Planetary Health Diet: So ernähren Sie sich gesund und planetenfreundlich

Autor: Annette Sabersky/Redaktion (lw) | Kategorie: Essen und Trinken | 10.05.2024

Planetary Health Diet: Essen für den Planeten
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Die Planetary Health Diet ist keine neue Trend-Diät, sondern etwas völlig anderes: eine Ernährungsweise, die nicht nur gut für den Körper sein soll, sondern auch für den Planeten. ÖKO-TEST beantwortet die wichtigsten Fragen rund um den "planetenfreundlichen Speiseplan". 

  • Die Planetary Health Diet, kurz PHD, ist eine Ernährungsweise, die von Forschern und Forscherinnen der EAT-Lancet-Kommission entwickelt wurde.
  • Ihr Ziel: eine grundlegende Umgestaltung der Landwirtschaft und Ernährung, damit auch eine steigende Weltbevölkerung gesund und nachhaltig ernährt werden kann.
  • Die Basis der PHD sind pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und pflanzliche Öle.

Was verbirgt sich hinter der Planetary Health Diet (PHD)?

Die PHD ist keine Diät, die dafür sorgen soll, dass möglichst schnell die Pfunde purzeln, sondern zielt auf eine dauerhafte Ernährungsweise ab. Die Empfehlungen der PHD sind so formuliert, dass sie dazu beitragen, die im Pariser Klimaschutzabkommen definierten Ziele zu erreichen.

Danach sollte die Klimaerwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius bleiben – in Bezug auf vorindustrielle Zeiten. Auch möchte man so die steigende Weltbevölkerung gesund satt bekommen – bis zum Jahr 2050 sind dies etwa zehn Milliarden Menschen. Mithilfe der PHD sollen zudem unsere Lebensgrundlagen erhalten und rund elf Millionen vorzeitige ernährungsmitbedingte Todesfälle im Jahr verhindert werden.

Ein Bestandteil der Planetary Health Diet ist auch die Verminderung von Lebensmittelabfällen um 50 Prozent.
Ein Bestandteil der Planetary Health Diet ist auch die Verminderung von Lebensmittelabfällen um 50 Prozent. (Foto: Shutterstock/Kmpzzz)

Warum brauchen wir die PHD?

Entwickelt wurde die PHD von der EAT-Lancet-Kommission, einem Zusammenschluss von 37 Forscherinnen und Forschern aus 16 Ländern. Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass wir eine grundlegende Veränderung der derzeitigen Ernährungsgewohnheiten und der Landwirtschaft brauchen, wenn auch zukünftig weltweit alle Menschen gesund und nachhaltig satt werden wollen. Denn vier der neun planetaren Belastungsgrenzen haben bereits ein kritisches Maß erreicht oder sind überschritten.

Die Macher der PHD fordern darum, dass die globale Lebensmittelerzeugung radikal umgebaut werden muss. Dazu gehört eine stärkere (regionale) Bio-Landwirtschaft und die Verminderung von Lebensmittel-Abfällen um 50 Prozent. Auch müsse sich komplett ändern, was auf den Feldern wächst, in Supermärkten, Schulen und Restaurants angeboten und was und wie gekocht wird.

Was kommt auf den Teller?

Basis der PHD sind pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und pflanzliche Öle. Unterm Strich sollten sie mindestens drei Viertel auf dem Teller ausmachen. Der Rest können – müssen aber nicht – geringe Mengen an Milch und Milchprodukten, Eiern, Fleisch, Fisch und Geflügel sein.

Basis der Planetary Health Diet sind Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte und pflanzliche Öle.
Basis der Planetary Health Diet sind Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte und pflanzliche Öle. (Foto: Shutterstock/marilyn barbone)

PHD geht also auch vegan?

Ja. In den Empfehlungen sind jeweils Spannen angegeben.

Bei Milch steht beispielsweise: 250 Gramm (0 bis 500 Gramm) am Tag. Null bedeutet, dass auch ganz darauf verzichtet werden kann – bei besonderer körperlicher Beanspruchung kann aber auch mehr Milch fließen. Im Mittel sollten es aber maximal 250 Milliliter sein. Dasselbe gilt für andere Lebensmittel von Tieren.

Das heißt: Planetenkost geht sowohl als Mixkost als auch vegetarisch oder vegan.

Was muss sich bei unserer Ernährung vor allem ändern?

Der Verzehr von Gemüse, Hülsenfrüchten und Obst müsste sich verdoppeln, der Konsum von Fleisch und Zucker halbieren. Das würde für viele eine starke Umstellung bedeuten.

Wäre es möglich, alle Menschen so zu ernähren?

Ja, das ist eine der Grundideen hinter der "Planeten-Diät". Es wäre möglich, alle Menschen nach den Grundsätzen der PHD zu ernähren, und das primär mit regionalen Produkten.

Das lässt sich auch rechnerisch zeigen. Eine Studie der Hochschule Fulda aus dem Jahr 2023 spielte die PHD beispielsweise für das Bundesland Hessen durch: Sofern die Einwohnerinnen und Einwohner ihren Konsum von Fleisch, Milchprodukten und Eiern an die Empfehlungen der PHD anpassen würden, so das Ergebnis, würden die dort verfügbaren Acker- und Weideflächen problemlos ausreichen, um alle 6,3 Millionen Hessen zu ernähren.

Dann wären nur noch die Hälfte der zurzeit 125.000 Milchkühe und nur noch ein Fünftel der derzeit gehaltenen Mastschweine nötig. Dies wäre zugleich eine Chance, die Tiere tierfreundlicher und umweltgerechter zu halten.

Entspricht das den Empfehlungen der DGE?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat im Mai 2022 eine Stellungnahme abgegeben, in der sie die PHD befürwortet. Denn beide Ernährungsformen sind plant based, also pflanzenbetont, und raten nur zu wenigen tierischen Lebensmitteln. Beide empfehlen außerdem Einschränkungen bei Zucker, gesättigten Fetten und hoch verarbeiteten Lebensmitteln.

Seit die DGE im März 2024 ihre Ernährungsempfehlungen angepasst hat, sind sie denen der PHD sogar in weiten Teilen sehr ählich. Einige Beispiele im direkten Vergleich:

  • Obst und Gemüse: Die PHD empfiehlt 500 g am Tag, die DGE 550 g.
  • Getreide: 232 g (PHD) bzw. 300 g (DGE) pro Tag.
  • Eier: 1,5 Eier (PHD) bzw. 1 Ei (DGE) pro Woche.
  • Kartoffeln: 350 g (PHD) bzw. 250 g (DGE) pro Woche.
  • Hülsenfrüchte: 525 g (PHD) bzw. 125 g (DGE) pro Woche.
  • Milch und Milchprodukte: 250 g (PHD) bzw. 500 g (DGE) pro Tag.

Am auffälligsten sind die Unterschiede bei der Protein-Versorgung: Die DGE setzt hier mit 500 Gramm pro Tag doppelt so stark auf Milch und Milchprodukte wie die PHD (nur 250 Gramm Milch/Milchprodukte).

Die Planeten-Diät basiert dafür stärker auf anderen Eiweißquellen wie Hülsenfrüchten: So ist die empfohlene Menge an Linsen, Erbsen und Co. bei der PHD mit 525 g pro Woche mehr als viermal so hoch wie die der DGE (nur 125 g Hülsenfrüchte pro Woche). Letzteres leuchtet ein, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sich die DGE an den hiesigen Essgewohnheiten orientiert, wo traditionell nicht so viele Hülsenfrüchte auf dem Speiseplan stehen wie beispielsweise in Nordafrika, Lateinamerika oder Indien.

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