Die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat könnte nach einem Vorschlag der EU-Kommission verlängert werden. Dem Dokument zufolge könnte das Mittel zehn weitere Jahre eingesetzt werden. Der Entwurf wird am Freitag mit den EU-Staaten erörtert.
"Unser Vorschlag basiert auf wissenschaftlich fundierten Informationen", sagte ein Sprecher der EU-Kommission heute. Für den Einsatz sind den Dokumenten zufolge bestimmte Bedingungen vorgesehen, etwa Maßnahmen zur Risikominderung. Dabei geht es etwa darum, zu verhindern, dass Glyphosat bei der Anwendung stark verweht wird.
Kommt das Glyphosat-Verbot auf EU-Ebene?
Glyphosat ist EU-weit bislang noch bis 15. Dezember 2023 zugelassen. Umweltschutzorganisationen sehen in Glyphosat Gefahren für Menschen und Umwelt. Hersteller Bayer weist das zurück.
Ende Juli hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) eine Untersuchung veröffentlicht, in der sie keine inakzeptablen Gefahren, aber Datenlücken in mehreren Bereichen gesehen hatte. Für ihre Untersuchung hatte die Behörde eigenen Angaben zufolge Tausende Studien und wissenschaftliche Artikel betrachtet. Zu den Aspekten, die nicht abschließend geklärt werden konnten, gehören laut Efsa etwa ernährungsbedingte Risiken für Verbraucher, die Bewertung der Risiken für Wasserpflanzen sowie mögliche Auswirkungen auf den Artenschutz.
Ein Bündnis aus Umweltverbänden hatte schon in der vergangenen Woche eine Petition mit dem Titel "Glyphosat-Verbot jetzt" beim Bundeslandwirtschaftsministerium eingereicht und Umweltministerin Lemke sowie Landwirtschaftsminister Özdemir aufgefordert, bei der anstehenden EU-Abstimmung gegen eine Glyphosat-Wiederzulassung zu stimmen.
"Solange nicht ausgeschlossen werden kann, dass Glyphosat der Biodiversität schadet, sollte die Genehmigung in der EU auslaufen", sagte Cem Özdemir. Eine vielfältige und intakte Pflanzen- und Tierwelt sei die Voraussetzung für sichere Ernten. Er werde sich mit Partnern in der EU dazu nun austauschen.
Glyphosat-Aus für Deutschland angedacht
Deutschland möchte Glyphosat ab Anfang 2024 nicht mehr zulassen – so steht es zumindest im Koalitionsvertrag. Auch wenn die Zulassung auf EU-Ebene verlängert würde, könnte das Mittel in der Bundesrepublik damit möglicherweise verboten werden.
Der CDU-Agrarexperte Norbert Lins bezeichnete den Vorschlag der Kommission als wichtigen Schritt für die Landwirtschaft. "Selten wurde ein Wirkstoff so genau untersucht wie Glyphosat", teilte er mit. Grünen-Abgeordnete Jutta Paulus kritisiert hingegen: "Die Gesundheit von Millionen Europäerinnen und Europäern droht für weitere 10 Jahre aufs Spiel gesetzt zu werden. Angeliki Lysimachou von der Organisation Pesticide Action Network (PAN) Europe ergänzt: "Die Interessen der Industrie haben eindeutig Vorrang vor Gesundheit und Umwelt."
Eine Entscheidung über die Verlängerung im zuständigen Ausschuss, in dem auch Vertreter der EU-Staaten sitzen, wird nicht vor Mitte Oktober erwartet.
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