12 Fahrradschlösser im Test

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ÖKO-TEST Jahrbuch für 2014 | | Kategorie: Freizeit und Technik | 11.10.2013

12 Fahrradschlösser im Test

Fahrradfahren ist in. Nur leider kommt Fahrradstehlen auch nicht aus der Mode. Welche Schlösser Langfingern das Leben richtig schwer machen, haben Profis für uns getestet. Zwölf Modelle offenbarten im Labor Stärken und Schwächen - und auch, was an Schadstoffen in ihnen steckt.

Was halten aktuelle Fahrradschlösser aus? Und: Wie lange halten sie es aus? Diese Fragen beantwortet Ihnen unser Test von zwölf Fahrradschlössern, die wir im Prüflabor unter anderem mit Säge, Bohrer, Schlag- und Schneidwerkzeug sowie unangenehmem Salzsprühnebel bearbeiten ließen. Und ÖKO-TEST wäre nicht ÖKO-TEST, wenn wir nicht auch nach Schadstoffen in Gummi-, Stoff- und Plastikteilen der Schlösser gesucht hätten.

Das Testergebnis

Alle drei Bügelschlösser überzeugten, ebenso zwei Kettenschlösser. Die anderen sieben Testkandidaten zeigten Schwächen oder deutliche Schwächen.

Zum Durchsägen des Faltschlosses Trelock FS 300/85 Trigo Level 3 benötigten die Tester nur 46 Sekunden. Das ist zwar eine Sekunde länger, als die Norm fordert, aber was nützt das dem bestohlenen Fahrradbesitzer? Wir ließen fünf Minuten lang sägen - das ist eine realistische Zeit. Auch das Stahlkabelschloss Abus Cetero 970/100 Level 8 (1:21 Minuten) und das Faltschloss Trelock FS 455/85 Cops Compact Level 4 (1:27 Minuten) gaben vor dieser Zeit auf.

Die Prüfung der Schneidfestigkeit simuliert den Angriff auf das Schloss mit einem Bolzenschneider. Hier erfüllten das Stahlkabelschloss Abus Cetero 970/100 Level 8 sowie das Kettenschloss Hiplok V1.50 All Black nicht die Norm.

Fünf Minuten lang ließen wir die Prüfer im Verriegelungsmechanismus der Schlösser bohren. Auch hier ist die Norm um einiges gnädiger und erlaubt, nach zwei Minuten den Bohrer auszuschalten. Alle Schlösser hielten dem Bohrer mehr als fünf Minuten lang stand. Bis auf das Trelock FS 455/85 Cops Compact Level 4. Nach 2:48 Minuten hatte der Bohrer den Schließkern entfernt.

Bei der Normprüfung zur Verdrehfestigkeit von Schlössern müssen Fahrradschlösser einen Drehmoment von 500 Newtonmeter eine Minute lang aushalten. Hier gab es sieben Ausfälle.

Um den Witterungseinfluss zu simulieren setzten die Prüfer die Schlösser einem Salzsprühnebel aus. Er setzte der Schließfunktion der Kettenschlösser Axa Cherto und Trelock BC 515/85 Level 5 zu.

Beim Versuch, ein Schloss durch gewaltsames Ziehen in Öffnungsrichtung zu brechen, verlangt die Norm von Kettenschlössern, eine Zugbelastung von zehn Kilonewton für eine Minute auszuhalten, Bügelschlösser müssen 30 Kilonewton standhalten. Im Test erfüllten beide Schlosstypen die Norm. Faltschlösser berücksichtigt die Norm nicht. Wir ließen diese wie Bügelschlösser belasten. Alle Faltschlösser hielten einer größeren Zugbelastung stand, als es die Norm für Kettenschlösser vorschreibt. Aber kein Faltschloss widerstand 30 Kilonewton, wie es die Bügelschlösser im Test taten.

In den Kunststoffanteilen der Bügelschlösser Kryptonite Evolution Series 4 LS und Pro Fex TY328 stecken Unmengen des fortpflanzungsgefährdenden Phthalat-Weichmachers Diethylhexylphthalat (DEHP). Erhöhte Mengen DEHP fand das Labor im Hiplok V1.50 all Black.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben zwölf Fahrradschlösser eingekauft. Im Warenkorb landeten Bügelschlösser, Kettenschlösser, Faltschlösser und Stahlkabelschlösser. Bei der Auswahl achteten wir außerdem auf die herstellereigenen Sicherungsklassen und wählten für jedes (ernsthafte) Sicherungsbedürfnis aus: Schlösser mit mittlerem, starkem und sehr starkem Schutz. Da Experten raten, dass man in ein Schloss rund zehn Prozent des Fahrradwerts investieren sollte, spielte auch der Preis der Schlösser eine Rolle: Der Durchschnittspreis der zwölf Testschlösser liegt bei 67 Euro.

Die Praxisprüfung

Die Norm DIN EN 15496 beschreibt Anforderungen und Prüfverfahren für Fahrradschlösser. Unser Praxislabor lehnte die Prüfungen an diese Norm an. Erschienen uns Prüfungsanforderungen der Norm zu lasch, haben wir sie verschärft: So ließen wir nicht 45 Sekunden lang sägen, zwei Minuten lang bohren und drei Minuten lang einen geübten Lockpicker ans Schloss, sondern verlängerten die Prüfdauer jeweils auf fünf Minuten. Zeit, die der Fahrraddieb auf der Straße allemal hat. Und weil ein herkömmliches Kältespray aus dem Baumarkt ein Schloss auf rund - 45 Grad Celsius abkühlen kann, ließen wir die Schlagfestigkeit der mit Kältespray behandelten Schlossteile nicht nur bei -20 Grad Celsius testen, wie es die Norm vorsieht. Da Faltschlösser nicht geregelt sind, haben wir nach Einschätzung des Prüflabors diesen Schlosstyp aufgrund seiner Konstruktion wie ein Bügelschloss getestet.

Die Materialprüfung

Auch Fahrradschlösser sollten frei von Schadstoffen sein. Sie sind zumindest umweltrelevant - und können spätestens bei der Entsorgung des Schlosses zum Problem werden. Deshalb ließen wir die Gummierungen, Plastikteile und Textilhüllen der Produkte zum Beispiel auf giftige Phthalate und phosphororganische Verbindungen untersuchen. Auch ließen wir testen, ob sich auf den Metallteilen im Anschluss an die Korrosionsprüfung Rost bildet.

Die Bewertung

Ein Fahrradschloss ist sicher, wenn der Aufbruchsversuch auf der Straße extrem wenig Chancen auf Erfolg hat. Deshalb fließt die Praxisprüfung zu 80 Prozent in das Gesamturteil ein. Doch Schlösser, die Säge, Bohrer, Schneiden, Schlagen und dem Entsperren mit Spezialwerkzeug getrotzt haben, können trotzdem nicht "sehr gut" sein, wenn sie voller Schadstoffe stecken. Das Testergebnis Material macht 20 Prozent des Gesamturteils aus.

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