Superfoods werden meist als Pulver, Samen oder Extrakt angeboten. Sie sollen vorzugsweise Smoothies oder Müsli aufwerten. Chiasamen etwa sollen gegen Blutzuckerstress, Schlaganfallrisiko und Herzinfarktgefahr wirken. Gojibeeren und Moringablätter gelten als Anti-Aging-Mittel und Hanfsamen sollen Müdigkeit und Erschöpfung vertreiben.
Die Liste an Superfoods ließe sich beliebig fortsetzen. Allein wissenschaftliche Belege sucht man vergebens. Stattdessen wird mit hohen Gehalten an Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen oder Enzymen geworben. "Superfood wird meist ein besonders großes antioxidatives Potenzial nachgesagt", sagt Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Dieses lässt sich im Reagenzglas messen und wird gelegentlich als ORAC-Wert angegeben." ORAC bedeutet Oxygen Radical Absorbance Capacity und besagt, wie viele freie Radikale mit einem Gramm Saft oder Frucht neutralisiert werden können. "Die ORAC-Werte sind jedoch reine Laborwerte. Die bei der Messung ablaufende Reaktion findet so im menschlichen Körper gar nicht statt."
Dennoch stellt sich die Frage: Wenn die Produkte schon wenig bewirken, sind sie dann wenigstens unbedenklich? Zumindest bei Chiasamen ist man sich da offenbar nicht ganz sicher. So fehlen in Europa bislang Erfahrungen und Daten über die Auswirkungen eines langfristigen Verzehrs, weshalb die Ölsaat seit 2013 als neuartiges Lebensmittel zugelassen ist - verbunden mit der Auflage, die Samen ausschließlich vorverpackt und mit dem Hinweis auf eine maximale tägliche Aufnahme von 15 Gramm an den Verbraucher abzugeben. Uns interessierte in erster Linie die Belastung mit Schadstoffen. Wir ließen 21 Produkte einkaufen und in spezialisierten Laboren untersuchen.
21 Superfoods im Test: Das Testergebnis
Mineralöl, Blei und Cadmium, dazu überhöhte Funde von Pestiziden - so super, wie man es gern hätte, ist Superfood keineswegs. Im Gegenteil: Knapp zwei Drittel der Produkte fallen mit einem "ungenügend" oder "mangelhaft" durch. Nur vier Produkte - es handelt sich um Bio-Gojibeeren, Bio-Chiasamen und zwei Bio-Kokosöle - erreichen ein "sehr gut" beziehungsweise "gut".
In den Bio-Produkten Nature Moringa, Pulver und Veganz Weizengras-Pulver wurden mehrere Pestizide nachgewiesen. Da bislang jedoch weder für Moringablätter noch für Weizengras Rückstandshöchstmengen festgelegt wurden, orientieren wir uns wie das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart an den Grenzwerten für Kräutertees. Begründung: Auch bei den Pulvern handelt es sich um getrocknetes Blattgewebe und sie werden ähnlich verwendet. Die Folge: Die Kräutertee-Grenzwerte werden mehr oder weniger stark ausgeschöpft, in einem Fall sogar überschritten. Hinweise auf eine Missachtung von Bio-Richtlinien lassen sich trotzdem nicht ableiten, da die Gehalte in der Frischware, auf die zurück...