- Wir haben 20 Puppen überprüft, davon zehn reine Stoffpuppen und zehn mit Körpern beziehungsweise einzelnen Körperteilen aus Kunststoff.
- Das Fazit: Insgesamt acht Puppen sind empfehlenswert.
- Allerdings vergeben wir auch dreimal die Note "ungenügend". Das betrifft die My first Barbie Malibu, das Baby Sweetheart zum Baden und die Heless Puppe Lili.
Aktualisiert am 7.12.2023 | Eine Puppe ist ein prima Kumpel. Sie leistet Trost und Beistand, und mit ihr können Kinder alles nachspielen, was in ihrem Leben passiert. Das ist gesund für sie, sagen Entwicklungspsychologen: Es schult nicht nur soziale Kompetenzen wie Empathie oder Verantwortungsbewusstsein, es hilft auch, Erlebtes zu verarbeiten.
So weit, so gut! Alles andere als gesund für Mädchen wie für Jungs: umstrittene Chemikalien aus Puppen oder Puppenkleidung oder verschluckbare Kleinteile, die sich lösen und für Kinder zum Erstickungsrisiko werden können. Doch genau darauf sind wir in unserem Test von 20 Puppen bei einigen Modellen gestoßen.
Puppen im Test: Barbie, Baby Sweetheart & Co. im Vergleich
In unserer Auswahl mit dabei: reine Stoffpuppen schon für Babies, die erste Barbie – laut Anbieter ab 36 Monate – bis hin zu Jungs-Modellen. Auch eine inklusive Puppe "mit Down-Syndrom" befindet sich im Test. So viel vorweg: Im Durchschnitt schneiden die reinen Stoffpuppen besser ab als die Kunststoffmodelle.
Durchgefallene Produkte gibt es aber in beiden Kategorien. Mit "ungenügend" bewerten wir insgesamt drei Puppen: die My First Barbie Malibu, das Baby Sweetheart zum Baden und die Heless Puppe Lili. Kritik gibt es allerdings auch an weiteren Modellen im Test.
Giftiges Schwermetall in einigen Puppen entdeckt
In einer Stoff- und zwei Kunststoffpuppen, darunter der My First Barbie Malibu, kritisieren wir die Gehalte an löslichem Antimon in textilen Bestandteilen. Das Schwermetall Antimon gilt als hochgiftig und ist ein bekanntes Problem aus der Produktion von Polyesterfasern: Dort kommt es als Katalysator zum Einsatz, kann als Antimontrioxid in Textilien zurückbleiben und sich daraus lösen.
Über Hautkontakt oder über mit dem Hausstaub eingeatmete Fasern gelangt es dann möglicherweise in den Organismus.
Weitere bedenkliche Inhaltsstoffe in Puppen im Test
Darüber hinaus sind wir im Test auch auf die folgenden unerwünschten Inhaltsstoffe gestoßen:
- Naphthalin: Der Stoff kann als Nebenprodukt bei der Kunststoffherstellung entstehen und gehört zur Gruppe der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe. Laut Europäischer Chemikalienagentur (ECHA) steht die Verbindung unter Krebsverdacht, in Kinderspielzeug hat sie in unseren Augen nichts verloren. Trotzdem steckt sie im Test in zwei Puppen, darunter der My First Barbie Malibu.
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PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Um PVC geschmeidig zu machen, kommen Weichmacher zum Einsatz. Zwar sind hormonell wirksame Phthalatweichmacher in Kinderspielzeug seit Jahren verboten, aber auch für die Ersatzweichmacher wie ATBC, DEHT oder DINCH noch nicht alle Zweifel hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Unbedenklichkeit ausgeräumt.
Wir werten deshalb aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes ab. Zumal die meisten Kunststoffpuppen auch den Ersatzweichmacher TXIB enthalten, der laut bei der ECHA eingereichten Dokumenten im Verdacht steht, das Kind im Mutterleib zu schädigen. Letzterer steckt zum Beispiel in der Puppe Baby Sweetheart zum Baden.
Farbechtheit könnte teilweise besser sein
Was ist außerdem aufgefallen? Bei vier Stoffpuppen bemängeln wir, dass ihre Kleidung leicht abfärbt. Alle vier Puppen sind von ihrer Anmutung her für die ganz Kleinen geeignet und werden vom Anbieter auch ab null Monaten empfohlen.
Gerade ganz kleine Kinder nehmen alles in den Mund – eine bessere Farbechtheit wäre hier schön. Immerhin: bedenkliche Farbstoffe hat das beauftragte Labor in keiner der Puppen nachgewiesen.
Wie sicher sind die Puppen?
Ganz wichtig bei einem Spielzeug ist, dass es kein Sicherheitsrisiko darstellt. In einem umfassenden Praxistest haben spezialisierte Labore deshalb für uns untersucht, ob die Puppen die Sicherheitsanforderungen der Spielzeugnormen EN 71-1 und EN 71-2 zu mechanischen und physikalischen Eigenschaften sowie der Entflammbarkeit erfüllen.
Wichtige Fragen dabei: Lösen sich unter Belastung Kleinteile, die das Kind verschlucken könnte? Öffnen sich bei den Stoffpuppen Nähte, und könnten Kinder dann an die Füllung gelangen und diese herauspulen? Wie schnell breiten sich Flammen beim Anzünden der Puppen aus? Geben Textilien oder Kunststoffteile bei Kontakt mit Speichel und Schweiß Farbstoffe ab?
Auch Puppen-Zubehör kann ein Sicherheitsrisiko sein
In der Laborprüfung zeigte sich: Auch Puppenzubehör kann je nach Qualität zum lebensgefährlichen Risiko werden. Reichlich Zubehör findet sich häufig bei (Baby-)Puppen, die komplett oder teilweise aus Kunststoff bestehen. So war auch beim Baby Sweetheart zum Baden für Kinder ab 24 Monaten ein Schnuller mitgeliefert.
In der Praxisprüfung löste sich bei diesem jedoch der Sauger vom Schnullerring. Der Sauger wiederum ist so klein, dass die Experten ihn als verschluckbares Kleinteil klassifizierten, das auch in die Luftröhre gelangen und im schlimmsten Fall zum Ersticken führen kann.
Fatal, denn dass ein zweijähriges Kind den Puppenschnuller einmal selbst in den Mund nimmt, ist kein abwegiges Szenario. Wir bewerten den Sicherheitsmangel mit dem größtmöglichen Punktabzug und vergeben für die betroffene Puppe die Note "ungenügend".
Manche Etiketten lösen sich ab
Allerdings sind auch nicht alle reinen Stoffpuppen harmlose Schmusegesellen. Diese weichen Schlenkerpuppen schenken Eltern häufig den ganz Kleinen, denn sie eignen sich besser zum Kuscheln und Einschlafen. Kleine Kinder lutschen aber auch gerne ausgiebig an allen abstehenden Teilen, und deshalb hat das beauftragte Praxislabor unter anderem überprüft, ob eingenähte Pflegeetiketten einer Zugprüfung standhalten.
Bei der Heless Puppe Lili war das nicht der Fall: Sowohl von ihrem Kleid als auch von ihrem Shirt lösten sich die folienartigen Etiketten. Diese sind so klein, dass sie ein Kind verschlucken kann. Auch hier sehen wir ein Erstickungsrisiko.
Dass außerdem der Stoff neben der Rückennaht riss, war hier das kleinere Übel, denn das Füllmaterial blieb unzugänglich. Trotzdem heißt das Gesamturteil auch hier am Ende "ungenügend".
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 12/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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