Kribbelnde Nase, kalte Füße, ein Kratzen im Hals, Kopf- und Gliederschmerzen: Wenn sich die ersten Erkältungssymptome bemerkbar machen, schwören viele auf ein Wannenbad mit ätherischen Ölen. Wir haben 20 Erkältungsbäder in die Labore geschickt – 13 Arzneimittel und 7 Kosmetikprodukte. Im Fokus des Tests: Inhaltsstoffe, Belege für Wirksamkeit und Nutzen.
Das Ergebnis: 11 von 20 Erkältungsbädern im Test fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Das heißt, wir raten vom Kauf dieser Produkte ab. Die Hauptprobleme: Die Belege zu Wirksamkeit und versprochenen Effekten sind aus Sicht unseres Gutachters nicht ausreichend, der Inhaltsstoff Kampfer, der gravierende Nebenwirkungen haben kann, und enthaltene Polyethylenglykole und chemisch verwandte Stoffe (PEG), die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.
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Erkältungsbad-Test: Wissenschaftliche Belege fehlen aus unserer Sicht
So wohltuend die Arzneibäder im Test auch sein mögen, die Datenlage ist ausgesprochen dünn. Zwar legt der Erfahrungsschatz aus der Volksmedizin nahe, dass ätherische Öle aus Eukalyptus, Pfefferminze oder Nadelhölzern wie Latschenkiefern, Fichten oder Edeltannen Erkältungssymptome wie eine verstopfte Nase lindern können – etwa über das subjektive Gefühl, wieder besser durchatmen zu können. Doch die wissenschaftlichen Belege überzeugen unseren Gutachter nicht.
Kosmetische Badezusätze preisen wohltuende Effekte bei Erkältungen und auf die Atemwege an, versuchen aber, medizinische Wirkversprechen wie bei den Arzneimitteln zu vermeiden. Denn Kosmetikprodukte stecken in einem Dilemma: Wirkversprechen von Kosmetika müssen wissenschaftlich belegt sein, sonst darf ein Hersteller sie nicht ausloben. Auf der anderen Seite darf Kosmetik keine einem Medikament vergleichbare Wirkung haben. Sonst würde sie unter die strengen Auflagen des Arzneimittelgesetzes fallen.
Folglich loben die Hersteller der kosmetischen Erkältungsbäder ihre Produkte als "wohltuend" und "befreiend" aus. Wir sehen auch in den Formulierungen auf den Kosmetika einen Anspruch, bei Erkältungen zu helfen. Ihr Anspruch ist – wie auch bei den Arzneimitteln – nach Auffassung unseres Gutachters bestenfalls teilweise belegt.
Problematische Inhaltsstoffe in Erkältungsbädern
Einige Anbieter setzen in ihren Erkältungsbädern Kampfer ein. Der hat nur eine geringe therapeutische Breite – bei möglicherweise gravierenden Nebenwirkungen. Daher ist sein Einsatz in der Medizin umstritten. So kann es bei äußerer Anwendung zu Hautekzemen kommen. Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern besteht durch die Aufnahme Vergiftungsgefahr – und das Risiko von Krampfanfällen oder eines Atemstillstands.
Ein weiteres Problem: Delta-3-Caren. In Bädern, die als Wirkstoff Nadelholzöle wie Fichtennadel-, Kiefernnadel- oder Latschenkiefernöl enthalten, stecken häufig hohe Mengen an Delta-3-Caren. Das ist zwar ein natürlicher Bestandteil der Öle, gilt aber leider auch als starkes Allergen.
Unerwünschte Inhaltsstoffe in den Erkältungsbädern im Test sind auch PEG. Sie stecken in 15 Produkten. In den Badezusätzen sorgen sie dafür, dass zwei eigentlich nicht mischbare Flüssigkeiten – etwa Öl und Wasser – doch miteinander vermengt werden können.
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Können Allergien auslösen: Duftstoffe nicht deklariert
Ärgerlich: Ein Anbieter im Test beduftet sein Erkältungsbad unter anderem mit Lilial. Für uns völlig unverständlich, da mittlerweile bekannt ist, dass der künstliche Duftstoff in begründetem Verdacht steht, die Fortpflanzung zu beeinträchtigen.
Kritik über wir zudem an unvollständigen Deklarationen. Denn keiner der Anbieter von Arzneibädern hat deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können, aufgeführt. Die Begründung: Die seit 2017 auch für Arzneimittel wie Bäder und Salben geltende Vorgabe betreffe nur ätherische Öle oder Parfum, die in Hilfsstoffen stecken. In ihren Badezusätzen seien ätherische Öle jedoch als Wirkstoff enthalten.
Wir meinen, wer so argumentiert, genügt damit zwar der Vorgabe, hilft aber dem Allergiker nicht. Denn ein Duftstoffallergiker muss die für ihn gefährliche Substanz unbedingt meiden. Ohne vollständige Deklaration hat er dazu keine Chance.
Wann Sie auf ein Erkältunsbad verzichten sollten
Da die Anwendung von Erkältungsbädern und ätherischen Ölen nicht ganz risikofrei ist, sollte man unter bestimmten Umständen lieber darauf verzichten oder sich zumindest bei seinem Arzt kundig machen.
- Bei Fieber, unklaren Hauterkrankungen, hohem Blutdruck, Herzinsuffizienz oder einer bestehenden Schwangerschaft sollten Sie sich einen ärztlichen Rat einholen, bevor Sie ein Erkältungsbad nehmen.
- Tabu sind Erkältungsbäder beispielsweise für Kinder unter zwei Jahren oder Asthmatiker.
Baden bei Erkältung: Badezusatz selber herstellen
Unser Tipp: Sie können Badezusätze auch einfach selbst herstellen. Drei Beutel Kräutertee mit einem Liter kochenden Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen, abseihen, den Sud anschließend ins Badewasser geben. Gut eignen sich Pfefferminz, Thymian und/oder Fenchel. Dazu einen Esslöffel Olivenöl, damit die Haut nicht austrocknet.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
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