Der Wasserkocher bringt Wasser – etwas – schneller zum Kochen als der klassische Elektroherd, das ist klar. Aber ist der Griff zum Kocher auch energiesparender als der zum Kochtopf?
Wenn Sie nur kleinere Mengen Wasser erhitzen wollen, um sie direkt zu verwenden – beispielsweise für eine Tasse Tee oder eine Instant-Suppe –, lautet die Antwort: Ja, der Wasserkocher spart hier normalerweise ein klein wenig Energie und damit ein klein wenig Geld.
Denn: Beim kleineren Kocher geht nicht so viel Energie verloren wie beim größeren Topf, zumal der Wasserkocher sich zu einem optimalen Zeitpunkt abschaltet.
Wer über einen Induktionsherd verfügt, dort nur einen kleinen Topf samt Deckel aufsetzt und den Herd rechtzeitig wieder abschaltet, dürfte allerdings kaum einen Unterschied messen können. Genaueres hängt natürlich davon ab, welcher Wasserkocher, Herd, Topf und Deckel jeweils konkret verwendet und verglichen werden. Weil nur das Auskunft darüber gibt, wie verlustfrei die elektrische in thermische Energie – also: Strom in Wärme – umgewandelt werden kann. Pauschale Aussagen sind deshalb knifflig, Riesengewinne zugunsten des Kochers sind aber sicher nicht möglich.
Nachgerechnet: 4 Euro im Jahr könnten drin sein
Als schlechte Nachricht kommt hinzu: Selbst wenn Sie zwischen Wasserkocher und Kochtopf eine Energieersparnis erzielen (was durchaus vorstellbar ist), wird sie nicht besonders beeindruckend ausfallen. Denn: Ein Wasserkocher, der beispielsweise drei Minuten mit 2.000 Watt läuft, um einen Liter Wasser zu erhitzen, verursacht Energiekosten von rund vier Cent (bei einem Strompreis von 0,40 Euro/kWh).
Gesetzt, der Elektroherd benötigt für die gleiche Leistung ein Drittel mehr Energie (was ein plausibler Wert ist), entspricht das Mehrkosten von 1,3 Cent pro Durchlauf. Gesetzt, Sie greifen im Jahr 250-mal zum Kocher statt zum Topf, sparen Sie auf diese Weise: 3,34 Euro jährlich, vielleicht auch 4 Euro, wenn ihr Herd etwas ineffizienter arbeitet.
Nun sind 4 Euro natürlich nicht nichts – aber doch kein Vergleich zu den Beträgen, die Sie an anderer Stelle im Haushalt herausholen können, wenn sie dort auf effiziente Stromsparmaßnahmen setzen. Tipps: Strom sparen: Diese Tipps bringen richtig Geld
Nudelwasser mit dem Wasserkocher erhitzen?
Und was war mit dem zu Beginn genannten Beispiel, bei dem Wasser zuerst im Kocher erhitzt und erst dann in den Topf geschüttet wird, um beispielsweise Nudeln, Kartoffeln oder Reis zu kochen? Die Antwort: Hier ist ungefähr so viel zu holen wie zu verlieren.
Schuld ist die Physik! Denn: Beim Erwärmen des Wassers unter küchenüblichen Bedingungen erwärmt sich immer auch das "Gefäß", in dem das Wasser erhitzt wird, also der Topf oder das Material des Wasserkochers (sei es Plastik, Metall oder Glas). Wer sein heißes Wasser im Kocher erhitzt und anschließend umschüttet, muss aber zwei dieser "Gefäße" erwärmen statt einem – die Folge ist ein erster Energieverlust.
Ein zweiter Energieverlust tritt ein, wenn das heiße Wasser umgeschüttet wird: Dabei "verdampft" zusätzlich Energie (in Form von Wasserwölkchen) in Richtung Küchendecke.
Die Antwort: Spart Zeit, aber eher kein Geld
Physikalisch dürfte die "Umschütt-Methode" also im besten Fall ein Nullsummenspiel sein. Der einzige Vorteil: Sie sparen ein bis zwei Minuten Zeit, weil der Wasserkocher in aller Regel schneller arbeitet als der Herd.
Unser Rat deshalb: Nudel- oder Kartoffelwasser am besten gleich im Kochtopf erhitzen (natürlich mit Deckel).
Energie sparen beim Wasserkocher
Das alles heißt übrigens nicht, dass man mit dem Wasserkocher nicht doch ein wenig Energie sparen könnte! Man muss das Gerät dazu allerdings so effizient wie möglich nutzen.
Unsere Tipps dazu:
- Wenn Sie mehr Wasser erhitzen, als Sie später benötigen, wird Energie verschwendet. Brauchen Sie beispielsweise nur eine Tasse heißes Wasser, nutzen Sie die Tasse zunächst, um die richtige Menge abzumessen. Und gießen Sie sie dann in den Wasserkocher.
- Manche Kocher schalten sich erst ab, wenn das Wasser schon ein paar Sekunden kocht; in anderen Fällen benötigen Sie vielleicht gar kein kochendes, sondern nur relativ heißes Wasser (z.B. für grünen Tee). Im beiden Fällen lohnt es sich, das Gerät manuell etwas früher auszuschalten, als es das von selbst tun würde.
- Verkalkte Wasserkocher benötigten mehr Zeit und Energie, um Wasser zu erhitzen, weil die Kalkschicht isolierend wirkt. Sie sollten Ihren Wasserkocher deshalb regelmäßig entkalken.
- Vermeiden Sie Wasserkocher mit Stand-by-Verbrauch (erkennbar z.B. an einer Digitalanzeige, die sich nicht abschalten lässt) oder stecken Sie diese nach jedem Gebrauch aus. Mehr Tipps gegen unsichtbare Stromdiebe gibt's hier – einfach auf den folgenden Kasten klicken:
Energie sparen mit dem Wasserkocher – Fazit
Unser Fazit: Ja, man kann unter den richtigen Umständen ein paar Euro im Jahr sparen, wenn man grundsätzlich zum Wasserkocher greift (was viele ohnehin tun werden, weil es bequem ist).
Richtig Geld (oder Energie) lässt sich damit im Haushalt aber nicht sparen. Lukrativ wird es erst an anderen Stellen – zum Beispiel beim Heizverhalten, wo hunderte Euro im Jahr drin sind. Mehr erfahren Sie in: Richtig heizen: Tipps, mit denen Sie Geld und Energie sparen
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