Aktualisiert am 09.10.2015 | Bei einer Tagescreme mit UV-Filter haben Kunden die Wahl zwischen einem niedrigen, mittleren und hohen Schutz. Die Anbieter werben meist in irgendeiner Form damit, dass die Produkte durch den UV-Schutz auch "lichtbedingter" Hautalterung vorbeugen. Also eine einfache Lösung?
Na ja. Zum einen fragt es sich, ob Verbraucher morgens genug Gesichtscreme mit UV-Schutz verwenden, damit eine Schutzwirkung wirklich erreicht wird. Man benötigt nach Expertenmeinung zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut. Zudem sollte ein Sonnenschutz der Jahreszeit und Tagesplanung angepasst sein. Ein Spaziergang im Sommer erfordert einen anderen Schutz als einer im Winter.
Die nächste Frage: Wie viel Schutz bietet speziell eine Tagescreme mit einem geringen Faktor? "Lichtschutzfaktor sechs bringt überhaupt nichts, das ist rausgeworfenes Geld", urteilt Professor Eckhard Wilhelm Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention.
Oft chemische Filter in Gesichtscremes mit UV-Schutz
Außerdem: Mit den Cremes für jeden Tag schmiert man sich möglicherweise auch unerwünschte Inhaltsstoffe tagtäglich ins Gesicht. Die Gesichtscremes mit UV-Schutz auf dem Markt enthalten meist chemische Filter. Doch bei einigen dieser Stoffe gibt es Hinweise, dass sie wie ein Hormon wirken.
Zudem haben die Forscher um die Umwelttoxikologin Margret Schlumpf aus Zürich eindrücklich gezeigt, dass die Filtersubstanzen in den Körper gelangen können: Die Wissenschaftler haben sie in Muttermilch nachgewiesen. Margret Schlumpf warnt: "Wir wissen noch viel zu wenig darüber, wie die Kombinationen der verschiedenen UV-Filter auf den Menschen wirken. Wir sollten uns zum Beispiel auch anschauen, was mit den Filtern und besonders auch mit den UV-Filtermischungen bei hohen Temperaturen passiert."
Tagescreme und Sonnenmilch als bessere Lösung?
Das alles spricht für die Zwei-Flaschen-Lösung: eine Tagescreme und eine Sonnenmilch. "Damit liegen die Verbraucher besser, sowohl mit der Pflege der Haut als auch mit dem Sonnenschutz", bekräftigt Professor Breitbart.
Bei herkömmlichen Sonnenschutzmitteln haben Verbraucher auch eine deutlich größere Auswahl an Produkten mit mineralischen Filtern - die Alternative zum chemischen UV-Schutz, auf die vor allem die Naturkosmetikhersteller setzen. Einfache Gesichtscremes mit UV-Schutz hat die Naturkosmetik übrigens nicht im Angebot. Denn: Die mineralischen Filter erzeugen ein anderes Hautgefühl.
18 Gesichtscremes mit UV-Schutz im Test
Auf manchen UV-Tagescremes wird zusätzlich mit Aussagen wie "Lifting-Komplex" oder "Intensiver Straffungs-Effekt" geworben. Was an Werbeaussagen auf Kosmetika draufstehen darf, dafür hat die EU allgemeine Regeln festgelegt. Die Aussagen sollen "belegbar" sein durch hinreichende und überprüfbare Nachweise. Für die Überprüfung sind die Kontrollbehörden zuständig. Wie effizient die Regeln sind, darüber soll die Europäische Kommission bis 2016 berichten.
Um zu schauen, welche UV-Filter in den Cremes stecken, hat ÖKO-TEST 18 Produkte testen lassen. Außerdem wollten wir uns ein Bild von den Wirkversprechen machen: Hersteller, die Auslobungen verwenden, wie man sie auch auf Antifaltencremes findet, haben wir um Studien zur beworbenen Creme gebeten.
Gesichtscremes mit UV-Schutz im Test: Ein Überblick
- Mehr als die Hälfte der Gesichtscremes mit UV-Schutz ist "ausreichend" oder schlechter. Ein "ungenügend" kassieren drei Produkte. Der Grund: bedenkliche oder umstrittene Inhaltsstoffe.
- In elf Cremes stecken UV-Filter, für die es Hinweise gibt, dass sie sich auf unseren Hormonhaushalt auswirken.
- Sehr häufig kamen auch PEG/PEG-Derivate zum Einsatz: Sie verbinden als Emulgatoren Wasser und Fett. Diese können aber die Haut durchlässiger für andere Fremdstoffe machen.
- Keimkiller mit Nebenwirkung: In einer Gesichtscreme mit UV-Schutz ist als Konservierer das Kontaktallergen Methylisothiazolinon eingesetzt. Zwei Hersteller setzen auf Parabene, die im Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken. Zwei Mal haben wir außerdem eine umstrittene halogenorganische Verbindung gefunden.
- Von den angefragten Produzenten schickten uns tatsächlich nur zwei die erwünschten Studienunterlagen. Die anderen reagierten entweder gar nicht oder legten andere Dokumente vor. Und auch anhand der Studien der zwei Hersteller, die der Anfrage nachkamen, konnten wir nicht erkennen, dass ihr Produkt eine bessere Wirkung als eine herkömmliche Pflegecreme erzielt.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik und Wellness 2015 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2016 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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