Fieberthermometer im Test: Nicht alle messen Fieber zuverlässig

Jahrbuch Kleinkinder 2017 | | Kategorie: Kinder und Familie | 02.01.2019

Fieberthermometer im Test: Wir können viele Thermometer für Kinder empfehlen.
Foto: Aleksandra Suzi/Shutterstock

Fieberthermometer gehören in nahezu jedem Familienhaushalt zur medizinischen Ausstattung. Wir haben 16 Produkte überprüft. Messen sie genau und sind schadstofffrei? Viele Fieberthermometer im Test können wir empfehlen, eins fällt aber auch durch. 

  • Mehr als die Hälfte der Fieberthermometer im Test bewerten wir mit "sehr gut", darunter sowohl Kontakt- als auch Infrarotthermometer.
  • Ein Fieberthermometer im Test fällt mit "mangelhaft" durch, zwei schneiden mittelmäßig ab. 
  • Alle getesteten Fieberthermometer für Kinder sind mit umweltschädlichem Brom belastet.

Aktualisiert am 19.01.2017; Einkauf Testprodukte Sep./Okt. 2015 | Wenn Eltern beurteilen wollen, wie schwer ihr fieberndes Kind erkrankt ist, spielt der Allgemeinzustand des kleinen Patienten grundsätzlich eine wichtigere Rolle als dessen exakter Temperaturwert. Das haben alle Kinderärzte betont, die wir nach Ratschlägen zum kränkelnden Nachwuchs gefragt haben.

Gleichwohl ist Fieber nach wie vor eines der wichtigsten Symptome für bakterielle Erkrankungen, Virusinfektionen oder etwa auch Immundefekte. Ein möglichst genaues Thermometer gehört deshalb als medizinische Basisausstattung in jeden Haushalt. 

Fieber messen mit Kontakt- und Infrarotthermometern 

Klassische analoge Quecksilberthermometer sind wegen ihres giftigen Inhalts seit 2009 in der EU verboten. Neben analogen Modellen mit Gallium und den weitverbreiteten digitalen Kontaktthermometern drängen vermehrt die deutlich teureren Infrarotthermometer auf den Markt. Letztere zeigen am Menschen in der Regel nicht direkt den Temperaturwert der gemessenen Stelle an, sondern berechnen beispielsweise noch die Umgebungstemperatur mit ein. 

Manche sind so konstruiert, dass sie den Wert für eine andere Körperstelle als die gemessene anzeigen, etwa den Referenzwert im Mund. Um zu sehen, was das eigene Infrarotthermometer tatsächlich ausgibt, lohnt sich also ein genauer Blick in die Gebrauchsanweisung. Auch digitale Kontaktthermometer geben nicht gleich direkt eine gemessene Temperatur aus, sondern errechnen aus den erfassten Messergebnissen binnen Sekunden den angezeigten Wert.

Fieberthermometer-Test: Viele sind "sehr gut"

Wir haben 16 Kontakt- und Infrarotthermometer eingekauft und auf Funktionalität und Schadstoffe in verschiedenen Laboren testen lassen. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Fieberthermometer im Test schneiden mit "sehr gut" ab, zwei weitere können wir mit "gut" empfehlen. Insgesamt zwei Fieberthermometer bewerten wir mittelmäßg, eins ist "mangelhaft". 

Ist das Kind krank, spielt der Allgemeinzustand eine wichtigere Rolle als der exakte Temperaturwert - das betonen Kinderärzte, die wir befragt haben.
Ist das Kind krank, spielt der Allgemeinzustand eine wichtigere Rolle als der exakte Temperaturwert - das betonen Kinderärzte, die wir befragt haben. (Foto: spass/Shutterstock )

Während Kontaktthermometer etwa für Preise zwischen 3,50 Euro und 6 Euro zu haben sind, kosten viele Infrarotthermometer rund 30 Euro oder mehr. Dafür müssen sie nicht in den Mund oder den Po gesteckt werden und funktionieren einige Sekunden schneller als digitale Kontaktthermometer. In der Praxis ließen wir die Ohr-Stirn-Thermometer im Ohrmodus untersuchen, der auch in Kliniken angewandt wird.

Die beiden Schnullerthermometer im Test haben keine wechselbaren Batterien und müssen über eine Minute in Babys Mund bleiben. Ein Glasthermometer zeigte im Labor schon nach 30 Sekunden die Temperatur an, sollte laut Anbieter aber mindestens vier Minuten lang messen.

Ein Fieberthermometer fürs Ohr misst ungenau

Zwei Fieberthermometer für Kinder im Test verfügen über eine praktische Displaybeleuchtung. Doch auch an den anderen Digitalthermometern lässt sich die Temperatur gut ablesen - auch wenn manches Display im Vergleich deutlich kleiner ist als das der Konkurrenz. Manche Modelle warnen ab einer gewissen Temperatur sowohl akustisch als auch optisch.

Alle Produkte erreichten in der Präzisionsmessung im exakt temperierten Wasserbad bei 36, 40 und 42 Grad Celsius jeweils eine Messgenauigkeit von weniger als 0,3 Grad Abweichung. Die im Labor verwendete Methode prüft, ob ein Thermometer einen vorgegebenen Temperaturwert präzise wiedergeben kann. Ohr-Stirn-Thermometer wurden jeweils mit Ohraufsatz getestet. Mit einem Ohrthermometer gelang es den Probanden allerdings nicht, unter Praxisbedingungen wiederholbare Ergebnisse zu erzielen.

Alle Fieberthermometer im Test mit Brom belastet

Brom wies das Labor auf jeder untersuchten Platine nach, es spielt in elektronischen Geräten als bromiertes Flammschutzmittel eine unrühmliche Rolle - es ist umweltschädlich. Das werten wir unter "Weitere Mängel" ab.

Ebenso abgewertet werden umweltschädliche chlorierte Verbindungen in der Verpackung. Abgesehen von diesen beiden müssen wir aber keine bedenklichen oder umstrittenen Stoffe bemängeln.

Fieberthermometer: Tipps zum Umgang und Kauf

  1. Insbesondere der Umgang mit Infrarotthermometern kann einige Übung erfordern. Deshalb ist es sinnvoll, sie schon im gesunden Zustand einmal auszuprobieren. So ist auch die "Normaltemperatur" an der jeweiligen Körperstelle bekannt und kann als Basis für spätere Messungen dienen.
  2. Ein Thermometer, bei dem die Batterie nicht auswechselbar ist, landet zwangsläufig im Müll. Auch wenn die zwei betroffenen Produkte im Test recht billig sind: besser eine umweltfreundlichere Alternative auswählen.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kleinkinder 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder 2017, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben. Dieser Test ist ursprünglich im ÖKO-TEST-Magazin Januar 2016 erschienen.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Wir haben 16 Fieberthermometer für den Hausgebrauch zu Preisen von 3,45 Euro bis knapp 48 Euro eingekauft. Digitalthermometer zum Messen in Mund oder Po sind ebenso vertreten wie Infrarotthermometer für Ohr und Stirn. Auch ein Glasthermometer mit Gallium landete im Einkaufskorb. Weil manche Eltern für ihre Kinder auf Schnullerthermometer zurückgreifen, haben wir auch zwei dieser Modelle getestet. 

Die Praxisprüfung: Im Labor wurde die Messgenauigkeit der Thermometer in einem genau temperierten Wasserbad beziehungsweise Hohlraumstrahler festgestellt. Außerdem wollten wir wissen, wie gut sich in der Praxis Messergebnisse wiederholen lassen. Dafür haben wir mehrmals die Temperaturen im Mund beziehungsweise für Infrarotthermometer im Ohr messen lassen: von Krankenpflegeschülern gegenseitig, von einer Laborexpertin an ihren beiden Kindern. Die Schnullerthermometer wurden zudem an Kleinkindern getestet. Auch die Messdauer der Thermometer und die Gebrauchsanweisungen haben wir berücksichtigt. 

Die Inhaltsstoffe: Aus den Thermometern könnte sich Nickel lösen, das wiederum Allergien auslösen kann, deshalb haben wir darauf geprüft. Auch wurden verdächtige Produkte auf hormonell wirksame oder organschädigende Weichmacher untersucht - und auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, von denen manche Krebs erzeugen. Die Platinen der Thermometer ließen wir auf Brom testen, da Hersteller sie gern mit bromierten Flammschutzmitteln ausrüsten, die ein Umweltproblem darstellen. Ebenfalls ein Umweltproblem und auf unserem Prüfplan: chlorierte Verbindungen wie PVC. 

Die Bewertung: Mit 70 Prozent fließt die Praxisprüfung, für die Messgenauigkeit und Wiederholbarkeit die größte Rolle spielen, in das Gesamturteil ein. Immerhin noch 30 Prozent machen die Inhaltsstoffe aus, schließlich kommen Thermometer direkt mit dem Körper in Kontakt und sollten schadstofffrei sein.

Jahrbuch Kleinkinder 2017
Jahrbuch Kleinkinder 2017

Jetzt Ausgabe als ePaper kaufen!