18 E-Zigaretten und Liquids im Test

Auf dem falschen Dampfer

ÖKO-TEST Mai 2014 | | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 25.04.2014

18 E-Zigaretten und Liquids im Test

Rauchen ist out, Dampfen ist in - wird es doch als gesündere Alternative angepriesen. Unser Test zeigt jedoch: Auch den E-Zigaretten entströmen Krebsgifte.

Gibt es ein Grundrecht aufs Dampfen? Den Eindruck könnte gewinnen, wer sich im Internet über elektronische (elektrische) Zigaretten informieren will und dabei auf die Seite www.dampfertreff.de gelangt: "Liebe Gäste, die Dampfer brauchen Hilfe, damit E-Zigaretten nicht verboten werden bzw. so reguliert werden, dass ein freies Weiterdampfen unmöglich wird. Bitte lest und zeichnet diese EU-Bürgerinitiative (...)." Dahinter steckt eine "Europäische Initiative für freies Dampfen" (EFVI), die in einem Manifest für die E-Zigarette "eine Klassifizierung als Genussmittel, und zwar unabhängig vom Vorhandensein von Nikotin" fordert. Auch die Interessengemeinschaft E-Dampfen trommelt: Pressesprecher Volkmar Stendel will nicht tatenlos mit ansehen, "dass ein innovatives Produkt wie die E-Zigarette aus ideologischen Gründen verdrängt werden soll".

Die ganze Aufregung dreht sich um die überarbeitete Tabakproduktrichtlinie, für die EU-Parlament und Ministerrat im Februar und März 2014 grünes Licht gegeben haben, und die in den nächsten zwei Jahren von den Mitgliedsstaaten in nationales Recht umzusetzen ist. Deren Vorgaben sollen insbesondere Kinder und Jugendliche vom Griff zur Zigarette abhalten. Erstmalig gibt es aber auch Vorschriften für die nikotinhaltigen Flüssigkeiten, die Liquids, mit denen die elektronischen Zigaretten gefüllt werden. Sie werden Medizinprodukte, wenn die Nikotinkonzentration 20 mg/ml überschreitet und der Hersteller eine Entwöhnung vom Rauchen in Aussicht stellt. Andernfalls bleiben die Liquids - wie bisher - frei verkäuflich und unterliegen der Tabakgesetzgebung mit den gleichen Auflagen in Sachen Vermarktung und Abgabe wie andere Tabakprodukte.

"Ich hätte mir gewünscht, dass Liquids in E-Zigaretten grundsätzlich als Medizinprodukt gelten, kann aber mit der gefundenen Lösung gut leben", erklärt die Europa-Abgeordnete Dagmar Roth-Behrendt von der SPD auf ihrer Homepage. "Unverständlich und inkonsequent ist jedoch, dass es kein Verbot von Geschmacksstoffen in den Liquids elektronischer Zigaretten geben wird", bemängelt Roth-Behrendt. Dafür kann sie vor dem Hintergrund, dass es bislang keine Studien zu den möglichen Langzeitfolgen von E-Zigaretten gibt, kein Verständnis aufbringen.

Dr. Peter Liese, gesundheitspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, sieht in dem Vorschlag einen ausgewogenen Kompromiss und schreibt in einem Beitrag zum Verbraucherschutz: "Die E-Zigarette ist nicht unproblematisch, denn Nikotin macht abhängig. Daher sollte sie auf keinen Fall von Jugendlichen benutzt werden. Für starke Raucher, die anders nicht von der Zigarette wegkommen, ist sie allerdings eine Alternative. Deshalb dürfen wir sie nicht totregulieren."

Doch worum geht es eigentlich? 1965 bekam der Amerikaner Herbert A. Gilbert ein Patent für eine rauchlose Nicht-Tabak-Zigarette erteilt. Die Erfindung verlief jedoch im Sande. Vor gut zehn Jahren ließ sich dann der Chi...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Im Test landeten sechs gängige E-Zigaretten-Marken verschiedener Anbieter: je ein E-Zigaretten-Modell sowie je zwei Liquids mit einem Tabakaroma: ein als nikotinfrei deklariertes, das andere mit einem Nikotingehalt, der häufig als "hoch" oder "stark" bezeichnet wird.

Die Inhaltsstoffe

Untersucht wurden die E-Zigaretten und die Liquids als solche, sowie der Dampf, der beim Zusammenspiel der beiden entsteht. Schließlich können beim Verdampfen der Flüssigkeiten Krebsgifte wie Formaldehyd oder auch aromatische Kohlenwasserstoffe entstehen. Dass es dafür noch keine standardisierten Prüfverfahren gibt, hinderte uns nicht. Das von uns mit der Analyse beauftragte Labor schuf in aufwendiger Vorarbeit Voraussetzungen, um den Dampf unter realistischen, kontrollierten Bedingungen zu erzeugen und die Schadstoffe darin zu analysieren. Da die Liquids Aromen unbekannter Zusammensetzung enthalten, ließen wir sie auf allergene Duftstoffe und Menthol untersuchen. Herkömmlichen Tabakzigaretten wird Menthol zugesetzt, um das Inhalieren zu erleichtern.

Eine EU-Richtlinie regelt die Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (RoHS). Daher suchte ein anderes Labor in den Geräten mittels Röntgenfluoreszenzanalyse unter anderem nach Schwermetallen und Brom. Brom ist ein Bestandteil bromierter Flammschutzmittel.

Die Deklaration

E-Zigaretten sind kein hippes Spielzeug und die Liquids keine aromatisierten Süßigkeiten. Nikotin ist ein Gift und folglich sollten die Verpackungen auch entsprechende Warnhinweise tragen.

Die Bewertung

Wir haben Gesamturteile für den jeweiligen Anbieter vergeben, da dessen Produkte für die Untersuchung des Dampfes immer miteinander kombiniert wurden. Weil Regularien erst in den kommenden Jahren greifen werden, und wir das Dampfen nach derzeitiger Studienlage nicht für ein unbedenkliches Privatvergnügen halten, haben wir die strengen einzelnen Abwertungen nicht nur einfach zusammengezählt, sondern auch ein Gesamturteil für den Anbieter vergeben, das nicht besser sein kann als das schlechteste Testergebnis eines seiner Produkte.