Aktualisiert am 19.10.2017 | "Nicht zu lange und nicht zu viel." Dr. Erwin Häringer findet klare Worte zum Trinken von Matetee. Und das nicht, weil der Arzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren an Mate grundsätzlich etwas auszusetzen hätte.
Es sei eben so, wie Paracelsus sagte: "Die Dosis macht das Gift." Und deshalb rät Häringer allen, die sich erhoffen, von Matetee schlanker zu werden, ihn nur zur Unterstützung zu trinken, höchstens ein bis zwei Tassen am Tag. "Eine Tasse Mate kann durchaus das Hungergefühl hemmen. ‚Viel hilft viel' ist aber in diesem Fall nicht richtig", sagt er.
Denn ob man tatsächlich ein paar überschüssige Pfunde verliert, liege an vielen anderen Faktoren wie etwa genug körperlicher Bewegung. Für Häringer gibt es auch einen großen Unterschied, wie und warum Matetee getrunken wird. "Mate wird in Südamerika häufig in Gesellschaft getrunken, die Menschen nehmen sich Zeit und kommen dadurch auch zur Ruhe. Das allein schon ist gut für das eigene Wohlbefinden", betont er.
Matetee kann mit Anthrachinon belastet sein
Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel führt Matetee als traditionelles pflanzliches Medizinprodukt. Dabei gilt Mate als Muntermacher. Verantwortlich für die anregende Wirkung ist vor allem die Inhaltsstoffkombination aus Coffein, Theobromin und Theophyllin. In Mate ist das Coffein gebunden und wird nur langsam freigesetzt. Die anregende Wirkung ist nicht so stark wie im Kaffee, hält aber länger an. Aber aufgrund dieser Inhaltsstoffe rät Häringer Schwangeren oder Patienten mit Herz-Rhythmus-Störungen von Matetee ab.
Vor ein paar Jahren haben Labore das erste Mal Anthrachinon in Tee und Kräutertee nachgewiesen. Noch ist nicht abschließend geklärt, auf welchen Wegen der Stoff dort hineinkommt. Als Pflanzenschutzmittel ist Anthrachinon seit 2009 in der EU nicht mehr zugelassen. Denn Tierversuchsstudien zeigen, dass Anthrachinon krebserregend auf Niere und Leber wirken kann.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft die Substanz als mögliches Kanzerogen für den Menschen ein. Anthrachinon entsteht aber auch bei der unvollständigen Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle. Damit werden in Südamerika, wo Mate angebaut und meistens auch weiterverarbeitet wird, die Trocknungsanlagen beheizt. Über die Abluft kann Anthrachinon auf den Matetee übergehen.
Räuchern und Rösten können Belastung erhöhen
Im Handel werden gerösteter und grüner Mate angeboten, Letzterer entweder geräuchert oder ungeräuchert. Sowohl das Räuchern als auch das Rösten können die Anthrachinonbelastung erhöhen. Gerösteter Matetee wird zum Beispiel nach der Ernte in Drahttrommeln über offenem Feuer gedreht.
Welche Schadstoffe zusätzlich in den Matetee gelangen können, haben wir in unserem Test anhand von 14 Produkten untersucht, darunter eine Hälfte aus konventionellem, die andere Hälfte aus ökologischem Anbau.
Wie schlagen sich die Matetees im Test?
- Leider einseitig schlecht: Elf von 14 Matetees sind "ungenügend". Umso erfreulicher, dass zwei der besseren Produkte sogar "sehr gut" sind.
- Nicht verkehrsfähig sind gleich neun Matetees. Und das, weil zu viel Anthrachinon enthalten ist. Trotz der Einberechnung einer Messtoleranz von 50 Prozent überschreiten alle neun die gesetzliche Rückstandshöchstmenge von 0,02 mg/kg. Die von uns getesteten Produkte dürften deshalb nicht in Deutschland verkauft werden.
- Auch in zwei weiteren Produkten hat das beauftragte Labor Gehalte über dem Grenzwert nachgewiesen. Wird die Messtoleranz einbezogen, liegen diese aber noch im gesetzlichen Rahmen.
- Wie der als potenziell krebserregend eingestufte Stoff aber überhaupt in diesen hohen Mengen in den Matetee hineinkommt, ist nicht abschließend geklärt. Naheliegend ist, dass der Stoff bei der unvollständigen Verbrennung fossiler Brennstoffe entsteht und über die Abluft von Trocknungsanlagen auf den Tee übergeht. Für die Einordnung als "Pestizidrückstand" ist es laut EU-Verordnung unerheblich, ob Anthrachinon als Pflanzenschutzmittelwirkstoff eingesetzt wird oder auf anderen Wegen in das Lebensmittel gelangt.
Weitere Pestizide in Matetees entdeckt
Gleich zwei Pestizide über dem Grenzwert stecken in einem Matetee im Test. Beide aber – unter Berücksichtigung der Messtoleranz – im erlaubten Rahmen. Aber "erlaubt" bedeutet nicht automatisch "unbedenklich". Für das hier eingesetzte Insektizid Imidacloprid gibt es laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Hinweise, dass es die Entwicklung des menschlichen Nervensystems schädigen kann.
Ein anderer Matetee weist Spuren des Pestizids Biphenyl auf. Biphenyl ist nicht zur Anwendung im ökologischen Anbau zugelassen. Aber selbst bei Einhaltung aller Rechtsvorschriften könnten Spuren von Biphenyl im Kräutertee und Tee zufällig und technisch unvermeidbar auftreten, schreibt der Bundesverband Naturkost Naturhandel (BNN). Für Biphenyl in Bio-Lebensmitteln gilt daher ein BNN-Orientierungswert von 0,05 mg/kg im Ausgangsprodukt. Diesen Wert überschreitet der Matetee nicht.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin Februar 2017 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2018 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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