Ratgeber: Schlaflernprogramme

Kein Allheilmittel

Spezial Baby | | Kategorie: Kinder und Familie | 14.04.2016

Ratgeber: Schlaflernprogramme

Müssen Eltern nur einem bestimmten Ratgeber oder Schema folgen, damit ihr Kind abends mühelos in den Schlaf findet? Ganz so einfach ist es nicht, auch wenn diverse Schlaflernprogramme das glauben machen.

Nächtliches Kurven um den Wohnblock, stundenlanges Einschlafkuscheln im Ehebett, mit dem Baby im Arm Walzer tanzen, bis der Teppich glüht - Eltern sind einfallsreich, wenn es darum geht, den Kleinen in den Schlaf zu helfen. Auf Dauer zehren solche Zeremonien aber an der Kraft, oft helfen sie nicht einmal. Die Freude an der Elternschaft, auch das Vertrauen in die Erziehungskompetenz sind schnell dahin, wenn abends die Kämpfe toben. Warum schläft das Kind nicht einfach ein?

Absurde Einschlafveranstaltungen braucht kein Baby. Viel Unterstützung beim Erlernen eines Schlafmusters benötigen einige Kinder indessen schon. Die Psychologin Annette Kast-Zahn schätzt ihren Anteil auf etwa 20 Prozent eines Jahrgangs. Aber sie weiß auch: "Wenn Sie den Schlafbedarf Ihres Kindes nicht kennen, wenn Sie den Tagesrhythmus Ihres Kindes nicht verbessern, wird Ihnen ein Schlaftraining nicht weiterhelfen." Und: "Eltern brauchen genug Leidensdruck."

Kast-Zahn hat das Schlaftraining des US-Kinderschlafspezialisten Richard Ferber in Deutschland bekannt gemacht. Es geht davon aus, dass gesunde Kinder ab sechs Monaten einen ausgereiften Schlafrhythmus haben können und somit alt genug für ein Training sind. Es setzt außerdem voraus, dass ungünstige Einschlafgewohnheiten der Grund für die Störungen sind. Andere Ursachen gilt es somit auszuschließen. Kast-Zahns Ratschläge sehen im Kern vor, das Kind zu einer angemessenen Zeit mit einem harmonischen Abendritual ins Bett zu bringen und dann das Zimmer zu verlassen. Auf den Protest des Kindes reagieren die Eltern, indem sie drei Minuten warten und dann für maximal zwei Minuten zum Kind gehen, um es zu beruhigen. Es soll dabei nicht auf den Arm genommen werden und keine zeitaufwendigen Einschlafhilfen wie die Brust oder ein Fläschchen bekommen. Die Wartezeiten, in denen die Eltern außerhalb des Kinderzimmers bleiben, werden auf maximal zehn Minuten gesteigert. Das Ziel ist, dem Kind innerhalb einiger Tage beizubringen, dass es allein ein- und durchschläft. Für Eltern, denen dieser Schritt zu schnell und radikal ist, gibt es Abweichpläne.

Der Freiburger Jugendpsychiater Ulrich Rabenschlag hat auf der Basis des Ferber-Schlaftrainings ein anderes Programm entwickelt - die Sanduhrmethode. Er empfiehlt sie erst ab zwölf Monaten, da Kinder seiner Meinung nach frühestens dann begreifen können, dass die Eltern wiederkommen. Dem dreiminütigen Warten außerhalb des Kinderzimmers folgt das dreiminütige Trösten. Während die Wartezeiten allmählich um je drei Minuten bis maximal neun Minuten gesteigert werden, bleibt die Zeit zum Trösten immer gleich. Gibt es nach neun Nächten keine klare Verbesserung, beginnt man wieder mit den kurzen Intervallen der ersten Nacht.

Die US-Autorin und vierfache Mutter Elizabeth Pantley hält von Trainings, in denen Kindertränen fließen, überhaupt nichts. Ihr sehr flexibles, ideenreiches Zehn-Schritte-Programm zum akzeptablen Schlafverhalten ist au...