- Im Test: 17 grüne Wandfarben. Wir zahlten zwischen 6 und 69,33 Euro pro Liter Farbe.
- Erfreulich: Unter den acht "sehr guten" Wandfarben sind auch einige vergleichsweise günstige Produkte.
- In einigen Wandfarben kritisieren wir unter anderem allergieauslösende Isothiazolinone, problematische Formaldehyd/-abspalter und Zinkpyrithion.
Aktualisiert am 28.10.2024 | Ob "Besinnliches Waldgrün", "Stille des Dschungels" oder "Held des Waldes" – grüne Wandfarben liegen im Trend und sollen die Schönheit der Natur in die eigenen vier Wände holen. Doch von einer Farbe erwarten wir nicht nur eine optische Wohlfühlatmosphäre, sondern auch, dass sie unser Zuhause nicht mit bedenklichen Stoffen belastet.
Gerade in Wohn- oder Schlafräumen, in denen wir uns täglich über Stunden aufhalten, wollen wir weder während des Streichens noch danach belastete Raumluft atmen müssen. Wir haben 17 Dispersionswandfarben in verschiedenen Grüntönen umfangreichen Laboranalysen unterziehen lassen.
Grüne Wandfarben-Test: Wie gut sind Alpina, Schöner Wohnen & Co.?
Das Ergebnis: Leider erfüllen nicht alle den oben genannten Anspruch. Während neun Farben aus unserer Sicht unbedenklich sind, enthalten andere problematische Inhaltsstoffe – nicht alle davon sind auf der Verpackung zu erkennen. Und auch wichtige Angaben sowie Sicherheits- und Gebrauchshinweise fehlen teilweise.
Allergieauslösende Stoffe in grüner Wandfarbe gefunden
In mehr als der Hälfte der getesteten grünen Wandfarben wies das Labor Isothiazolinone nach. Diese Substanzen werden vor allem zur Konservierung wasserbasierter Gemische wie Farben oder Flüssigwaschmittel eingesetzt, um zu verhindern, dass sich in ihnen schädliche Organismen vermehren. Sie gelten jedoch als stark allergieauslösend und werden deshalb in vielen Anwendungsbereichen wie Kosmetika zunehmend stärker reglementiert.
In den Vergabekriterien des Umweltzeichens Blauer Engel für emissionsarme Wandfarben sind solche sogenannten Topfkonservierungsmittel nicht mehr erlaubt und dürfen nur in Spuren nachweisbar sein, wenn sie etwa zur Vorkonservierung einzelner Bestandteile eingesetzt wurden.
Bei der Bewertung haben wir uns an den Spurengehalten des Blauen Engels für die häufig zusammen eingesetzten Verbindungen Benzisothiazolinon (BIT), Methylisothiazolinon (MIT) und Chlormethylisothiazolinon (CIT) orientiert. Acht Produkte überschritten mindestens einen dieser Werte.
Labor findet Formaldehyd in grüner Wandfarbe
In einer grünen Wandfarbe im Test hat das Labor neben BIT und MIT auch Formaldehyd/-abspalter nachgewiesen. Formaldehyd ist von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.
Wegen seiner konservierenden Eigenschaften wurde es lange in Farben, Lacken, Reinigungsmitteln und Kosmetik angewendet. Auch bei der Herstellung von Möbeln und Baumaterialien kommt es zum Einsatz.
Formaldehyd dünstet in die Raumluft aus und kann über die Atemluft aufgenommen zu Tumoren im Nasen- und Rachenbereich führen, es kann die Schleimhäute reizen und Allergien auslösen. ÖKO-TEST kritisiert Formaldehyd schon lange, in den vergangenen Jahren ist auch die Gesetzgebung strenger geworden. Aus unserer Sicht hat es in Farben und Lacken – insbesondere für Innenräume – nichts zu suchen.
>> Lese-Tipp: Formaldehyd: Worin steckt der Stoff und woran kann ich ihn erkennen?
Reine Luft durch grüne Wandfarbe?
Nun nehmen wir die Verpackungen genauer in den Blick. Ein Produkt im Test verspricht auf der Verpackung, "Wände in einen natürlichen Luftreiniger" zu verwandeln und "gesundheitsgefährdende Schadstoffe" aktiv zu beseitigen. Überzeugende Belege für diese Versprechen blieb der Hersteller uns aber schuldig.
Zwar legte er eine Laboranalyse vor, nach der die Farbe Formaldehyd aus der Raumluft bindet – jedoch nur im Vergleich zur leeren Prüfkammer, nicht zu einer herkömmlichen Wandfarbe. Belege für einen Effekt gegen andere Schadstoffe erhielten wir nicht.
In einigen grünen Wandfarben steckt das Mineral Mica
Auch in Wandfarben kommt das Mineral Mica zum Einsatz. Anders als in Autolack oder Lidschatten aber nicht primär wegen des Glitzereffekts, sondern als Füllstoff, der unter anderem die Deckkraft erhöhen soll.
Ein Großteil des weltweit gehandelten Micas stammt aus Indien, wo es häufig von Kindern in illegalen Minen abgebaut wird. Da es für Mica in Wandfarben keine Deklarationspflicht gibt, fragten wir bei den Anbietern nach.
Fünf Produkte enthalten Mica. Hier baten wir zusätzlich um Belege zu dessen Herkunft. Alle Hersteller beziehen eigenen Angaben zufolge Mica aus Minen in Frankreich – Kinderarbeit und weitere Menschenrechtsverletzungen können hier ausgeschlossen werden. Ausreichend belegen konnten uns die Herkunft jedoch nur zwei Hersteller im Test.
Wände richtig streichen: Tipps
- Auch farbige Wandfarben enthalten oft Titandioxid. Da eine krebserregende Wirkung kleinster Partikel in der Lunge nicht ausgeschlossen ist, tragen Sie beim Sprühen oder Abschleifen vorsichtshalber einen Atemschutz.
- Als Vorbereitung für den Anstrich, kleben Sie Kanten, Fußleisten und sonstige Stellen sorgfältig ab – dunkle Farbe verzeiht keine Ungenauigkeiten. Poröse Untergründe benötigen vor dem Farbanstrich eventuell eine Grundierung.
- Da sich dunkle Pigmente häufig am Eimerboden absetzen, muss die Farbe besonders gründlich aufgerührt werden, damit sie gut deckt. In der Regel sind bei dunkler Farbe für ein optimales Ergebnis zwei oder mehr Anstriche nötig.
- Für glatte Untergründe eignen sich kurzflorige, für strukturierte Wände langflorige Rollwalzen am besten. Diese sollten großzügig in Farbe getränkt sein und in möglichst gleichmäßigen Bahnen über die Wand geführt werden.
- Beim Streichen sollte die Farbe zügig und nass in nass ohne Unterbrechung auf die gesamte Wand aufgetragen werden. Vor einem zweiten (oder weiteren) Anstrich sollte die Wand hingegen zunächst gut durchtrocknen dürfen. Sorgen Sie dabei für eine gute Belüftung.
- Flüssige Farben und Lacke müssen über die Schadstoffsammlung entsorgt werden – niemals in der Toilette oder der Natur. In den Hausmüll dürfen nur leere Farbeimer und kleine Mengen trockener Farbreste.
Diesen Test haben wir zuletzt im Ratgeber Bauen & Wohnen 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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