Ratgeber: Umbau einer Schule

Mikrokosmos in der Großstadt

Ratgeber Bauen 2016 | | Kategorie: Bauen und Wohnen | 12.05.2016

Ratgeber: Umbau einer Schule

Wohnen statt Pauken: Der Umbau einer alten Schule macht es möglich. Und erlaubt den neuen Bewohnern, individuell und doch gemeinschaftlich zu leben. Das Projekt bietet zudem einen Gegenentwurf zu ständig steigenden Mieten. Obendrein ist der Energieverbrauch sparsam.

Was hat das Gymnasium Uhlenhorst-Barmbek nicht schon alles erlebt: Erbaut 1908 nördlich der Hamburger City im Stil der Kaiserzeit, wurde das GUB im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt. Optisch so richtig zerstört haben den herrschaftlichen Bau allerdings die Renovierungen, Anbauten und Modernisierungen der 50er- und 60er-Jahre. Damals musste der Fassadenschmuck der wilhelminischen Architektur ebenso wie das markante Steildach weichen. 2008 kam dann das Aus - zumindest für die 100-jährige Bildungsanstalt: zu wenige Schüler, zu hohe Sanierungskosten.

Doch von dem eindrucksvollen Gebäude mochten sich die Hamburger nicht trennen. Statt den Komplex abzureißen und das Grundstück komplett neu zu bebauen, entschied der zuständige Bezirk der Hansestadt, dass zumindest die eigentliche Schule zum Wohnhaus umgebaut werden sollte. Nebengebäude inklusive Turnhalle und Lehrerparkplatz mussten aber zugunsten neuer Wohnbauten verschwinden. Zudem sollte der alte Kasten als energieeffizientes Passivhaus in die kommenden Jahrzehnte gehen. Wie genau, darum konnten sich interessierte Gruppen bewerben. Denn mutig hatten die Verantwortlichen entschieden: Das Gebäude sollte im Rahmen einer Konzeptausschreibung Baugemeinschaften, also Gruppen von privaten Bauinteressenten, zur Verfügung gestellt werden.

Baugruppe plus Genossenschaft

Und so kamen "Die Kekse" ins Spiel. Das Konzept dieser Baugemeinschaft - der Name steht für "Kreativ, engagiert, kinderfreundlich, startklar, effizient" - überzeugte die Bezirksvertreter. "Ursprünglich wollten wir den Umbau in Eigenregie stemmen", erzählt Lothar Strottmann-Ujj, einer der drei Vorstände der Kekse. "Doch wir haben schnell gemerkt, dass so eine Komplettsanierung ein hohes finanzielles Risiko darstellt und auch unsere organisatorischen Kapazitäten übersteigt." Mit der nötigen Erfahrung und Finanzkraft konnte die Fluwog dienen, die alteingesessene Flughafenwohnungsbaugenossenschaft Fluwog-Nordmark, die das Gebäude 2012 gekauft und anschließend saniert hat. Mit mehr als 4.400 Wohnungen im Bestand ist die Genossenschaft stets auf der Suche nach geeigneten Grundstücken auf dem überhitzten Immobilienmarkt in Hamburg. Ihre Vorstellungen passten zu den Ideen der Kekse, die sich als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) organisiert hatten. "Als Genossenschaft sehen wir es als Aufgabe, unsere Mitglieder durch attraktiven Wohnraum zu fairen Preisen zu fördern", sagt Jörg-M. Meß, der die Ressorts Vermietung und Öffentlichkeitsarbeit der Fluwog leitet. Denn Genossenschaften haben einen weiteren Horizont, was die Renditeerwartungen betrifft, als kommerzielle Investoren, die eine maximale Verzinsung ihres Kapitals anstreben und auf steigende Aktienkurse setzen.

Jetzt sind die 39 Kekse-Mietparteien gleichzeitig Mitglieder der Genossenschaft und zahlen ganz normal Miete. Diese ist mit anfänglich ab 5,80 Euro plus etwa 2,50 Euro Nebenkosten pro Quadratmeter und Mon...