- Mit "sehr gut" oder "gut" bewerten wir 63 Prozent der stillen Wässer im Test.
- Zu den empfehlenswerten Produkten zählen auch zwölf Wässer, die ausdrücklich zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet sind.
- Mit Vanadium, Nitrat, Uran und Bor stecken in einigen stillen Wässern im Test bedenkliche Inhaltsstoffe.
Aktualisiert am 15.10.2020 | Sauber! Die Auswahl an völlig unbelasteten stillen Wässern ist groß. Das zeigt unser Test von 98 Produkten. 41 schneiden "sehr gut" ab, weitere 21 sind "gut" – das ist erfreulich. Insgesamt können wir also 62 Produkte empfehlen, darunter auch Wässer, die laut Auslobung für Säuglingsnahrung geeignet sind.
Ganz ohne Kritik können wir die stillen Wässer aber nicht aus dem Test entlassen. Denn in einigen Produkten stecken bedenkliche Inhaltsstoffe: Abbauprodukte von Pestiziden, Süßstoffe, Nitrat, Vanadium, Uran und Bor. Wegen solcher bedenklicher Inhaltsstoffe fallen vier stille Wässer im Test durch. Insgesamt 32 schneiden mittelmäßig ab.
Stilles Wasser im Test: Pestizide sind ein Problem
Mineralwasser muss laut Gesetz aus unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen stammen und von "ursprünglicher Reinheit" sein. Unserer Testergebnisse zeigen aber zum wiederholten Male, dass die Reinheit einiger Mineralwässer längst durch den Menschen beeinträchtigt wird. In 19 stillen Mineralwässern hat das Labor Abbauprodukte von Pestiziden gefunden.
Doch wie gelangen diese ins stille Wasser? Stilles Mineralwasser entsteht aus Regenwasser. Es fließt durch die Gesteinsschichten in die Tiefe zur Quelle. Und Pestizide können auf Äckern versickern, sich zu Abbauprodukten zersetzen und bis in einige Wasserquellen vordringen.
Dreimal wies das Labor außerdem Süßstoffe nach. Ein Gesundheitsrisiko geht von diesen Befunden nicht aus. Aber die betroffenen Mineralwässer sind unserer Meinung nach nicht mehr "ursprünglich rein".
Uran und Vanadium in stillen Wässern für Säuglinge
Besonders ärgerlich sind die "ungenügenden" Testergebnisse von zwei bekannten Marken im Test, die ausgelobt sind, für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet zu sein. Eines der beiden stillen Wässer überschreitet in unserem Test den gesetzlichen Grenzwert für Uran in Säuglingswasser.
Uran kann Nieren und Lungen schädigen und sich im Körper anreichern. Es findet sich natürlicherweise regional unterschiedlich stark im Boden, durch den das Wasser sickert. Akut gefährlich ist der festgestellte Wert für Säuglinge nicht. Wir raten aber davon ab, das Wasser auf Dauer zur Zubereitung von Säuglingsnahrung zu verwenden.
Das andere stille Wasser ist mit Vanadium belastet – einem Element, das in Vulkangestein vorkommt. Vanadium steht unter dem Verdacht, krebserregend und schädigend für Keimzellen zu sein. Trotzdem gibt es keinen Grenzwert dafür in Mineralwasser. Wir raten vorsorglich von dem Wasser ab, zumal es außerdem noch relativ viel Nitrat enthält, wenn auch unterhalb der für Säuglinge akut gefährlichen Größenordnung.
Stille Wässer im Test: Zwei sind "mangelhaft"
Neben den beiden "ungenügenden" stillen Wässern im Test fallen zwei weitere mit "mangelhaft" durch. Diese werden allerdings nicht zur Zubereitung von Säuglingsnahrung beworben. Minuspunkte vergeben wir hier für die Urangehalte. In einem der beiden stillen Wässern steckt zudem Vanadium.
Auffällig: Der Uranwert liegt in einem Fall sogar über dem Grenzwert, der für Trinkwasser aus der Leitung gilt. Allerdings: Für Mineralwasser, das nicht als geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung ausgelobt ist, hat der Gesetzgeber keine Urangrenzwerte festgelegt. Die Urangehalte bemängeln wir in ein paar getesteten stillen Wässern.
Keine krank machende Keime gefunden
Zu viel Bor enthält aus unserer Sicht nur ein stilles Wasser im Test. Der Stoff kommt zwar natürlich in Mineralwasser vor. In Tierversuchen hat Bor aber entwicklungs- und fortpflanzungsschädigende Effekte gezeigt.
Erfreulich ist, dass das von uns beauftragte Labor keine krank machende Keime wie Kolibakterien und Fäkalstreptokokken in den stillen Wässern im Test gefunden hat. Und das, obwohl stille Wässer anfälliger sind für Keime als solche mit Kohlensäure. Nur zwei Produkte erhalten kleine Punktabzüge, weil die Gesamtkeimzahlen erhöht waren.
Kritik an stillen Wässern in PET-Einwegflaschen
Einige stille Wässer im Test verderben sich ihr Testergebnis, weil sie in PET-Einwegflaschen verpackt sind. Auch bei den sogenannten PET-Cycleflaschen im Getränkekasten handelt es sich übrigens um Einwegverpackungen, die geschreddert statt wieder befüllt werden. Wir halten das Wiederbefüllen für ökologisch sinnvoller.
Die Anbieter von PET-Einwegflaschen haben wir gefragt, ob sie uns wenigstens einen hohen Anteil an recyceltem Material in ihren Flaschen belegen können – und das in unserer Bewertung berücksichtigt. Die Öko-Bilanz von Glas-Mehrweg verschlechtert sich aufgrund des Gewichts besonders stark mit den zurückgelegten Transportwegen. Achten Sie bei Glasflaschen deshalb um so mehr auf Anbieter aus der Nähe.
Das könnte Sie auch interessieren: Im Juni 2020 hat ÖKO-TEST auch 100 Medium-Mineralwässer getestet. Viele davon schneiden "sehr gut" ab, es gibt aber auch bei dieser Sorte Produkte, die negativ auffallen: Mineralwässer-Test: Fast jede fünfte Quelle ist verunreinigt.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2020 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2021, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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