Ja, Obst ist gesund. Und Obstbrei auch. Aber er ist von Natur aus auch sehr süß - je nach Sorte mit Zuckergehalten, die vergleichbar mit dem eines Fruchtzwergs sind. Das ist zunächst einmal auch nicht bedenklich, weil die Vitamine und Ballaststoffe, die unter und in der Schale stecken, so wertvoll sind, dass der enthaltene Fruchtzucker quasi als "Beigabe" völlig in Ordnung ist.
Allerdings gibt es Mittel und Wege, den natürlichen Zuckergehalt zusätzlich in die Höhe zu treiben: ganz natürlich, ohne zugesetzten Kristallzucker. Wir wollten genau wissen, was von den verschiedenen Quetschies zu halten ist, und haben 15 ins Labor geschickt.
Quetschies im Test: Fünf Produkte enttäuschen
Das Ergebnis: Nur eine einzige Tüte schafft es auf ein "gut". Alle anderen Quetschies im Test können wir nicht oder nur eingeschränkt empfehlen. Fünf Produkte floppten: Für Pestizide, Konzentrate, Fruchtsüße und mangelhafte Deklaration können wir nur ein "ungenügend" geben. Enttäuschend auch: Ein Bio-Produkt, in dem das von uns beauftragte Labor gleich drei Pestizidrückstände über Diätverordnung und auch dem Orientierungswert des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN) gefunden hat. Damit ist das Produkt alles - nur nicht bio.
Der durchschnittliche Zuckergehalt eines Apfels oder einer Birne liegt bei etwa 10 Gramm pro 100 Gramm. In einigen der Breie stecken allerdings 16 bis fast 18 Gramm - die meisten Hersteller werben mit "ohne Zuckerzusatz" oder ähnlichen Versprechen. Die Mogelei lässt sich einfach entschleiern: Fünf Hersteller fügen dem getesteten Obst versteckte Zucker zu.
So viel Zucker steckt im süßesten Brei
Nehmen wir den süßesten Brei im Test: Alles reiner Fruchtzucker, aber davon umgerechnet knapp sechs Stück Würfelzucker in einer Tüte. Trick 1: Apfelsaftkonzentrat. Trick 2: Traubensaftkonzentrat. Und da das offenbar nicht reicht, greift der Hersteller zu Trick 3: Fruchtsüße. Ergebnis: Stolze 17,7 Gramm Zucker pro 100 Gramm - etwa so viel wie in zwei Milchschnitten (16,6 Gramm) und sogar fast zwei Stück Würfelzucker mehr als in 100 Gramm Fruchtzwergen (12,8 Gramm). In anderen Obstbreien treibt Acerolasaftkonzentrat den Vitamin-C-Gehalt in die Höhe.
Eine Mischung aus Säure und Zucker, die durch das Mundstück der Verpackung gesaugt wird, birgt eine erhöhte Kariesgefahr für Kinder. Die kleinen Milchzähne sind deutlich empfindlicher als die Zähne Erwachsener. Deswegen gibt es für die Kariesgefahr Punktabzug für alle Verpackungen, die sich mit ihrer Aufmachung explizit an Kinder wenden.
Risiko durch verschluckbare Deckel
Erstickungsgefahr: Einige Quetschies im Test sind mit einem großen sogenannten Chokesafe-Deckel ausgestattet, die anderen mit einem kleinen, verschluckbaren Verschluss. Für Spielzeug regelt das die Europäische Spielzeugrichtlinie EN 71, die eine Mindestgröße für abreißbare Kleinteile vorschreibt.
Allerdings ist diese Norm nur für Spielzeug bindend - nicht für Lebensmittelverpackungen für Kinder. Weil die Deckel von Quetschies nicht verschluckbar sind, die Türen eines Modellautos aber schon? Wohl eher, weil der Gesetzgeber bisher keine Vorgabe für kindgerechte Lebensmittelverpackungen entwickelt hat. Für uns ist der Fall einfach: Es gibt nicht verschluckbare Deckel, solche verwenden mehr als die Hälfte der Hersteller im Test. Und die anderen gehen ein völlig unnötiges Risiko ein.
Pestizide in fünf Quetschies im Test
Pestizide im Brei: ÖKO-TEST hat schon viele Obst- und Gemüsebreie für Kinder getestet. Aber Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in den Babygläschen? Das ist schon sehr lange her. Kein Wunder, denn der Obstbrei in Gläschen fällt offiziell unter die "Beikost", die gesetzlich klar in der strengen Diätverordnung geregelt ist. Ein Beispiel: Pestizidrückstände über 0,01 mg/kg sind nicht erlaubt. Gleiches Produkt, andere Verpackung: Wenn ein Hersteller keine Altersempfehlung angibt, beruft er sich darauf, dass sich das Produkt nicht an Kleinkinder (unter Dreijährige) richte. Auch wenn er das nirgendwo auf der Verpackung kenntlich macht.
Dann ist umstritten, ob die Diätverordnung gilt: Einige Landesuntersuchungsämter sagen Nein, das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sagt Ja. Die Hersteller berufen sich derweil auf die für Obst geltenden Rückstandshöchstwerte - die teils das Zigfache des Werts für Kleinkindernahrung betragen.
Die Quetschies im Test, die eine Altersempfehlung ab sechs Monaten oder ab einem Jahr tragen, sind pestizidfrei. In fünf von sieben Quetschies ohne Altersempfehlung stecken hingegen Rückstände chemischer Pflanzenschutzmittel. Die beiden Ausnahmen: Bio-Produkte. Für uns ist klar: Obstbrei in bunten Tüten, der sich mit seiner Aufmachung an Kinder wendet, wird auch von Kleinkindern gegessen. Deswegen legen wir die Diätverordnung zugrunde.
Es fehlen Warnhinweise
"Weitere Mängel: ungenügend" heißt es vier Mal in unserem Test. Die betroffenen Quetschies fallen in Sachen Deklaration und Verpackung gnadenlos durch. Fehlende Altersempfehlungen, fehlende Warnhinweise und immer wieder die irreführende Werbung "ohne Zuckerzusatz" - drei Hersteller werben sogar mit dieser Aussage, wenn sie stattdessen andere süßende Zutaten wie Konzentrate oder Fruchtsüße zugefügt haben.
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