Vegane Kosmetik: Das sind die Alternativen zu Tierleid

Spezial Vegetarisch und Vegan 2022 | Autor: Annette Dohrmann | Kategorie: Kosmetik und Mode | 08.11.2022

Vegane Kosmetik liegt im Trend.
Foto: Krakenimages.de/Shutterstock

Nicht nur auf dem Teller wird es zunehmend pflanzlich. Auch aus immer mehr Tiegeln, Tuben und Cremedosen verschwinden vom Tier gewonnene Rohstoffe. Aber welche veganen Alternativen in Kosmetik gibt es? Wir stellen einige vor. 

  • Vegane Kosmetik verzichtet auf Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs, darunter Bienenwachs, Keratin oder den aus Läusen gewonnenen Farbton Karmin. 
  • Stattdessen setzen die Hersteller auf pflanzliche, mineralische oder synthethische Alternativen. Aber aufgepasst: Diese sind nicht zwingend gut für die Umwelt.
  • Orientierung im Produktdschungel bieten die verschiedenen Naturkosmetik-Siegel. 

Wer sich pflanzenbasiert ernährt, will meist auch bei Kosmetik keine Kompromisse eingehen und legt konsequenterweise Wert darauf, dass sein Duschgel, die Gesichtscreme, das Deo oder die Schminke keine tierischen Zutaten enthalten.

So rasant, wie sich der Markt für pflanzliche Lebensmittel und Ersatzprodukte seit einiger Zeit entwickelt hat, ist auch vegane Kosmetik längst aus der Nische herausgewachsen.

Alternativen für Bienenwachs, Karmin & Co.

Heißt: So wie es inzwischen für viele Menschen selbstverständlich geworden ist, Fleisch, Wurst, Fisch, Käse, Eier, Milch oder Butter zumindest hin und wieder vom Speiseplan zu streichen und durch pflanzliche Lebensmittel zu ersetzen, werden immer mehr Kosmetikmarken Inhaltsstoffe wie Bienenwachs, Keratin oder den aus Cochenille-Läusen gewonnenen Farbton Karmin aus ihren Rezepturen verbannen und alternativ pflanzliche, mineralische oder synthetische Substanzen verwenden.

Selbst Anbieter hochpreisiger Anti-Aging-Kosmetik, die für ihre Cremes, Seren und Nahrungsergänzungsmittel häufig auf Zutaten tierischen Ursprungs wie Kollagen, Elastin oder Fibrostimulin K zurückgreifen, stützen ihre Wirkversprechen gegen Falten inzwischen oft auf Powerstoffe aus dem Pflanzenreich.

Bienenwachs wird von Kosmetikherstellern gerne in Lippenpflegestiften verwendet. Doch es gibt auch pflanzliche Alternativen.
Bienenwachs wird von Kosmetikherstellern gerne in Lippenpflegestiften verwendet. Doch es gibt auch pflanzliche Alternativen. (Foto: Prostock-studio/Shutterstock)

Vegane Kosmetik nicht automatisch umweltfreundlich

Dass "vegan" dabei jedoch nicht automatisch "natürlich", "umweltfreundlich" oder "unbedenklich" bedeutet, haben unsere Tests in der Vergangenheit offengelegt. Der Grund ist, wie so oft, der Preis. Pflanzliche und mineralische Substanzen, wie Naturkosmetikanbieter sie verwenden, sind meist um einiges teurer als synthetische Kosmetikbestandteile, auf die Hersteller konventioneller Kosmetikmarken gern zurückgreifen.

So kann es dann auch sein, dass in einer veganen Handcreme natürliches Bienenwachs durch günstige erdölbasierte Paraffine ersetzt ist, Keratin in der Haarspülung durch umweltbelastende Silikonöle oder das Läuseblutpigment Karmin in Lippenstiften durch bedenkliche Azo-Farbstoffe.

Vegane oder tierversuchsfreie Produkte erkennen

Um sicherzugehen, dass Kosmetik vegan oder zumindest tierversuchsfrei ist, kann man sich an den folgenden Labels orientieren.

  • Frei von tierischen Inhaltsstoffen...

... ist Kosmetik, wenn sie mit der Veganblume zertifiziert ist. Vergeben wird das Siegel von der Vegan Society England. Es schließt Rohstoffe und Zusätze tierischen Ursprungs aus, ebenso wie Tierversuche.

Mittlerweile sind weltweit mehr als 60.000 Produkte mit der Veganblume gelabelt – neben Kosmetika auch Lebensmittel oder Kleidung. Auch von der Tierschutzorganisation Peta gibt es das Gütesiegel für Tierversuchsfreiheit mit dem Zusatz "vegan" für vegane Inhaltstoffe.

  • Frei von Tierversuchen

Eine Reihe von Gütesiegeln garantiert Tierversuchsfreiheit über die gesetzlichen Regelungen der EU hinaus – keines von ihnen steht jedoch für vegane Kosmetik: Der Hase mit der schützenden Hand, vergeben vom Internationalen Herstellerverband gegen Tierversuche in der Kosmetik (IHTK), garantiert, dass die verwendeten Rohstoffe seit 1979 nicht am Tier getestet wurden.

Der Leaping Bunny wurde von internationalen Tierschutzorganisationen ins Leben gerufen; teilnehmende Unternehmen legen selbst den Stichtag fest, seit dem sie für alle Rezepturbestandteile auf Tierversuche verzichten.

Peta Approved Global Animal Test Policy heißt jetzt das Label der Tierschutzorganisation Peta – bei gleichen Kriterien löst es das bisherige Crueltyfree-Siegel ab.

Gut gepflegt ohne tierische Inhaltsstoffe 

Veganblume, Hase mit der schützenden Hand und Leaping Bunny: So sehen die Labels aus.
Veganblume, Hase mit der schützenden Hand und Leaping Bunny: So sehen die Labels aus. (Foto: ÖKO-TEST )

Von Bienenwachs bis Cholesterol: Die Alternativen 

Die Kosmetikindustrie hat inzwischen für viele Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs pflanzliche Alternativen parat. So zum Beispiel für die folgenden Stoffe:  

  • Bienenwachs

Das Wachs aus Bienenwaben ist reichhaltig, rückfettend und filmbildend. Vor allem in Naturkosmetik ist es ein beliebter Ersatz für erdölbasierte Fette, zum Beispiel in Lippenstiften oder Salben. Es wird aus Bienenwaben gewonnen, stammt also nicht vom toten Tier. In veganen Kosmetikprodukten ersetzen es pflanzliche Alternativen wie Carnauba- oder Candelillawachs oder pflanzliche Öle von Avocados und Kokosnüssen.

  • Caprinsäure

Die Fettsäure wird aus Kuh- und Ziegenmilch hergestellt und zum Beispiel für Parfum und Seife genutzt. Caprinsäure lässt sich aber auch aus Palm- und Kokosnussöl gewinnen.

  • Chitin/Chitosan...

werden aus Panzern und Schalen von Krebstieren gewonnen. Sie dienen als Verdickungs- und Feuchthaltemittel und geben Haarfestigern Stabilität. Auch Agar-Agar, Johannisbrotkernmehl und Xanthan binden Flüssigkeiten, Glycerin aus pflanzlichen Fetten spendet Feuchtigkeit. Inzwischen wird Chitosan aber auch aus Pilzen hergestellt.

  • Cholesterol... 

wird vielfältig in Kosmetik eingesetzt: als Emulgator, Tensid oder Viskositätsregler – und es schützt die Produkte vor Licht. Cholesterol kann synthetisch hergestellt werden, wird aber auch aus tierischen Fetten, Eigelb und Blut gewonnen. Eine Alternative sind pflanzliche Sterole aus Soja.

Das Sekret der Zibetkatze wird häufig für die Herstellung von Parfüm verwendet.
Das Sekret der Zibetkatze wird häufig für die Herstellung von Parfüm verwendet. (Foto: Parkpoom Kotcharat/Shutterstock)

Von Civet bis Fibrostimulin K: Die Alternativen

  • Civet/Zibet

Das moschusartige Sekret wird aus den Drüsen der Zibetkatze gewonnen und dient als Duftstoff und wird häufig zur Herstellung von Parfüm eingesetzt. Labdanumöl vom Zistrosenstrauch ist eine pflanzliche Alternative.

  • Cysteine/Cystin

Der Eiweißstoff ist im Keratin von Haaren und Hörnern enthalten. Es wird für Haarpflegeprodukte und Salben genutzt. Cystin kann biotechnologisch aus Zucker hergestellt werden. Dabei kommen jedoch gentechnisch erzeugte Mikroorganismen zum Einsatz.

  • Eier

Eigelb und Eiweiß sind nährende Zutaten in Shampoos und Hautcremes. Pflanzliche Eiweiße können auch aus Soja, Lupinen, Erbsen oder Weizen gewonnen werden.

  • Elastin

Das Eiweiß aus der Nackensehne von Rindern soll als Cremezutat die Haut straffen. Pflanzliche Alternativen sind Eiweiße aus Soja und Weizen.

  • Fibrostimulin K...

dient als Antifaltenwirkstoff und ist in Kälberblut enthalten. Für Pflanzenkosmetik wird es als Fibrostimulin P aus Kartoffeln gewonnen.

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Von Fischschuppen bis Glycerin: Die Alternativen

  • Fischschuppen/Guanin

Ist in schimmernder Kosmetik wie Nagellack und Make-up enthalten. Alternativen sind Rayon, synthetischer Perlglanz oder Mica (Glimmer) in Kombination mit Eisenoxid. Das Mineral Mica wird allerdings häufig unter fragwürdigen Bedingungen und dem Einsatz von Kinderarbeit gewonnen.

  • Gelatine

Das Verdickungsmittel wird aus Knochen, Haut und Bändern von Schlachttieren gewonnen und kann in Shampoos und Masken stecken. Alternativen sind pflanzliche Meeresalgen, Johannisbrotkernmehl, Fruchtpektine oder Agar-Agar.

  • Gelée Royal

Das Drüsensekret der Bienen ist glättender Zusatz in Gesichtscremes, Masken, Augencremes und Körperlotionen. Pflanzlichen Ersatz bieten Aloe vera und Beinwell. 

  • Glycerin

stammt üblicherweise aus Rindertalg und fällt bei der Verseifung an. Es bindet Feuchtigkeit und kommt in Cremes, Lotionen, Duschgelen und Shampoos wegen seiner feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften zum Einsatz. Glycerin kann aber auch pflanzlichen oder synthetischen Ursprungs sein. Auf der Inhaltsstoffliste muss das nicht genau angegeben werden.

Von Honig bis Keratin: Die Alternativen 

  • Honig

Der Bienenstoff ist Konsistenzgeber, Geruchs- und Pflegestoff in Bodybutter, Bädern und Hautcremes. Alternativ bieten sich Ahorn- und Kokossirup an.

  • Hyaluronsäure

Traditionell aus Hahnenkämmen gewonnen, wird der Feuchtigkeitsspender heute meist biotechnologisch hergestellt. Auch die rein pflanzliche Herstellung aus Hefe mithilfe von Bakterien ist möglich.

  • Hydrolisiertes tierisches Protein

Eiweißreiche Schlachtabfälle sind Konsistenzgeber in Shampoos und Cremes oder sorgen für bessere Kämmbarkeit der Haare. Alternative: Sojaprotein, andere pflanzliche Eiweiße oder Öl aus der Amla-Beere.

  • Karmin/Cochenille

Das rote Pigment wird durch Trocknen und Kochen von Cochenille-Schildläusen gewonnen. Es ergibt brillante Rottöne, zum Beispiel in Lippenstiften, Nagellacken oder Lidschatten. Ebenfalls rot, wenn auch milder im Ton, sind Rote Bete, Eisenoxid und Sanddorn. 

  • Keratin

ist ein Faserprotein aus gemahlener Hornsubstanz, zum Beispiel aus Hufen oder Federn. Auch menschliches Haar besteht hauptsächlich aus Keratin. Deshalb packen Kosmetikhersteller den Stoff in Shampoos, Kuren oder Spülungen und versprechen, damit Haare zu reparieren und zu glätten. Vegan wird’s mit Sojaprotein, Mandel- oder Amla-Öl.

Viele Kosmetikprodukte werben mit dem Zusatz von Honig.
Viele Kosmetikprodukte werben mit dem Zusatz von Honig. (Foto: PhaiApirom/Shutterstock)

Von Kollagen bis Nerzöl: Die Alternativen

  • Kollagen

Beliebte Eiweißsubstanz in hochpreisigen Antifaltengesichtscremes. Kollagen wird aus Tiergewebe gewonnen. Alternativ geeignet für vegane Kosmetik sind Phytokollagen aus Algen und aus Pilzen gewonnene Hyaluronsäure. 

  • Lezithin

Die Substanz – häufig in Augencremes, Lippenstiften, Lotionen oder Shampoo verwendet – wird aus Nervengewebe von Tieren gewonnen, aber auch aus Eiern und Soja. Alternative: Lecithin aus Soja oder synthetischer Herstellung.

  • Milchsäure

Ist in Joghurt und Kuhmilch enthalten, wird aber auch aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt. Milchsäure reguliert in Deos, Gesichts- und Reinigungsemulsionen den pH-Wert der Haut. Milchsäure kann auch mithilfe von Mikroorganismen aus Zuckerrüben gewonnen werden. In Deodorants etwa bietet sich auch die hautregulierende Zitronensäure an.

  • Nerzöl

Ist auch unter der Bezeichnung Minköl oder Mustela-Öl bekannt und wird aus dem Fett von Nerzen gewonnen. Nerzöl ist in Kosmetik zwar nicht sehr verbreitet, kann aber in Shampoos oder Hautcremes zum Einsatz kommen. Vegan und tierleidfrei sind pflanzliche Öle wie Avocado-, Mandel- oder Jojobaöl.

Von Schellack bis Wollwachs: Die Alternativen 

  • Schellack

Die Substanz wird von der Lackschildlaus ausgeschieden. Schellack lässt Haarlacke glänzen, steckt in Haarspray und Nagellack. Für Nagellack ist Mica (Glimmer) eine – allerdings nicht unproblematische – Alternative, für Haarkosmetik pflanzliche Wachse.

  • Seide...

wird von Seidenraupen produziert. Für Kosmetik werden Seidenfäden, Seidenprotein und Seidenpuder verwendet. Seide spendet Feuchtigkeit, sorgt für Glanz, wirkt glättend, nährend und ist filmbildend. Sie steckt etwa in Make-ups, Mascara, Haarpflegeprodukten und Cremes. Pflanzliche Alternativen, die Feuchtigkeit spenden, sind Aloe vera und aus Hefe gewonnene Hyaluronsäure. Glanz und gute Kämmbarkeit in Spülungen bringt beispielsweise Brokkolisamenöl.

  • Stearinsäure...

entsteht bei der Verseifung tierischer oder pflanzlicher Fette. Stearinsäure dient häufig als Basis für Cremes und lässt sich in den Rezepturen durch pflanzliche Fette ersetzen.

  • Vitamin A...

wird aus Fischleber, Butter und Eigelb gewonnen, aber auch synthetisch hergestellt. Zusatz in Gesichtscremes als Mittel gegen Falten und Pigmentflecken. Vitamin A ist auch in Karotten, Aprikosen und Zitronengras enthalten.

  • Wollwachs (Lanolin)

Der in Hautpflegeprodukten eingesetzte Inhaltsstoff ist ein Sekret aus den Talgdrüsen von Schafen, das aus deren Wolle gewonnen wird. Alternative: pflanzliche Öle.

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