- Wir haben 48 Flüssigseifen getestet, davon 12 Naturkosmetikprodukte.
- Die Bestnote erhalten 15 Produkte im Test.
- In der Kritik: Bedenkliche Duftstoffe, eine potenziell hautreizende halogenorganische Verbindung und PEG-Verbindungen.
Im Jahr 2020 hat sich der Umsatz mit Seifen und Syndets im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt, so die Statistik. Kein Wunder, gehörte gründliches Händewaschen doch von Beginn der Coronapandemie an zu den meistempfohlenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus.
Aber nicht erst seit Corona zählt die sorgfältige Handreinigung zu den wirksamsten Mitteln gegen Keime. Nicht umsonst gibt es vor allem in Medizin und Pflege detaillierte Anleitungen für die richtige Technik zum Händewaschen – besonders wichtig vor dem Kontakt mit gesundheitlich angeschlagenen Menschen.
Flüssigseifen-Test: Testsieger überzeugen mit Rezeptur
Aber stimmt die Zusammensetzung der Flüssigseifen, oder enthalten sie Substanzen, die wir lieber nicht auf unserer Haut haben wollen? Und wie steht es um die Flaschen, in die die Flüssigseifen abgefüllt werden, die unter ökologischen Gesichtspunkten im Vergleich zu festen Seifenstücken durchaus im Nachteil sind? Enthalten die Plastikverpackungen wenigstens recycelten Kunststoff?
Wir haben 48 flüssige Handseifen getestet. Das Ergebnis: 15 Flüssigseifen im Test schneiden mit "sehr gut" ab. Vereinzelt sind wir auf bedenkliche Inhaltsstoffe gestoßen. Von fünf Produkten raten wir nach unserem Test ab. Ihre Rezeptur überzeugt uns nicht.
Kritischer Duftstoff in Flüssigseifen im Test
Insgesamt vier Handseifen im Test enthalten künstlichen Moschusduft. Die polyzyklischen Moschusverbindungen können sich im menschlichen Fettgewebe anlagern. Darüber hinaus haben sich in Tierversuchen Hinweise gezeigt, dass sie Leberschäden verursachen können. Duft hin oder her: Das braucht kein Mensch.
Zudem kritisieren wir halogenorganische Substanzen in einigen Flüssigseifen. In einem Fall hat das beauftragte Labor das halogenorganische Konservierungsmittel Chlormethylisothiazolinon (CIT) nachgewiesen. Dieser Stoff kann starke allergische Reaktionen auslösen und ist deshalb in Kosmetikprodukten wie Cremes, die auf der Haut bleiben, sogar verboten. In Produkten wie Seifen, die wieder abgespült werden, ist die Menge gesetzlich reglementiert. Aus unserer Sicht hat es aber auch darin nichts zu suchen. Es gibt unbedenkliche Alternativen.
Potenziell allergieauslösende Stoffe in einigen Flüssigseifen
In drei weiteren Produkten hat das Labor mit einer anderen Methode ebenfalls halogenorganische Verbindungen nachgewiesen. Mit dieser eingesetzten Prüfmethode lässt sich allerdings nicht bestimmen, welche Verbindung genau vorliegt. Bei halogenorganischen Verbindungen handelt es sich um eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, die Brom, Jod oder (meistens) Chlor enthalten. Viele lösen Allergien aus, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
Punktabzug gab es für die getesteten Flüssigseifen zudem, wenn sie PEG-Verbindungen enthalten. Diese Stoffe werden zumeist als Tenside, also synthetische Waschsubstanzen, eingesetzt und haben somit durchaus eine Daseinsberechtigung in Reinigungskosmetik. Doch sie können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Die insgesamt 15 Testsieger im Flüssigseifen-Test zeigen zudem: Es geht auch anders.
Fest oder flüssig: Welche Handseife ist besser?
Was den Reinigungseffekt betrifft, gibt es zwischen fester und flüssiger Seife keinen nennenswerten Unterschied. Und auch wenn sich das Vorurteil, ein Seifenstück sei unhygienischer als Flüssigseife, hartnäckig hält: In Studien ließ es sich nicht bestätigen. Da ein festes Seifenstück kein Wasser enthält, bietet es Keimen keinen Nährboden – sofern es richtig, also trocken, gelagert wird.
Einen Vorteil haben flüssige Seifen dennoch und der liegt in ihrer Zusammensetzung. Streng genommen handelt es sich nämlich gar nicht um Seifen, sondern um Syndets, die auf Basis synthetischer Reinigungssubstanzen funktionieren.
Diese lassen sich besser auf den pH-Wert der Haut einstellen als eine klassische Seife und sind somit etwas milder. Damit werben auch die Kosmetikhersteller gerne auf der Produktverpackung. Wir haben bei den Produkten, die eine Auslobung zum pH-Wert tragen, im Labor nachmessen lassen. Bei allen lag der Wert im optimalen Bereich.
Flüssigseife im Test: So wird der Einkauf nachhaltiger
In puncto Nachhaltigkeit liegen feste Seifen dagegen vorn. Sie sind meist sparsam in Papier verpackt, im Gegensatz zu den Plastikflaschen der Flüssigseifen. Wer trotzdem nicht auf Flüssigseife verzichten möchte, kann sich an drei Punkten orientieren:
- Recycelte Verpackung: Rund ein Drittel der Flaschen enthält nachweislich mehr als 30 Prozent recyceltes Plastik. Das darf gerne zum Standard für Plastikverpackungen werden.
- Nachfüllpack: 20 Seifen im Test sind auch im ressourcenschonenden Nachfüllbeutel erhältlich – in der Testtabelle erkennbar an der Anmerkung 2.
- Kein Plastik in der Rezeptur: Glücklicherweise betrifft es mit fünf Seifen nur einen Bruchteil der Produkte, dennoch verzichten noch nicht alle Hersteller auf Kunststoffverbindungen in der Rezeptur. Auch sie schaden der Umwelt, da sie über lange Zeit nicht abgebaut werden können.
Anleitung: Hände gründlich waschen
- Hände unter fließendem Wasser anfeuchten. Kühles Wasser reicht dafür völlig – das spart Energie und trocknet die Haut der Hände weniger stark aus als das Waschen mit warmem Wasser.
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Seifen Sie die Hände gründlich ein: Handinnenflächen, Handrücken, Fingerspitzen, Fingerzwischenräume und Daumen. Denken Sie auch an die Fingernägel. Gründliches Händewaschen dauert 20 bis 30 Sekunden.
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Danach die Hände unter fließendem Wasser abspülen. Verwenden Sie in öffentlichen Toiletten zum Schließen des Wasserhahns ein Papiertuch oder den Ellenbogen.
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Trocknen Sie anschließend die Hände sorgfältig ab, auch in den Fingerzwischenräumen.
Übrigens: Seife muss nicht "antibakteriell" sein. Vor allem zu Hause reicht normale Seife vollkommen aus. Von den vier Seifen mit antibakterieller Auslobung in unserem Test konnte uns kein Hersteller einen Vorteil gegenüber herkömmlicher Seife belegen. Hinzu kommt: Der übermäßige Einsatz antimikrobieller Substanzen im Alltag fördert Resistenzen, wodurch sie im medizinischen Bereich ihre Wirkung verlieren können.
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