- Wir haben geschälte, ganze Paranüsse getestet. Im Einkaufskorb landeten 21 Produkte, davon tragen acht ein Bio-Siegel.
- Der Test zeigt: Paranüsse haben ein Problem mit radioaktivem Radium, zu viel Barium und Perchlorat.
- Unserer Meinung nach sind Paranüsse nicht zur vollständigen Deckung des Selenbedarfs zu empfehlen.
- 12 von 21 geprüften Produkten fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
Aktualisiert am 2.11.2023 | Was könnte man alles Gutes über Paranüsse schreiben: Sie enthalten wertvolle Inhaltsstoffe wie herzgesunde Fettsäuren, Vitamine sowie Ballast- und Mineralstoffe. Überdies gehören sie zu den ergiebigsten Lieferanten für Selen, das als kritisches Spurenelement für Menschen gilt, die sich vegan ernähren.
Und bislang widersetzen sich Paranussbäume den Versuchen, sie massenhaft auf Plantagen zu kultivieren. Denn um zu gedeihen, brauchen sie ein intaktes Öko-System wie im Amazonas-Regenwald, wo Kleinbauern die Früchte in Wildsammlung ernten. Paranüsse wären also ideal für Veggies, um ihre Selenzufuhr über ein pflanzliches Lebensmittel abzudecken.
Paranüsse reichern radioaktive Stoffe an
Doch die südamerikanische Kapselfrucht hat einen Knackpunkt: Paranüsse reichern deutlich mehr radioaktive Stoffe an als andere Lebensmittel. Denn die oft sehr alten, bis zu 60 Meter hohen Bäume haben ein weit verzweigtes Wurzelwerk, über das sie im Boden vorkommende Substanzen – darunter Radium – in besonders hohen Konzentrationen aufnehmen.
Strahlenbelastung auch durch die Ernährung
Die natürliche Strahlenbelastung im Jahr beträgt in Deutschland pro Person durchschnittlich etwa 2.100 Mikrosievert (µSv). Davon entfallen laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) jährlich etwa 300 µSv auf unsere Ernährung.
Mit dem Verzehr von zwei Paranüssen pro Tag kämen laut Behörde 160 µSv und damit rechnerisch noch mal gut die Hälfte dazu. Bei einer Strahlenbelastung in dieser Höhe müsse aber niemand mit negativen gesundheitlichen Folgen rechnen. Auf Anfrage von ÖKO-TEST raten die Strahlenexperten aber dazu, Selen lieber über Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen – als strahlungsfreie Alternative.
Die in unserem Test im Labor gemessenen Radiumwerte sind vergleichbar hoch und ergeben bei zwei Paranüssen am Tag im Jahr eine effektive Dosis zwischen 84 und 188 µSv. Zum Vergleich: Ein Flug von Frankfurt nach New York und zurück schlägt mit etwa 100 µSv zu Buche.
Warum ist Selen für den Körper wichtig?
Selen unterstützt den Körper beim Schutz der Zellen vor freien Radikalen und regelt die Schilddrüsenfunktion. Sein Gehalt in Pflanzen schwankt und hängt vor allem vom Anbaugebiet ab – auch bei den getesteten Paranusskernen variiert er.
"Nimmt man durchschnittliche Selengehalte aus diesem Test, decken Veganer mit zwei Paranüssen etwa ein Viertel ihres täglichen Selenbedarfs", sagt Veganexperte Dr. Markus Keller, der unseren Test wissenschaftlich begleitet hat. Mehr wäre gut, sei aber aufgrund der Strahlenbelastung nicht ratsam.
In einigen Paranüssen im Test steckt zu viel Barium
Neben Radium nehmen Paranussbäume viel Barium auf – zusammen mit chemisch sehr ähnlichem Calcium, mit dem sie ihre Rinde stabilisieren. Viel Barium kann beim Menschen zu Bluthochdruck führen und die Funktion der Nieren beeinflussen. Neun gemessene Werte sehen wir als "erhöht" an, einen sogar als "stark erhöht".
Kritik an Perchlorat in getesteten Paranüssen
Was ist ansonsten aufgefallen? In 14 Produkten im Test kritisieren wir die gemessenen Gehalte an Perchlorat. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass Paranüsse oft mit Wasserdampf behandelt oder eingeweicht werden, um die äußerst harte Schale knacken zu können. Perchlorat kann entstehen, wenn Wasser zur Desinfektion gechlort wird.
Das Problem? Auf Dauer kann es die Jodaufnahme hemmen und zeitweilig den Schilddrüsenhormonspiegel verändern.
Übrigens: Paranüsse sind sehr anfällig für den Befall mit Schimmelpilzen. In diesem Test sind Aflatoxine kein Problem, dennoch sollten Sie Paranusskerne entsorgen, die bitter oder ranzig schmecken. Denn Aflatoxine können das Erbgut schädigen.
Wie schmecken die Paranusskerne?
Bleibt die Frage: Wie schmecken die Paranüsse im Test? Für ein paar Kritikpunkte sorgten Aussehen und Geschmack der Paranüsse. Das Labor, das für uns die Sensorik prüfte, bemängelte etwa Bruch- und Stoßstellen.
Vier Packungen fielen negativ auf, weil sie mehr ranzig, bratig, muffig oder chemisch schmeckende Kerne enthielten als ein Qualitätsstandard für Paranusskerne toleriert.
Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch für 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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