- Wir haben 20 Packungen Kartoffelchips mit Geschmacksrichtung Paprika getestet, darunter sieben Bio-Produkte.
- Nur ein Produkt schneidet mit "sehr gut" ab.
- Viele Kartoffelchips im Test sind mit Schadstoffen belastet – besonders Bio-Produkte fallen negativ auf.
Aktualisiert am 29.10.2023 | Es weiß eigentlich jeder, dass Chips nicht gerade ein gesunder Snack sind. Schockierend aber, dass sie voller Schadstoffe stecken. Das zeigt unser Test von 20 Kartoffelchips. Die Produkte haben fünf große Probleme:
- Acrylamid
- Mineralölbestandteile
- Glycidyl-Fettsäureester
- Glykoalkaloide
- Pestizide
Chips im Test: Zu viel Acrylamid
Was hat es genau mit den Schadstoffen auf sich? Das von uns beauftragte Labor hat in acht Produkten Gehalte an Acrylamid gefunden, die wir abwerten. Der Stoff hat sich im Tierversuch als krebserregend erwiesen. Obwohl kein überprüftes Produkt acrylamidfrei ist, haben die konventionellen Hersteller das Problem besser im Griff als die Bios.
Eine mögliche Erklärung: Im Öko-Anbau ist der Einsatz von Keimhemmern verboten. Um die Kartoffeln trotzdem lange lagern zu können, sind Temperaturen von zwei bis vier Grad Celsius nötig. Die kalte Umgebung führt allerdings dazu, dass sich Zucker wie Glukose oder Fruktose in der Knolle anreichern. Diese wiederum können dazu beitragen, dass sich beim Frittieren höhere Gehalte an Acrylamid bilden.
Die schwierigen Lagerbedingungen für Bio-Kartoffeln können aber keine Entschuldigung dafür sein, dass manche Bio-Chips sogar den derzeit geltenden EU-Richtwert für Kartoffelchips überschreiten.
Mineralölbestandteile in Chips nachgewiesen
Mineralölbestandteile kritisieren wir ebenfalls mehrfach im Chips-Test. Das Labor ist vor allem auf gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) gestoßen. Diese reichen sich im Körper an und stellen dort die wohl größte Verunreinigung dar. Welche Folgen das hat, ist bisher noch unklar.
Besonders ärgerlich: Drei Bio-Chipssorten enthalten zudem noch die problematischeren aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), unter denen krebserregende Verbindungen sein können.
Wir finden: Weder MOSH/MOSH-Analoge noch MOAH haben etwas in Chips zu suchen. Hier sind aus unserer Sicht die Lebensmittelhersteller gefragt. Sie müssen sich dem Problem annehmen, Kontaminationsquellen ausfindig machen und sie beseitigen.
Es sind bessere Qualitätskontrollen gefragt
Kommen wir zu Glycidyl-Fettsäureestern. Sie stecken in vier Bio-Produkten. Das ist problematisch, weil diese im Körper in Glycidol umgewandelt werden können. Glycidol wiederum gilt als krebsverdächtig und erbgutschädigend.
Zur Erklärung: Die Fettsäureester zählen zu den Schadstoffen, die im Produktionsprozess vor allem bei der Raffination pflanzlicher Öle und Fette entstehen.
Auffällig ist, dass die drei Schadstoffe in größeren Mengen öfter in Bio-Produkten vorkommen. Wie das sein kann? Die Hersteller liefern uns leider keine Erklärungen dazu. Daher können wir nur mutmaßen, wie die analysierten Stoffe in die Chips gekommen sind. Fest steht aber: In Sachen Qualitätskontrolle müssen die Anbieter ordentlich nachbessern.
Erbrechen, Durchfall oder Übelkeit als Folgen
Weiter geht's in der Liste der Probleme von Chips. Grüne und ausgekeimte Teile einer Kartoffel können Glykoalkaloide wie Solanin oder Chaconin beinhalten. Mögliche Folgen sind Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Deshalb sollten Glykoalkaloide in Chips nicht in größeren Mengen vorkommen.
Bei den meisten Produkten klappt das gut. Bei ein paar Chips im Test bewerten wir die Gehalte allerdings als "erhöht". Die Hersteller sollten auch das zum Anlass nehmen, ihre Prozesse zu überprüfen. Denn auch Sorte, Reife und Lagerbedingungen der Kartoffeln können die Gehalte dieser Stoffe beeinflussen.
Chips im Test: Pestizide in der Kritik
Apropos Lagerbedingungen. Kartoffeln gut und lange zu lagern ist eine Herausforderung. Konventionelle Betriebe setzen dabei auch auf Keimhemmungsmittel. Jahrelang war dafür Chlorpropham das Mittel der Wahl. Das ist in der EU mittlerweile verboten, da es als "vermutlich krebserregend" eingestuft ist.
Dass Chlorpropham in Chips – wie in diesem Test – trotzdem noch zu finden ist, liegt vermutlich daran, dass die Lager auch Jahre nach dem letzten Einsatz noch mit dem Mittel kontaminiert sein können. Eine Alternative zu Chlorpropham ist beispielsweise 1,4-Dimethylnaphthalin.
Die Kartoffelbauern sind damit nicht ganz glücklich, weil es nicht so effektiv ist. Wir sind nicht glücklich, weil es die Gesundheit unserer Seen und Flüsse gefährdet. Wie verbreitet der Keimheimmer dennoch ist, zeigt unser Chips-Test. In 13 Produkten haben die Labore ihn nachgewiesen, darunter in zwei Bio-Produkten. Leider liefern die Anbieter auch hier keine Erklärung.
Die Testergebnisse im Überblick
- Nur ein Produkt schneidet mit Bestnote ab, sechs weitere Kartoffelchips sind immerhin "gut".
- Wichtiger Hinweis: Lassen Sie sich von Kalorien- oder Fettangaben pro Portion nicht täuschen. Die Portionen sind teilweise sehr knapp bemessen. Bei einer Handvoll Chips bleibt es bekanntlich selten.
- Knapp die Hälfte der getesteten Chipssorten enthält so viele Schadstoffe, dass wir von ihnen abraten.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 10/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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