- Im Test: 20 vegane Joghurts. Alle Produkte sind einem fruchtfreien Naturjoghurt nachempfunden und größtenteils ungesüßt.
- Mit Bestnote können wir zehn vegane Joghurts im Test empfehlen.
- In einigen Joghurtalternativen stecken Zusatzstoffe wie Phosphate oder Aromen. In einem hat das beauftragte Labor das Spritzgift Glyphosat gefunden.
Aktualisiert am 09.12.2021 | Von wegen Joghurt geht nur mit Milch: Der Markt ist erfinderisch und bietet einer wachsenden Zahl von Kunden, die sich vegan ernähren oder Milch reduzieren möchten, längst eine große Auswahl an Alternativen.
Da gibt es beispielsweise Zubereitungen auf Basis von Soja, Mandel, Hafer, Kokos, Cashew oder Lupine. Alle sind einem fruchtfreien Naturjoghurt nachempfunden. Auffällig: Keiner von ihnen wird auf der Verpackung als Joghurt bezeichnet.
Veganer Joghurt darf eigentlich so nicht heißen
Grund dafür ist ein Urteil des EU-Gerichtshofs aus dem Jahr 2017. Demnach dürfen rein pflanzliche Produkte grundsätzlich nicht unter Bezeichnungen wie "Milch", "Käse" oder "Joghurt" vermarktet werden.
Die Hersteller sind daher sehr erfinderisch und nutzen bei Soja, Kokos oder Lupinen die Bezeichnungen "Sojagurt", "Kokosghurt" oder "Lughurt". Zum Glück sind wir keine Hersteller und benennen keine Produkte, wir sagen also einfach veganer Joghurt.
Vegane Joghurts auf Basis von Mandel, Hafer & Co. im Test
Wir haben 20 Zubereitungen auf Basis von Soja, Mandel, Hafer, Kokos, Cashew oder Lupine eingekauft und in die Labore geschickt. Im Fokus: Inhaltsstoffe und Geschmack. Insgesamt können wir zehn Produkte mit "sehr gut" empfehlen.
Was ist im Detail aufgefallen? In einem veganen Joghurt im Test steckt das krebsverdächtige Spritzmittel Glyphosat. Es stammt vermutlich aus der konventionell angebauten Hauptzutat Soja. In allen übrigen Produkten hat das Labor keine Pestizide gefunden.
Unnötige bis problematische Zusätze gefunden
Die Beigabe von Aromen ist ein Trick, um die Produkte geschmacklich etwas aufzupeppen. In einigen Produkten werten wir diesen Zusatz ab. Viermal schmeckten die Sensoriker eine vanilleartige Aromanote heraus, einmal eine leichte Keksnote.
Wir sind der Meinung: Aromenzusätze sind häufig unnötig und widersprechen hier zudem der Auslobung "Natur", die diese Produkte tragen. Wenn der Verbraucher es fruchtig oder vanillig mag, greift er zu einer Fruchtjoghurt- und nicht zu einer Naturjoghurt-Alternative.
Den Zusatz von synthetischen Vitaminen halten wir, zumindest teilweise, für überflüssig. Drei Produkten sind Vitamin D und B2 beigefügt. Bei einer gesunden, ausgewogenen Ernährung benötigen vegan lebende Menschen aus unserer Sicht davon keine Ergänzung. Anders bei Vitamin B12, das nur in tierischen Lebensmitteln steckt: Diesen Zusatz werten wir nicht ab.
Phosphatsalz in veganen Joghurts kritisieren wir
Wir sind zudem auf Phosphate gestoßen, die in fünf veganen Joghurts enthalten sind. Sie sind in Form von Calciumphosphat eingesetzt – zur Anreicherung mit Calcium. An diesem Mineralstoff kann es bei einer veganen Ernährung ebenfalls mangeln.
Daher ist ein Calciumzusatz an sich in Ordnung, jedoch nicht als Phosphatsalz. Denn Phosphate können den Phosphatspiegel im Blut erhöhen, was das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall steigern kann.
So schmecken die veganen Joghurts
Wir wollten auch wissen, ob die milchfreien Alternativen geschmacklich mit den Originalen mithalten können. Dazu haben geschulte Sensoriker die veganen Joghurts verkostet. Ergebnis: Die Geschmacksexperten hatten kaum etwas zu kritisieren.
Die allermeisten wiesen den für Joghurt typischen, säuerlichen Geschmack auf. Akzeptieren muss man allerdings eine Beinote nach der jeweiligen Hauptzutat, also zum Beispiel Hafer, Mandel oder Kokos.
Verdickende Zutaten sollten nicht stark durchschmecken
Einen Joghurt ohne Milch herzustellen, ist durchaus knifflig. Die pflanzlichen Ausgangsstoffe haben, abgesehen von Soja, weniger Eiweiß. Die cremige Konsistenz von Milchjoghurt entsteht allerdings durch die natürliche Bindung von Eiweiß.
Um die Cremigkeit dennoch zu erreichen, setzen Hersteller von Vegan-Alternativen oft verdickende Zutaten ein, etwa Guarkernmehl, aber auch Stärke. Zu stark durchschmecken sollte letztere Zutat allerdings nicht. Eine störende, deutliche Stärkenote machten die Sensoriker in zwei Produkten aus. Beiden Produkten ist Tapiokastärke beigemischt.
Bei einer weiteren Joghurt-Alternative schmeckten die Sensoriker eine untypische stark fruchtig-säuerliche Note heraus. Diese lässt sich auf die Zutat Traubensaftkonzentrat zurückführen.
Haferflocken zum Naturjoghurt?
Naturjoghurt wird zum Frühstück oder als Snack auch häufig mit Haferflocken vermischt. Diese stecken voller Vitamine und Eiweiß und sind damit eigentlich gesund. In unserem Test fielen aber einige Produkt negativ auf: Sechs von 24 überprüften Marken waren deutlich mit Nickel belastet, ein paar enthielten Schimmelpilzgifte, und es gab teils Probleme mit Mineralölbestandteilen.
Gleichzeitig gibt es aber auch zehn Produkte, die wir mit Bestnote bewerteten. Mehr zum Test lesen Sie hier: Haferflocken im Test: Nickel, Schimmelpilzgifte und Mineralöl gefunden.
So entsteht der säuerlicher Geschmack
Übrigens: Für den säuerlichen Geschmack von Joghurt sind Kulturen aus Milchsäurebakterien verantwortlich. Sie wandeln Milchzucker (Lactose) in Milchsäure (Lactat) um. Dieser Prozess heißt Fermentation. Für den Joghurt- typischen Geschmack wird dieses Prinzip auch in veganen Alternativen eingesetzt.
Die Milchsäurebakterien verzehren darin allerdings keinen Milchzucker, sondern den Zucker der jeweiligen pflanzlichen Hauptzutat, zum Beispiel Saccharose. Damit die Erzeugnisse wirklich vegan sind, müssen die Kulturen vorher auf veganem Nährboden gewachsen sein. Das ist bei allen Produkten im Test der Fall.
Diesen Test haben wir zuletzt im Spezial Vegetarisch & Vegan 2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Vegane Wurst im Test: 13 Aufschnitte sind "mangelhaft" oder "ungenügend"
- Tofu im Test: Umweltfreundlich und gesund?
-
Hafermilch-Test: Ist das Trendgetränk als Milchersatz zu empfehlen?
-
Vitamin B12: Bei Mangel helfen diese Präparate
- Vegane Butter im Test: Das sind die 3 großen Probleme der Trendprodukte
-
Vorsicht bei Verzehr: Paranüsse sind radioaktiv belastet