Erkältungsbad-Test: Was taugen die Badezusätze wirklich?

Magazin November 2019: Tschüss Fleisch! | Autor: Annette Dohrmann/Christine Throl | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 24.10.2019

Erkältungsbäder-Test: Wir haben insgesamt 20 Produkte überprüft, darunter Arzneimittel und Kosmetikprodukte.
Foto: ÖKO-TEST; N_Sakarin/Shutterstock

Wannenbäder mit ätherischen Ölen gelten als Hausmittel bei aufziehenden Erkältungen. Bei verstopfter Nase und Gliederschmerzen empfinden sie viele Menschen als wohltuend. Doch gibt es auch wissenschaftliche Belege für Effekte und Wirkung? Von welchen Erkältungsbädern wir abraten. 

Kribbelnde Nase, kalte Füße, ein Kratzen im Hals, Kopf- und Gliederschmerzen: Wenn sich die ersten Erkältungssymptome bemerkbar machen, schwören viele auf ein Wannenbad mit ätherischen Ölen. Wir haben 20 Erkältungsbäder in die Labore geschickt – 13 Arzneimittel und 7 Kosmetikprodukte. Im Fokus des Tests: Inhaltsstoffe, Belege für Wirksamkeit und Nutzen. 

Das Ergebnis: 11 von 20 Erkältungsbädern im Test fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Das heißt, wir raten vom Kauf dieser Produkte ab. Die Hauptprobleme: Die Belege zu Wirksamkeit und versprochenen Effekten sind aus Sicht unseres Gutachters nicht ausreichend, der Inhaltsstoff Kampfer, der gravierende Nebenwirkungen haben kann, und enthaltene Polyethylenglykole und chemisch verwandte Stoffe (PEG), die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. 

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Erkältungsbad-Test: Wissenschaftliche Belege fehlen aus unserer Sicht

So wohltuend die Arzneibäder im Test auch sein mögen, die Datenlage ist ausgesprochen dünn. Zwar legt der Erfahrungsschatz aus der Volksmedizin nahe, dass ätherische Öle aus Eukalyptus, Pfefferminze oder Nadelhölzern wie Latschenkiefern, Fichten oder Edeltannen Erkältungssymptome wie eine verstopfte Nase lindern können – etwa über das subjektive Gefühl, wieder besser durchatmen zu können. Doch die wissenschaftlichen Belege überzeugen unseren Gutachter nicht. 

Kosmetische Badezusätze preisen wohltuende Effekte bei Erkältungen und auf die Atemwege an, versuchen aber, medizinische Wirkversprechen wie bei den Arzneimitteln zu vermeiden. Denn Kosmetikprodukte stecken in einem Dilemma: Wirkversprechen von Kosmetika müssen wissenschaftlich belegt sein, sonst darf ein Hersteller sie nicht ausloben. Auf der anderen Seite darf Kosmetik keine einem Medikament vergleichbare Wirkung haben. Sonst würde sie unter die strengen Auflagen des Arzneimittelgesetzes fallen.

Folglich loben die Hersteller der kosmetischen Erkältungsbäder ihre Produkte als "wohltuend" und "befreiend" aus. Wir sehen auch in den Formulierungen auf den Kosmetika einen Anspruch, bei Erkältungen zu helfen. Ihr Anspruch ist – wie auch bei den Arzneimitteln – nach Auffassung unseres Gutachters bestenfalls teilweise belegt. 

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Erkältungsbäder: Insgesamt 11 Produkte fallen durch den Test.
Erkältungsbäder: Insgesamt 11 Produkte fallen durch den Test. (Foto: UfaBizPhoto/Shutterstock )

Problematische Inhaltsstoffe in Erkältungsbädern 

Einige Anbieter setzen in ihren Erkältungsbädern Kampfer ein. Der hat nur eine geringe therapeutische Breite – bei möglicherweise gravierenden Nebenwirkungen. Daher ist sein Einsatz in der Medizin umstritten. So kann es bei äußerer Anwendung zu Hautekzemen kommen. Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern besteht durch die Aufnahme Vergiftungsgefahr – und das Risiko von Krampfanfällen oder eines Atemstillstands.

Ein weiteres Problem: Delta-3-Caren. In Bädern, die als Wirkstoff Nadelholzöle wie Fichtennadel-, Kiefernnadel- oder Latschenkiefernöl enthalten, stecken häufig hohe Mengen an Delta-3-Caren. Das ist zwar ein natürlicher Bestandteil der Öle, gilt aber leider auch als starkes Allergen.

Unerwünschte Inhaltsstoffe in den Erkältungsbädern im Test sind auch PEG. Sie stecken in 15 Produkten. In den Badezusätzen sorgen sie dafür, dass zwei eigentlich nicht mischbare Flüssigkeiten – etwa Öl und Wasser – doch miteinander vermengt werden können. 

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Können Allergien auslösen: Duftstoffe nicht deklariert

Ärgerlich: Ein Anbieter im Test beduftet sein Erkältungsbad unter anderem mit Lilial. Für uns völlig unverständlich, da mittlerweile bekannt ist, dass der künstliche Duftstoff in begründetem Verdacht steht, die Fortpflanzung zu beeinträchtigen. 

Kritik über wir zudem an unvollständigen Deklarationen. Denn keiner der Anbieter von Arzneibädern hat deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können, aufgeführt. Die Begründung: Die seit 2017 auch für Arzneimittel wie Bäder und Salben geltende Vorgabe betreffe nur ätherische Öle oder Parfum, die in Hilfsstoffen stecken. In ihren Badezusätzen seien ätherische Öle jedoch als Wirkstoff enthalten.

Wir meinen, wer so argumentiert, genügt damit zwar der Vorgabe, hilft aber dem Allergiker nicht. Denn ein Duftstoffallergiker muss die für ihn gefährliche Substanz unbedingt meiden. Ohne vollständige Deklaration hat er dazu keine Chance.

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Wann Sie auf ein Erkältunsbad verzichten sollten 

Da die Anwendung von Erkältungsbädern und ätherischen Ölen nicht ganz risikofrei ist, sollte man unter bestimmten Umständen lieber darauf verzichten oder sich zumindest bei seinem Arzt kundig machen.

  • Bei Fieber, unklaren Hauterkrankungen, hohem Blutdruck, Herzinsuffizienz oder einer bestehenden Schwangerschaft sollten Sie sich einen ärztlichen Rat einholen, bevor Sie ein Erkältungsbad nehmen. 
  • Tabu sind Erkältungsbäder beispielsweise für Kinder unter zwei Jahren oder Asthmatiker.

Baden bei Erkältung: Badezusatz selber herstellen 

Unser Tipp: Sie können Badezusätze auch einfach selbst herstellen. Drei Beutel Kräutertee mit einem Liter kochenden Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen, abseihen, den Sud anschließend ins Badewasser geben. Gut eignen sich Pfefferminz, Thymian und/oder Fenchel. Dazu einen Esslöffel Olivenöl, damit die Haut nicht austrocknet.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 13 Arzneibäder zur unterstützenden Behandlung bei Erkältungskrankheiten in Apotheken, Drogerien, (Bio)-Supermärkten, Reformhäusern und Discountern eingekauft. Sieben kosmetische Badezusätze landeten aufgrund ihrer Bezeichnung wie "Erkältungszeit Bad" und "Erkältung & Atemfrei" in unserem Einkaufskorb und/oder weil auf der Verpackung "wohltuend für die Atemwege" und Ähnliches ausgelobt ist.

ÖKO-TEST Berater Professor Manfred Schubert- Zsilavecz von der Universität Frankfurt hat die aktuelle Studienlage zu den Wirkstoffen beurteilt. Zudem haben wir die Anbieter der Kosmetika gebeten, Studien vorzulegen, die den ausgelobten Anspruch bei Erkältungen belegen. Alle Produkte wurden im Labor auf problematische Konservierungsstoffe und Allergien auslösende Duftstoffe analysiert. Zudem haben wir die Inhaltsstofflisten auf umstrittene Substanzen gecheckt.

Wenn Anbieter versprechen oder darauf hinweisen, dass ihre Produkte Erkältungskrankheiten lindern, erwarten wir eine stichhaltige Datenlage. Basiert das Anwendungsgebiet eines Arzneimittels jedoch vor allem auf Erfahrungen aus der Volksmedizin, dann schneidet ein Erkältungsbad bestenfalls "befriedigend" ab. Auch für die kosmetischen Erkältungsbäder erwarten wir Studien, die ihre Produktauslobungen belegen. Fehlende Warnhinweise verschlechterten das Ergebnis.

Bewertungslegende 

Arzneimittel

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Wirksamkeitsbelege und Beipackzettel führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) eine nach Auffassung unseres Gutachters nur "teilweise" belegte unterstützende Wirksamkeit bei Erkältungskrankheiten (nur durch traditionelles Wissen belegt); b) der Wirkstoff Kampfer; c) mehr als 100 mg/kg Delta-3-Caren. Zur Abwertung um eine Note führt: Deklarationsmangel: fehlende Warnhinweise zur Anwendung in der Schwangerschaft und/oder bei Asthma. Unter dem Testergebnis Hilfsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: Lilial (Butylphenyl Methylpropional). Zur Abwertung um eine Note führen: PEG/PEG-Derivate.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: deklarationspflichtige Duftstoffe im Labor nachgewiesen, aber auf der Verpackung nicht genannt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Wirksamkeitsbelege und Beipackzettel. Ein Testergebnis Hilfsstoffe und/oder ein Testergebnis Weitere Mängel, die "gut" sind, verschlechtern das Gesamturteil nicht. Ein Testergebnis Hilfsstoffe, das "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.

Kosmetika

Bewertung Testergebnis Anspruch und Hinweise: Unter dem Testergebnis Anspruch und Hinweise führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein nach Auffassung unseres Gutachters nur "teilweise" belegter unterstützender Anspruch bei Erkältungen (nur durch traditionelles Wissen belegt); b) der maßgebliche Inhaltsstoff Kampfer; c) mehr als 100 mg/kg Delta-3-Caren. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) fehlender Warnhinweis zur Altersbeschränkung für Säuglinge und Kleinkinder unter 2 Jahren; b) fehlende Warnhinweise zur Anwendung in der Schwangerschaft, bei geschädigter Haut, Asthma und/oder Fieber.

Bewertung Testergebnis Weitere Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Weitere Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um eine Note: PEG/PEG-Derivate.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Anspruch und Hinweise. Ein Testergebnis Weitere Inhaltsstoffe, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Wir testen und bewerten regelmäßig Wirksamkeit und Nutzen von Produkten für die Gesundheit. Wie wir dabei im Detail vorgehen, erfahren Sie hier.

Einkauf der Testprodukte: Juli 2019 

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