Drücken Discounter die Preise, sind sie mitverantwortlich für Massentierhaltung und dafür, dass Bauern von ihrer Arbeit nicht leben können? Ja. Bekommen die Bauern mehr Geld, wenn ich Fleisch beim Metzger oder an der Frischtheke im Supermarkt kaufe? Nein. Ist zumindest die Qualität des Fleisches, für das ich mehr Geld bezahle, besser? Nein. Kann ich dann bedenkenlos billig kaufen? Nein. Was aber tun? Eine Antwort auf diese Frage ist nicht einfach. Doch der Reihe nach.
Im mittelfränkischen Herbolzheim bewirtschaftet Jürgen Dierauff einen Schweinemastbetrieb. Noch vor 30 Jahren, so erinnert sich der 43-Jährige, lebten in dem kleinen Dorf bei Neustadt an der Aisch zahlreiche Bauern von der Viehzucht. Doch je weniger die Verbraucher für ihr Fleisch bezahlen mussten, desto weniger kam bei den Bauern an. Erzielten Bauern 1974 laut Thünen-Institut - das ist eine selbstständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) - noch 45,8 Prozent aller Verkaufserlöse aus Fleisch und Fleischwaren, waren es 2011 nur noch 24,6 Prozent. Für die Viehzüchter hieß es also wachsen oder weichen: Und so starb die Viehhaltung in Herbolzheim nach und nach aus. Nur noch zwei Bauern leben heute dort von der Viehzucht. Einer von ihnen ist Dierauff - und damit sich seine Arbeit rentiert, braucht er einen perfekt organisierten, auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Mastbetrieb.
1.500 Schweine mästet Jürgen Dierauff in seinem Betrieb. Die drei Monate alten Ferkel kauft er beim Sauenhalter, ein Tier kostet rund 70 Euro. Zu Beginn der Mast bringen die Ferkel etwa 30 Kilogramm auf die Waage. Knapp fünf Monate später haben sie ein Lebendgewicht von bis zu 130 Kilogramm erreicht. Dann verkauft Dierauff die Schweine - 3.500 im Jahr. Als wir Schweineschnitzel gekauft haben, lag der Preis bei 1,60 Euro pro Kilo Schlachtgewicht. Das macht für Dierauff 152 Euro für ein durchschnittliches ausgewachsenes Schwein, das etwas mehr als 90 Kilogramm Schlachtfleisch auf die Waage bringt. Zur Erinnerung: Ein Ferkel kostet 70 Euro. Bleiben 82 Euro pro Tier für Futter und weitere Kosten wie Strom oder Stallkosten. Laut Wirtschaftlichkeitsberechnung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) für einen durchschnittlichen Schweinemastbetrieb ist aber ein Preis von 1,74 Euro pro Kilo Schlachtfleisch erforderlich, damit alle Kosten abgedeckt sind. Bei 1,60 Euro macht der Landwirt 13 Euro Verlust pro Schwein.
Im Durchschnitt lag der Schweinepreis im Jahr 2013 zwar immerhin bei 1,70 Euro, 2010 jedoch lediglich bei 1,41 Euro. Da kann es nicht verwundern, dass in der Massentierhaltung nach wie vor Zustände die Regel sind, die Verbraucher - wenn man sie befragt - mehrheitlich ablehnen. Denn Schweinemäster können nur von ihrer Arbeit leben, wenn sie effizient wirtschaften. Bei der konventionellen Schweinemast beinhaltet dies den Einsatz gentechnisch veränderter Futtermittel, ...