Es sind nur winzige Mengen, die niemanden umbringen. Doch im Gewürzstreuer kommen sie gleich in Gruppen zusammen: Spuren von Pestiziden, meist gesundheitsschädliche Stoffe, die überall auf der Welt eingesetzt werden. Sie sollen Pflanzen vor Insekten, Pilzen oder Unkraut schützen.
Während sich bei frischem Obst und Gemüse in den vergangenen Jahren viel getan hat, sind Gewürze offenbar weiter das Sorgenkind im Supermarkt: Schon im Jahr 2005 hat ÖKO-TEST bei einer Pestiziduntersuchung bis zu neun verschiedene Chemikalien pro Produkt gefunden, teils auch in stark erhöhten Mengen. Keine Einzelfälle: Bei den Kontrollen des Landesbetriebs Hessisches Landeslabor fangen die Behörden am Frankfurter Flughafen regelmäßig Gewürze ab, die besser nicht in die Läden kommen sollten: Curryblätter aus Indien, Chili aus Ägypten, Sellerieblätter aus Thailand. Bei manchen Waren wird mehr als jede zweite Probe beanstandet.
Gewürze im Test: Wie entstehen die Verunreinigungen?
Aber warum sind gerade Gewürze oft auffällig, während es sich vielerorts im Obst- und Gemüsehandel durchgesetzt hat, dass gesetzliche Höchstmengen nicht voll ausgereizt werden und auch nur eine geringe Anzahl verschiedener Stoffe in einem Produkt vorkommen darf? Ein Problem ist die Vermischung.
Gerhard Weber, Geschäftsführer vom Fachverband der Gewürzindustrie, erklärt, wie sich zum Beispiel ein Paprikapulver zusammensetzen kann: Eine Sorte aus Brasilien für den Grundgeschmack, eine Spur Chili aus Indien für die Schärfe, eine Portion fruchtiger Paprika aus Ägypten. "Und dabei wurden höchstwahrscheinlich auch schon die Grundzutaten im Herkunftsland gemischt", sagt Weber.
Das Trocknen der Gewürze als Problem
Ein weiteres Problem ist das Trocknen: Winzige Rückstände konzentrieren sich so. Im Produkt tauchen dann plötzlich Chemikalien auf, die man in der vermeintlich sauberen Rohware gar nicht nachweisen konnte. Zwischen Anbau und Verkauf kann zudem viel Zeit vergehen. Da ändern sich zwischenzeitlich auch mal die gesetzlichen Höchstmengen.
Wir wollten wissen, ob Sie sich beliebte Gewürze wirklich unbedenklich in Ihr Essen streuen können. Im Test: Zehn Mal Paprika - das wir je nach Verfügbarkeit mal als rosenscharfe, mal als edelsüße Variante gekauft haben, zehn Mal Oregano und zehn Mal die beliebte Gewürzmischung Curry. In von uns beauftragten Laboren haben wir auf problematische Stoffe testen lassen.
Gewürze im Test: Kritik an enthaltenen Pestiziden
Das Testergebnis: Mit Bio sind Sie tendenziell auf der sicheren Seite. Mit "sehr gut" schneiden fast nur Bio-Produkte ab. Acht Gewürze - alles konventionelle Produkte - fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch den Test, darunter auch bekannte Markenprodukte.
Das Hauptproblem sind die Pestizide. Und zwar nicht mal verboten hohe Mengen. Es haben sich einfach enorm viele Spuren aufsummiert: Bis zu 15 Stoffe stecken in einem Produkt. Niemand kann garantieren, dass Mehrfachrückstände harmlos sind. Und deshalb werten wir auch Spuren ab, wenn fünf oder mehr Wirkstoffe nachgewiesen wurden. Das giftige Begasungsmittel Ethylenoxid, das im Lager vor Keimen schützen soll, wurde beispielsweise in einem Currypulver nachgewiesen. Allerdings in einer Menge, die noch unter dem zulässigen Wert liegt.
Unkrautvernichtungsmittel in einem Gewürz im Test
Für Currypulver gibt es keine gesetzliche Pestizid-Höchstmenge - wohl aber für die einzelnen Zutaten. Um die Pestizidfunde einordnen zu können, haben wir deshalb die Hersteller um die Rezepturen gebeten. Streng vertraulich, versteht sich. Nur wenige Hersteller haben aber ihr Rezept preisgegeben. Bei allen anderen blieb uns nichts anderes übrig, als nach den beiden Hauptzutaten zu gehen, meist Kurkuma und Koriander.
Konsequent werten wir noch ein weiteres Curry scharf ab. Es ist als Bio-Produkt deklariert, was auch heißt: "frei von Pestiziden". Nur sehr geringe Spuren toleriert die Branche. Das von uns beauftragte Labor fand im Curry aber eine Menge des Unkrautvernichtungsmittels Linuron, die sieben Mal höher liegt als dieser noch akzeptable Wert. Das werten wir unter den weiteren Mängeln um vier Noten ab. Denn man kauft ja gerade Bio-Ware, um keine Pestizidrückstände zu bekommen.
Einige Gewürze im Test enthalten Bakterien
Allergenalarm! In vier Proben fand das von uns beauftragte Labor Senf oder Sellerie, obwohl das nicht in der Zutatenliste stand und auch sonst nicht vor Spuren dieser Allergene gewarnt wurde. Das ist zwar nicht vorgeschrieben, trotzdem dürfte doch bekannt sein, dass auch kleine Mengen dieser Lebensmittel allergische Reaktionen auslösen können.
Bakterien - aber kein EHEC. Erhöhte Mengen des Bakteriums Bacillus cereus fanden wir in zwei Oreganoproben. In größeren Mengen als den von uns gefundenen, kann dieser Keim Lebensmittelvergiftungen auslösen. Die gute Nachricht: Wir haben vorsorglich alle Currypulver, die Bockshornkleesamen enthalten, auch auf EHEC-Erreger untersuchen lassen. In keinem wurde der gefährliche Darmkeim nachgewiesen.
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