Infektionen im Intimbereich sind lästig, lassen sich aber gut behandeln. In der Apotheke gibt es dazu eine Reihe erprobter Mittel – ohne Rezept. Wer sich dort ein Arzneimittel kauft, muss allerdings wissen, was untenrum vor sich geht. Pilz oder Bakterien? Die Diagnose gehört in die Hand eines Arztes. Denn "die Infektionen sind jeweils ganz unterschiedlich zu behandeln", sagt Dr. Christian Albring vom Berufsverband der Frauenärzte.
Mittel gegen Scheidenpilz im Test: Risiken untersucht
Meist handelt es sich bei den unangenehmen Leiden um Pilzinfektionen, verursacht von Hefepilzen der Gattung Candida. Dagegen wissen wir Rat: Viele Arzneimittel gegen Scheidenpilz in unserem Test schneiden "gut" ab. Komplizierter wird die Sache, wenn eine bakterielle Infektion vorliegt. Die Präparate, die dagegen helfen sollen, sehen wir kritischer.
Im Fokus des Tests stehen die Wirksamkeit und Risiken der rezeptfreien Präparate. Unser Berater Professor Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt hat dafür die aktuelle Studienlage gesichtet und ausgewertet. Auch haben wir die Zusammensetzung der Produkte auf bedenkliche oder umstrittene Hilfsstoffe geprüft.
Cremes die etwa Paraffinöl enthalten, haben wir von einem spezialisierten Labor auf Mineralöl-Verunreinigungen analysieren lassen, von denen einige krebserregend sein können. Denn wir finden: Produkte, die Frauen im empfindlichen Intimbereich anwenden, können nur "gut" sein, wenn sie wirken, sicher anzuwenden und nicht übermäßig mit bedenklichen Stoffen belastet sind.
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Wirksamkeit mancher Präparate überzeugt nicht
Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Präparate im Test können wir empfehlen, sie schneiden mit dem Gesamturteil "gut" ab. Drei bekommen die Note "ausreichend", eins fällt mit "mangelhaft" durch. Unsere Hauptkritik: Die Wirksamkeit mancher Mittel ist wenig überzeugend, in einem Fall ist sie sogar nicht belegt. Außerdem enthalten viele Mittel PEG/PEG-Derivate. Das sind bedenkliche Hilfsstoffe, sie können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Viele Mittel gegen Scheidenpilz in unserem Test können wir empfehlen, denn sie enthalten den gut untersuchten Wirkstoff Clotrimazol, der sicher wirkt. Die Substanz Nystatin wirkt vor allem gegen Candida-Arten, nicht aber gegen Dermatophyhten. Dagegen hat Clotrimazol ein breiteres Wirkungsspektrum.
Cremes und Zäpfchen bei Scheideninfektionen
Die meisten der Präparate kombinieren Vaginaltabletten oder -zäpfchen mit einer Creme. Die Tabletten wirken gut am Ort der Infektion – in der Vagina. Die Cremes helfen, Juckreiz oder Brennen am Scheideneingang und im äußeren Vaginalbereich zu lindern. Die Antipilzstoffe hemmen das Wachstum der Pilze und töten sie ab.
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Ein getestetes Mittel gegen eine bakterielle Scheideninfektion enthält gleich mehrere umstrittene Bestandteile: den möglicherweise hormonell wirksamen Konservierungsstoff Propylparaben und Paraffine. Das von uns beauftragte Labor hat in den Vaginalkapseln problematische aromatische Mineralölbestandteile (MOAH) nachgewiesen, unter ihnen können sich auch krebserregende Substanzen befinden.
Bakterielle Vaginose gefährlich für Schwangere
Neben einer Pilzinfektion können auch Bakterieninfektionen Probleme im Intimbereich bereiten. Gewinnen Keime wie Gardnerella vaginalis und andere aerobe Bakterien die Oberhand, sprechen Fachleute von bakterieller Vaginose. Sie kann das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen, Schwangere sollten sie also unbedingt behandeln. Besser: behandeln lassen. "Von einer Selbstbehandlung ist abzuraten", sagt Dr. Christian Albring, "sie zögert eine effektive Therapie nur hinaus."
Die Frauenärztin oder der Frauenarzt verschreiben dazu meist ein Antibiotikum oder ein Mittel mit dem Wirkstoff Dequaliniumchlorid – dieser steckt zum Beispiel in einem "gut" getesteten Arzneimittel. In einer klinischen Studie war die Substanz ebenso wirksam wie ein Antibiotikum, schreibt Professor Manfred Schubert-Zsilavecz. Wir nehmen trotzdem eine Note Abzug vor, weil der Wirkstoff häufig, das heißt in mehr als einem von 100 Fällen, Reizungen verursacht.
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Einige rezeptfreie Mittel nur "ausreichend"
Einige Mittel gegen Vaginosen schneiden nur "ausreichend" ab. Sie enthalten die antiseptisch wirkenden Substanzen Hexetidin, Povidon-Jod oder eine Kombination aus Octenidindihydrochlorid und Phenoxyethanol. "Es gibt für diese Wirkstoffe keine belastbaren Studien, die zeigen, dass sie effektiv gegen Vaginosen wirken", sagt unser Berater Schubert-Zsilavecz.
Ein Produkt schneidet "mangelhaft" ab. Es soll gegen bakterielle Vaginosen wirken. Der Hersteller wirbt sogar mit einer Studie für das Produkt. Aber: "Als Beleg für eine Wirksamkeit reichen die Ergebnisse keinesfalls aus", urteilt Gutachter Schubert-Zsilavecz.
Vaginalpilz: Darauf sollten Sie achten
- Beschwerden im Intimbereich durch einen Arzt abklären lassen. Tritt Scheidenpilz wiederholt auf, spricht nichts gegen einen Behandlungsversuch mit einem "guten" rezeptfreien Mittel.
- Während der Behandlung Handtücher und Unterwäsche täglich wechseln und bei 60 Grad waschen.
- Vorsicht bei enger Kleidung und Synthetikwäsche. Beides fördert feuchtes Klima im Intimbereich und begünstigt so Probleme.
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