Aktualisiert am 14.10.2011 | Ab dem Kindergarten fangen Kinder an, Zeit mit ihren eigenen Erfahrungen zu verknüpfen. Eine Ansage wie "in einer Stunde sind wir da" bleibt für sie ungreifbar, aber mit der Info "das dauert so lange wie die Fahrt zur Oma" können sie dann schon etwas anfangen.
Der nächste Schritt, nämlich ein Gefühl dafür zu bekommen, wie lange bestimmte Zeitabschnitte sind, was eine Minute oder eine Stunde ist, ist für Kinder hingegen ein echter Quantensprung. Und die Uhr gleich der nächste.
"Es gibt Vierjährige, die die Uhr schon unbedingt lernen wollen, aber auch Drittklässler, die sich noch schwertun", sagt Doris Feldmann vom Verband Bildung und Erziehung. Und: "Als Pflichtstoff in der Schule ist die Uhr durchaus ein Knackpunkt, an dem es schwierig werden kann, viel leichter fällt es Kindern, die sie aus eigenem Antrieb lernen wollen." Als Anreiz, sich durchzubeißen, ist eine eigene Uhr am Arm bestimmt genau das Richtige.
Leider sind unsere Kinderuhrentests in der Vergangenheit immer ein ziemlich trauriges Thema gewesen, da die Armbänder voller Schadstoffe steckten. Wir wollten wissen, ob sich die Lage gebessert hat und haben 15 Uhren in die Labore geschickt, darunter solche mit Textil-, Kunststoff- und Lederarmband, supergünstige für 5 Euro bis hin zu Markenuhren für knapp 40 Euro.
Kinderuhren im Test: Das Fazit
Bei den Herstellern ist offenbar die Zeit stehen geblieben. Auch wenn es längst Alternativen zu höchst problematischen Phthalatweichmachern gibt: Sie werden immer noch eingesetzt. In Spielzeug für Kleinkinder und Babyartikeln, wo sechs Verbindungen seit inzwischen fünf Jahren reglementiert sind, stiegen die Hersteller zunehmend auf Ersatzweichmacher um, ihnen blieb ja nichts anderes übrig.
In Kinderuhren, die streng genommen nicht mehr zu dieser Produktgruppe zählen, werden die üblen Vertreter aber noch immer eingesetzt. Offensichtlich geht's nicht ohne Verbote. Das gilt auch für zinnorganische Verbindungen, die weitgehend noch nicht reglementiert sind und wohl auch deshalb in rauen Mengen nachgewiesen wurden – nicht nur in Kunststoff-, sondern auch in Textilarmbändern.
Das Ergebnis: Elf der 15 Uhren sind "ungenügend", zwei "mangelhaft". Drei Hersteller haben ihre Uhren nach unserem Test aus dem Verkauf genommen. Einziger Lichtblick ist eine "gute" Uhr. Hier störten nur die optischen Aufheller.
Schadstoffe in Kinderuhren im Test
Je mehr Geld man für die Uhr zahlt, desto besser die Qualität? Leider nicht. Letztlich schneidet eine 5-Euro-Uhr genauso schlecht ab wie ein Knapp-40-Euro-Modell. Auch vom Material selbst kann man nicht ausgehen: Textilarmbänder können ebenso stark schadstoffbelastet sein wie Kunststoff- und Ledermodelle.
In fast allen Uhrenbändern wurden zinnorganische Verbindungen nachgewiesen, die nicht nur sehr giftig sind, sondern die sich unter anderem auch als immunschädigend erwiesen haben. Die reinen Kunststoffarmbänder enthalten allesamt Weichmacher und sind häufig mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen belastet.
Bei den textilen Armbändern hingegen wurden durch das Färben und Aufhellen Schadstoffe eingebracht. Auch Lederarmbänder sind keine Option: In einem Armband wurde Chlorkresol nachgewiesen, das wohl über die Lederkonservierung ins Material kam, und das ist noch lange nicht alles, auch Phthalatweichmacher, Anilin und Chrom stecken im Armband.
Krebserregende Stoffe in Kinderuhren entdeckt
Klar, Kinder haben's gerne knallig. Leider schaffen es nicht alle Hersteller, das mit einigermaßen vernünftigen Farben hinzubekommen. Die gelben Streifen in einem Textilarmband enthalten mehr p-Aminoazobenzol, als der Gesetzgeber erlaubt. Die Verwendung von Farbstoffen, die dieses krebserregende aromatische Amin abspalten können, ist inzwischen europaweit verboten.
In zwei Armbanduhren wurde krebsverdächtiges Anilin nachgewiesen, das zur gleichen Gruppe von Farbbausteinen gehört, aber dennoch völlig legal ist. Zwei andere Modelle wurden mit dem krebserregenden Farbstoff Dispers-Gelb 3 gefärbt, der nach einer inzwischen schon Jahre alten Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung in Textilien nicht mehr zum Einsatz kommen sollte.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin August 2011 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Jahrbuch für 2012 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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