli ebenfalls untersuchen.

Außerdem standen Mineralölbestandteile sowie Chlorat und Perchlorat als Rückstände von Desinfektionsmitteln auf dem Prüfprogramm. Die Plastikverpackungen untersuchte ein Labor auf chlorierte Verbindungen, die in Produktion und Entsorgung die Umwelt belasten. Da die Hersteller häufig auf den Verpackungen nicht über das Anbauland des Weizens informieren, sondern allenfalls Werbung mit der Verarbeitung in Italien machen, haben wir diese Information erfragt und mit in die Tabelle aufgenommen.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in Tabelle: "erhöht"). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 1 bis 2 mg/kg (in Tabelle: "leicht erhöht"); b) ein bis zwei als besonders bedenklich eingestufte Pestizide in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg (hier: Glyphosat). Als besonders bedenklich werden Pestizide eingestuft, wenn sie PAN-gelistet sind (Pestizid-Aktionsnetzwerk). Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das unterhalb der Bestimmungsgrenze der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: Packungsangabe einer unrealistisch kleinen Portionsgröße von 80 oder 85 Gramm.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Mykotoxine: LC-MS/MS, Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen.

Pestizid-Screening: GC-MS nach § 64 LFGB L 00.00-34: 2010-09, mod. (Die Modifikation umfasst die Einwaage, Extraktionsmittel und -temperatur und Fraktionierung) und LC-MS/MS.

Chlormequat/Mepiquat, Glyphosat: LC-MS/MS.

Perchlorat/Chlorat: LC-MS/MS.

MOSH/MOSH-Analoge/MOAH: Nach DIN EN 16995:2017 mod. (Die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix), Messung mittels LC-GC/FID, Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen.

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluorenszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: November – Dezember 2021

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