- Wir haben 17 Wickelauflagen getestet, darunter zwölf abwaschbare Auflagen mit Folienbezug sowie fünf Textilauflagen, zwei davon aus Bio-Baumwolle.
- Diese kosten zwischen 24,90 und 93,60 Euro.
- Im Test können viele Wickelauflagen überzeugen. Drei sind "sehr gut".
- Erfreulich: Viele bedenkliche Inhaltsstoffe sind aus den Wickelauflagen verschwunden.
- In der Kritik: Nonylphenolethoxylate (NPE), Formaldehyd, optische Aufheller und PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen.
Ganz egal ob mit Wegwerfwindeln oder wiederverwendbaren Stoffwindeln – für Familien, die nicht gerade auf die Windelfrei-Methode setzen, gehört Wickeln eine ganze Weile mehrmals täglich zum Alltag. Die gebeugte Körperhaltung kann Eltern dabei auf Dauer jedoch belasten.
Für eine rückenschonende Position ist deshalb ein auf die Körpergröße abgestimmter Wickeltisch sinnvoll. Damit es auch das Baby bequem hat und sich nicht stoßen oder verletzen kann, sollte er mit einer Wickelauflage gepolstert sein. Aber welches Modell ist das beste?
Wickelauflagen aus Kunststoff und Textil im Test
Wir haben 17 Wickelauflagen unter die Lupe genommen. Die Auswahl ist auf großformatige Auflagen beschränkt, keine Wickelmulden oder faltbare Taschen für unterwegs. In spezialisierten Laboren ließen wir die Wickelauflagen auf Schadstoffe sowie die Reißfestigkeit des Obermaterials und der Nähte untersuchen. Zudem prüften wir, ob an den Wickelauflagen oder ihren Verpackungen Materialangaben, Pflegehinweise und wichtige Warnhinweise zu finden sind.
Für besorgte Eltern gibt es gute Nachrichten: Wir können viele Auflagen empfehlen. Dabei fällt insgesamt positiv auf, dass im Gegensatz zu früheren Tests Schadstoffe wie Weichmacher, Antimon und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) diesmal kein Thema mehr sind.
Umweltgift in bedenklichen Mengen in Wickelunterlage
Doch das bedeutet nicht, dass die Auflagen gar keine bedenklichen Inhaltsstoffe mehr enthalten: In einer Wickelauflage wies das Labor Nonylphenolethoxylate (NPE) in einer Konzentration nach, die den in der EU gültigen Grenzwert für waschbare Textilien überschreitet.
NPE werden als Tenside bei der Textil- und Lederverarbeitung, in Reinigungsmitteln, Dispersions- und Benetzungsmitteln eingesetzt. Sie gelten als starke Umweltgifte, die ins Abwasser gelangen und schon in geringen Mengen Wasserorganismen schädigen können. NPE werden darüber hinaus zu Nonylphenol abgebaut, das sich in der Umwelt anreichern kann und ebenfalls als wassergefährdend und hormonell wirksam gilt.
Zwar besteht die betroffene Auflage aus Stoff, dieser ist jedoch PU-beschichtet, sodass sie den Pflegehinweisen des Herstellers nach nicht in der Maschine gewaschen werden darf. Somit fällt sie nicht direkt in die Kategorie "waschbare Textilien" – da laut Verpackung die Wickelunterlage aber abwaschbar ist und mit einem feuchten Tuch abgewischt werden kann, ist es aus unserer Sicht nicht auszuschließen, dass bei der Reinigung die wasserlöslichen NPE ins Abwasser gelangen können. Darüber hinaus sollten gerade Babyprodukte frei von toxischen Substanzen sein.
Formaldehyd nachgewiesen
Zudem fand das Labor bei der Untersuchung der Wickelunterlagen Formaldehyd. Bei der Bewertung orientieren wir uns an der EU-Spielzeugrichtlinie. Zur Erklärung: Formaldehyd gilt als krebserregend beim Einatmen, es kann die Atemwege und die Haut reizen und Allergien auslösen.
Das sind weitere unerwünschte Stoffe in Wickelauflagen
Neben NPE und Formaldehyd kritisieren wir weitere Funde: Optische Aufheller und PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen. Die Gründe:
- Optische Aufheller sind in den Fasern nicht fest gebunden und können so der Umwelt schaden. Sie sind biologisch schwer abbaubar und benötigen in der Herstellung viel Energie.
- PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen belasten bei der Herstellung und Entsorgung die Umwelt und können in der Müllverbrennung giftige Dioxine bilden.
Stabiler sind Wickelauflagen aus Textil
In Onlinebewertungen verschiedener Wickelauflagen lasen wir immer wieder Kritik an der Haltbarkeit der Nähte. Das nahmen wir zum Anlass, die Materialfestigkeit und Nahtstärke zu überprüfen.
Den von uns in Anlehnung an eine staatliche US-amerikanische Studie angelegten Referenzwert für die Kraft, die ein zweijähriges Kind aufbringen kann, erfüllten alle getesteten Wickelauflagen. Tendenziell zeigte sich jedoch, dass Textilauflagen etwas stabiler sind als jene aus Kunststoff.
Wer lange etwas von der Wickelauflage haben möchte, sollte in jedem Fall die Material- und Pflegehinweise beachten. Bei einigen kann schon der schnelle Wisch mit einem ölhaltigen Babyfeuchttuch dem Material schaden. Finden sich am Produkt oder in der beiliegenden Beschreibung keine Angaben zu Material und Reinigung, fehlen aus unserer Sicht wichtige Informationen. Dafür gab es Punktabzug.
Kritische Auslobungen und fehlende Warnhinweise
Aber auch für fehlende Warnhinweise gibt es Punktabzug. Denn auf dem Wickeltisch kann es schnell passieren, dass das Baby sich zur Seite rollt und herunterfällt. Oft so schnell, dass Eltern gar nicht rasch genug reagieren können. Das kann zu schweren Verletzungen führen. Deshalb sollten Eltern den Nachwuchs auf dem Wickeltisch niemals aus den Augen lassen. Und noch besser: Immer eine Hand am Kind lassen.
Um Eltern auf die Gefahr hinzuweisen gibt es Warnhinweise. Angelehnt an die Norm für Wickeleinrichtungen für den Hausgebrauch haben wir die Produkte im Test auf Verweise wie "Lassen Sie Ihr Kind nicht unbeaufsichtigt" überprüft. Bei acht Produkten fehlen sie, das werten wir als Weiteren Mangel ab.
Kritisch sehen wir zudem Auslobungen, die nahelegen, dass ein erhöhter Rand der Wickelauflage besseren Schutz vor dem Herausrollen biete. Damit wiegen die Hersteller Eltern aus unserer Sicht in falscher Sicherheit. Bei den drei Produkten im Test mit der Auslobung stellt der Rand unserer Einschätzung nach keine wesentliche Erhöhung zur Liegefläche dar, sodass wir davon ausgehen, dass dieser für ein Baby kein Hindernis ist.
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