- Das ist erfreulich: Fingerfarben haben sich verbessert. 13 von 19 sind mit "sehr gut" empfehlenswert.
- In den anderen Fingerfarben im Test steckt mindestens ein Problemstoff, den wir kritisieren. Von vier Produkten raten wir ab.
- Wir kritisieren vor allem einige Inhaltsstoffe, die Allergien auslösen können.
Aktualisiert am 09.12.2021 | Mit Fingerfarben haben Kinder viel Spaß. Ob auf Fensterscheiben oder einem Blatt Papier – mit den Händen zu malen, ist etwas ganz anderes als mit Pinsel oder Stift. Schon ganz kleine Kinder können damit große Werke schaffen, und auch ältere Kinder experimentieren ab und an gern mit Farben an den Händen.
Fingerfarben wegen bedenklicher Stoffe in Schlagzeilen
Fingermalfarben fördern die Fantasie und Kreativität, sprechen mehrere Sinne an und trainieren die Motorik. Sie sind pädagogisch wertvoll. Doch leider gerieten Fingerfarben in der Vergangenheit immer wieder durch bedenkliche Inhaltsstoffe in die Schlagzeilen.
Unter anderem wegen primären aromatischen Aminen wie das krebsverdächtige Anilin oder das krebserregende o-Anisidin als Bausteine der eingesetzten Farbstoffe. Da die Kinder die Farben beim Malen für längere Zeit auf der Haut haben und die Farben auch mal ablecken, ist das besonders kritisch.
Fingerfarben im Test: Staedtler, Mucki & Co. im Vergleich
Auch bei ÖKO-TEST erzielten Fingerfarben in der Vergangenheit immer wieder katastrophale Ergebnisse. Im September 2013 rasselten beinahe alle Produkte mit "mangelhaft" und "ungenügend" durch den Test. In unserem jüngsten Test vor zwei Jahren kassierte rund ein Drittel der Produkte das Gesamturteil "ungenügend".
Insofern ist das Ergebnis unseres aktuellen Tests erfreulich: Mehr als die Hälfte der Fingerfarben im Test können wir mit "sehr gut" empfehlen. Die Messwerte für die problematischen Farbstoffbausteine lagen unter der Bestimmungsgrenze. Schlechte Ergebnisse gibt es aus anderen Gründen. Vier Fingermalfarben fallen im Test durch, zwei Mal vergeben wir nur ein "ausreichend".
Kritik an Konservierungsstoffen in Fingerfarben
Fingermalfarben sind anfällig für Keime. Deshalb setzen Anbieter Konservierungsstoffe ein. Diese können allerdings selbst zum Problem werden. In zwei Fällen sind wir auf Formaldehyd/-abspalter gestoßen. Das Problem: Formaldehyd reizt schon in geringen Mengen die Schleimhäute und kann Allergien auslösen.
Das von uns beauftragte Labor hat in zwei weiteren Fingerfarben auch Methylisothiazolinon (MIT) nachgewiesen. Und das, obwohl MIT nicht auf der Liste der zulässigen Konservierungsstoffe der gültigen EU-Norm DIN EN 71.7 steht.
Die gefundenen, recht geringen Gehalte sprechen nicht dafür, dass MIT widerrechtlich zur Konservierung der Fingermalfarben eingesetzt wurde, sondern vielmehr dafür, dass konservierte Rohstoffe MIT eingetragen haben.
Allergieauslösende Inhaltsstoffe in Fingermalfarben
Da Isothiazolinone Allergien auslösen und die Augen und Haut reizen können, haben sie unserer Meinung nach auch in geringen Mengen nichts in Fingerfarben zu suchen.
Allergieauslösend sind auch viele Stoffe, die zur Gruppe der halogenorganischen Verbindungen gehören. Daher kritisieren wir sie in drei Fingerfarben im Test. Eines dieser Produkte enthält zudem Natrium-Orthophenylphenol (E 232). Die phenolische Verbindung wird als Pilzhemmer eingesetzt, sie kann die Haut reizen.
Fingermalfarben sollen bitter schmecken
Das wars mit den Problemstoffen, die nicht in Fingermalfarben gehören. Jetzt kommen wir zu einem Inhaltsstoff, der unbedingt enthalten sein sollte. Und zwar: Denatoniumbenzoat. Kinder sollten nicht von den Farben naschen. Deshalb mischen die Anbieter Denatoniumbenzoat bei. Der Stoff gilt als bitterste bekannte Substanz überhaupt.
Es genügt eine sehr geringe Konzentration, um Kinder daran zu hindern, die Farben zu verschlucken. Alle von uns getesteten Produkte enthielten den synthetisch produzierten Stoff. Ein Labor testete für uns, ob auch die mit Wasser verdünnten Farben noch bitter genug schmecken. Das war bei allen Produkten der Fall.
Übrigens: Kein Grund zur Sorge, wenn Ihr Kind mal an den beklecksten Fingern leckt – Mit Absicht sollten Kinder die Fingermalfarben aber nicht trinken oder essen.
Grenzwert für krebsverdächtiges Anilin festgelegt
Unser aktueller Test zeigt: Fingerfarben haben sich verbessert. Nicht zuletzt, weil es kein Problem mehr mit dem krebsverdächtigen Farbbestandteil Anilin gibt. Hier hat sich dieses Jahr auch gesetzlich endlich etwas getan.
Die europäische Spielzeugrichtlinie schrieb lange keinen Grenzwert für Anilin fest, obwohl die EU ihn als krebsverdächtig einstufte. Im Juni 2021 hat die EU-Kommission endlich eine Änderung der Spielzeugrichtlinie verabschiedet, wonach in Fingermalfarben höchstens 10 mg/kg sowie in Textil- und Lederspielzeug höchstens 30 mg/kg nachweisbar sein dürfen.
In ihrer Entscheidung stützte sich die Kommission unter anderem auch auf die Ergebnisse "einer deutschen Verbraucherzeitschrift" – ÖKO-TEST. Wir kritisieren Anilin seit vielen Jahren.
ÖKO-TEST findet den Stoff regelmäßig – nicht nur in Fingermalfarben, sondern zum Beispiel auch in Textilien und Lederprodukten. Auf Anfrage der EU-Kommission hatten wir 2017 zusammengestellt, in welchen Kinderartikeln ÖKO-TEST Anilin nachgewiesen hat.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin Dezember 2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Weiterlesen auf oekotest.de:
-
Kinderzahnpasta im Test: Wie gut schlagen sich Elmex, Putzi & Co.?
- Feuchttücher-Test: Wie gut sind Pampers, Bübchen & Co.?
- Babygläschen im Test: Nur zwei Gemüsebreie sind empfehlenswert
- Wundschutzcreme im Test: Mineralöl in zwei bekannten Marken
- Babymatratzen-Test: Drei sind so weich, dass Babys ersticken könnten
- Badezusätze im Test: Diese Problemstoffe gehören nicht auf Kinderhaut