Saftig grüne Wiesen, glückliche Kühe auf der Alm - die Verpackungen von Milch, Käse und Co. im Supermarkt zeigen eine Bauernhofidylle wie aus dem Bilderbuch. Aber wie realistisch sind solche Weidebilder?
Die klassische Kuh auf der Weide findet man vor allem noch in den sattgrünen Gebieten der Nordseeküste, in Mittelgebirgsregionen, in denen die Hänge steil und unbefahrbar sind, etwa im Schwarzwald und Bergischen Land sowie in den Alpen oder im Alpenvorland. Zu den Ländern mit dem geringsten Anteil weidehaltender Betriebe zählt das traditionelle Milcherzeugerland Bayern - trotz seiner großen Landwirtschaftsfläche.
Ob und wie oft die Kühe auf der Weide sind, können wir zwar nicht überprüfen, wohl aber anhand der Fettzusammensetzung erkennen, ob sie eine artgerechte grünfuttertypische Ernährung genossen haben. ÖKO-TEST hat 29 Milchprodukte eingekauft, auf deren Verpackungen grüne Landschaften oder weidende Kühe abgebildet sind, und im Labor den Gehalt an Omegafettsäuren bestimmen lassen. Außerdem wollten wir von den Molkereien wissen, ob der Einsatz von gentechnikfreiem Futter vertraglich vorgegeben ist.
Das Testergebnis
Der gehörnte Verbraucher: 16 von 24 konventionell erzeugten Produkten wurden im Test als "wiesenfern" entlarvt - sie enthalten zu niedrige Gehalte an Omega-3-Fettsäuren von unter 0,8 Gramm (g) pro 100 g Fett, was darauf schließen lässt, dass die Kühe nur einen geringen Anteil an Grünfutter bekommen haben und dafür hohe Kraftfuttermengen und hohe Anteile Maissilage.
Bio-Ware schneidet im Vergleich besser ab. Nur bei einem von fünf Produkten aus Bio-Erzeugung - Bio Frische Bio-Vollmilch von Aldi Süd - hatten die milchgebenden Kühe etwas zu wenig Gras im Futtermix. Laut Bio-Statuten besteht zwar nicht zwingend Weidepflicht. Aber im Bio-Betrieb wird schon allein deshalb mehr geweidet, weil Kraftfutter in Bio-Qualität sehr teuer ist. Auf Gen-Technik im Futter verzichten alle Bio-Anbieter, aber nur die wenigsten konventionellen Molkereien im Test. Konventionelles Kraftfutter enthält häufig auch Soja, das meist aus Gen-Tech-Anbau stammt.
Namenszusätze wie "Weidebutter" oder "Weideglück" bedeuten nicht, dass die Kühe auch Weidegang hatten. Sowohl in der Frau Antje Weidebutter mild gesalzen als auch im Weideglück Allgäuer Landjoghurt mild 3,5 % Fett sind die Anteile an grünfuttertypischen Fettsäuren zu niedrig. Es kann sich keinesfalls um Milch handeln, die ausschließlich von weidenden Kühen stammt.
"Die Kühe, deren Milch zur Herstellung von Kiri verwendet wird, werden (...) überwiegend auf Basis von Grünfutter gefüttert", schrieb uns der Käseanbieter Bel Deutschland. Dazu passend sieht man die Kuh auf dem Kiri mit Sahne, Schmelzkäse aus Frischkäse fröhlich über eine Weide stolzieren. Die Molkerei Friesland Campina behauptet über den Frico Original Maasdam: "Die Kühe der Mitgliedsbauern werden vor allem mit Gras und Grünfutter von heimischen Weiden...