- Wir haben 20 vegane Fruchtgummis in der Geschmacksrichtung sauer getestet, fünf Produkte tragen ein Bio-Siegel. Für die Fruchtgummis zahlten wir pro 100 Gramm zwischen 0,37 und 2,43 Euro.
- Nur zwei vegane Fruchtgummis sind mit Bestnote empfehlenswert, vier sind immerhin "gut".
- Notenabzüge gibt es insbesondere für unnötige Vitaminzusätze, Carrageen als Geliermittel, nicht deklarierte Farbstoffe und zugesetzte (natürliche) Aromen.
Während man als vegetarisch oder vegan lebender Mensch früher oft auf Fruchtgummis verzichten musste, weil meist Gelatine enthalten war, gibt es heute viele Alternativen. Anstelle des Geliermittels aus tierischem Eiweiß setzen Hersteller veganer Fruchtgummis zum Beispiel auf Stärke oder Pektine, also pflanzliche Kohlenhydrate.
Für den Geschmack sorgen je nach Rezeptur Zucker, Aromen und Fruchtsaftkonzentrate – soll das Produkt am Ende noch schön sauer sein, kommen beispielsweise Zitronen- und Apfelsäure mit dazu. Und was ist sonst noch so drin?
Vegane Fruchtgummis im Test: Aldi, Katjes & Co. im Vergleich
Wir wollten das genauer wissen und haben daher 20 vegane, saure Fruchtgummis unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist durchwachsen. Aber: Sechs Produkte sind immerhin empfehlenswert, davon zwei mit Bestnote. Doch was ist im Test negativ aufgefallen?

Fruchtgummis brauchen keine zugesetzten Vitamine
Beginnen wir mit den Inhaltsstoffen. In manchen veganen Fruchtgummis im Test stecken Vitamine oder vitaminähnliche Substanzen. Diese sind in Fruchtgummis aus unserer Sicht überflüssig. Klar, Veganerinnen und Veganern wird empfohlen, Vitamin B12 anderweitig zu sich zu nehmen, da das Vitamin fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten ist.
Aber seinen Vitaminbedarf über Fruchtgummis mit hohen Zuckergehalten decken? Lieber nicht, sagen wir und werten Vitaminzusätze grundsätzlich ab.
Es gibt bessere Geliermittel als Carrageen
Kritisch sehen wir es außerdem, wenn das aus Rotalgen gewonnene Carrageen in Fruchtgummis als Geliermittel eingesetzt wird. In Tierstudien zeigten sich schließlich negative Einflüsse auf die Darmgesundheit – es veränderte das Mikrobiom, störte die Darmbarriere und sorgte für Entzündungen.
Wie alle anderen veganen Fruchtgummis im Test zeigen, geht es auch mit weniger kritischen pflanzlichen Geliermitteln.
Labor stößt auf Farbstoffe, die nicht angegeben sind
Ein anderer Kritikpunkt: Farbstoffe. So hat das von uns beauftragte Labor in einer Packung vegane Fruchtgummis zwei Farbstoffe nachgewiesen – obwohl sie gar nicht in der Inhaltsstoffliste stehen. Und das schreibt die EU-Lebensmittelinformationsverordnung vor.
Die nachgewiesenen Stoffe Allurarot AC und Brillantblau FCF werten wir ohnehin ab, wenn wir sie in Fruchtgummis finden. Der Grund: Wir sind der Meinung, dass die Produkte auch durch natürliche Stoffe – wie Fruchtsäfte – Farbe bekommen können.
Sind sie aber wie im Fall des betroffenen Produkts nicht wie gesetzlich vorgeschrieben deklariert, gibt das weitere Notenabzüge.
Fruchtgummis hätten so nicht verkauft werden dürfen
Allurarot AC gehört außerdem zu den Farbstoffen, bei deren Einsatz laut Zusatzstoffverordnung zusätzlich der Warnhinweis "Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen" auf der Verpackung stehen muss – auch diesen Hinweis suchten wir vergeblich.
Da weder die Farbstoffe noch der Warnhinweis auf der Verpackung zu finden sind, hätten diese Fruchtgummis aus unserer Sicht so nicht verkauft werden dürfen und können entsprechend nicht besser als "ungenügend" abschneiden.

Kritik an Aromen in veganen Fruchtgummis im Test
Auch Aromen werten wir in den meisten veganen Fruchtgummis im Test grundsätzlich um eine Note ab. Sie sollen den Geschmack standardisieren und intensivieren und als günstigere Alternative da nachhelfen, wo natürliche Zutaten vermeintlich nicht ausreichen.
Wir bemängeln sowohl "natürliches Aroma" als auch "Aroma" in der Inhaltsstoffliste. Was sind hier die Unterschiede?
- Steht nur Aroma in der Inhaltsstoffliste, dann können sowohl synthetische als auch natürliche Aromastoffe enthalten sein.
- Steht natürliches Aroma auf einem Produkt, dann müssen die enthaltenen Aromastoffe laut EU-Aromenverordnung in der Natur vorkommen und durch natürliche Verfahren hergestellt werden. Das können verschiedene Stoffe sein, die in Kombination am Ende den gewünschten Geschmack ergeben. Aus der Frucht, nach der das Fruchtgummi schmecken soll, muss das Aroma – anders als bei Bio-Produkten – nicht stammen, sondern lediglich aus einem in der Natur vorkommenden Stoff.
Um zu überprüfen, ob Fruchtgummis mit natürlichen Aromen auch wirklich nur natürliche Aromastoffe enthalten, haben wir sie in ein spezialisiertes Labor geschickt.
Von wegen "natürliches Aroma"
Bei dieser Laboranalyse fiel ein Produkt negativ auf: Laut Laborbefund enthält es zwei Stoffe, die unserer Meinung nach nicht den Vorgaben der Aromenverordnung für natürliche Aromastoffe entsprechen:
- Allylhexanoat: Dieser Stoff wurde zwar schon mal in Knoblauchkäse identifiziert, aber nicht direkt in der Natur nachgewiesen.
- γ-Undecalacton: Nach dem uns bekannten Stand der Wissenschaft wird es nicht in der nachgewiesenen Form auf natürliche Weise hergestellt.
Auch wenn die Einordnung des Allylhexanoats strittig ist, hätte hier unserer Kenntnis nach nicht ausschließlich "natürliches Aroma" in den Zutaten stehen dürfen. Zudem konnte uns der betroffene Hersteller nicht belegen, dass sein γ-Undecalacton natürlich hergestellt wurde.
Bio-Fruchtgummis mit zu wenig Himbeer-Aroma
Die bessere Alternative für (natürliche) Aromen sind aus unserer Sicht natürliche Frucht-Aromen, wie sie in Bio-Lebensmitteln Pflicht sind. In der Inhaltsstoffliste findet man sie beispielsweise als "natürliches Himbeer-Aroma" oder "natürliches Kirsch-Aroma".
Hier gibt es nämlich strengere Regeln: Sobald vor dem Aroma das Ausgangsprodukt genannt wird – also beispielsweise die Himbeere –, müssen die Aromastoffe auch zu 95 Prozent aus der Himbeere stammen, andere natürliche Aromastoffe dürfen nur bis zu einer Obergrenze von 5 Prozent beigemischt werden.
In einem Fall hat das Labor allerdings mehr als 5 Prozent Fremdaroma festgestellt. Die Angabe "natürliches Himbeer-Aroma" auf dem betroffenen Bio-Produkt trifft laut Aromenverordnung folglich nicht zu.
Viele vegane Fruchtgummis sprechen Kinder an
Darüber hinaus üben wir Kritik am Verpackungsdesign vieler Fruchtgummis. Denn: Ob putzige Früchte mit Kulleraugen, lustige Comic-Schlangen, bunte Feen und Einhörner – ein Großteil der veganen Fruchtgummis in unserem Test richten sich mit ihrer Produktaufmachung unserer Meinung nach an Kinder.
Und das, obwohl gezuckerte Süßigkeiten aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gar nicht für Kinder beworben werden sollten. Seit 2023 gibt es neue WHO-Leitlinien für den Schutz von Kindern vor ungesunder Lebensmittelvermarktung, an die sich Hersteller aus unserer Sicht halten sollten.
Wie schmecken die getesteten veganen Fruchtgummis?
Nun bleibt die Frage: Wie schmecken die veganen, sauren Fruchtgummis aus unserem Test eigentlich den Menschen, die sie am Ende kaufen? Anders als sonst, haben wir im Rahmen unserer Jubiläumsausgabe zu unserem 40-jährigen Bestehen nicht etwa geschulte Sensoriker den Geschmackstest machen lassen – sondern 30 Verbraucherinnen und Verbraucher.
16 zufällig ausgewählte Frauen und 14 Männer zwischen 22 und 62 Jahren durften den süßen und sauren Geschmack, das Mundgefühl und die Farbe der rot gefärbten Fruchtgummis aus jeder Packung bewerten – ohne zu wissen, welche Marke dahintersteckt.
Das Ergebnis: Es gibt klare Favoriten und einige, die nicht ganz so gut abschneiden. Die Mehrheit der veganen Fruchtgummis kommt bei den Testern gut an. Insgesamt 13 von 20 Fruchtgummis bewerten die Testenden im Gesamteindruck als "sehr positiv" oder "positiv". Welche veganen Fruchtgummis überzeugen, lesen Sie im ePaper.
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