20 Anti-Schimmelmittel im Test

Gefährliche Mitbewohner

Spezial Bauen und Wohnen | | Kategorie: Bauen und Wohnen | 15.11.2013

20 Anti-Schimmelmittel im Test

Hohe Luftfeuchtigkeit führt in Wohnungen häufig zu Schimmel. Die auf dem Markt erhältlichen Antischimmelmittel sind aber keine Lösung. An der Beseitigung der Ursache führt kein Weg vorbei.

In Ecken, hinter Schränken und an Fensterleibungen tummeln sich die Übeltäter. Viele kennen das Problem, weshalb auch viel über Schimmelpilze und die Ursachen geschrieben wird, und darüber, was man so alles tun und lassen sollte. Zudem wird über die Schuldfrage gestritten: Trägt der Bewohner die Verantwortung durch ein falsches Nutzerverhalten oder sind es doch bauliche Mängel, gegen die man trotz größter Sorgfalt nicht ankommt?

Schimmelpilze vermehren sich mittels Sporen. Und diese sind mit zig Tausenden von Arten letztlich überall um uns herum vorhanden. Solange sie nicht überhandnehmen, ist das auch kein Problem, damit kann der Körper umgehen. Wenn die Schimmelpilze aber gute Wachstumsbedingungen vorfinden, dann breiten sie sich aus und können uns gesundheitlich zusetzen, vor allem wenn wir sie einatmen. Die Pilzsporen können Schleimhäute reizen und Allergien auslösen, damit einher gehen häufig Atemwegserkrankungen und Müdigkeit. Und vor allem geschwächte Menschen werden anfälliger für Infektionen. Einige Schimmelpilzarten sind besonders gefährlich, weil sie giftige Stoffwechselprodukte bilden. Und das Schlimme: Auch getötete Partikel von Schimmelpilzen und Sporen können noch Allergene in die Raumluft abgeben.

Zum Wachsen brauchen Schimmelpilze in erster Linie Feuchtigkeit sowie organische Nährstoffe, die aber fast überall vorhanden sind. Wo Schimmel in der Wohnung auftritt, ist es also schlichtweg zu feucht. Das wiederum kann ganz viele Ursachen haben. Im Extremfall gibt es undichte Stellen, an denen Wasser eintritt, zum Beispiel im Bereich von Balkonanschlüssen oder Übergängen von Wand und Dach. Das leuchtet jedem ein. In den meisten Fällen ist die Ursachenforschung aber komplizierter. Denn unterschätzt wird häufig, wie viel Feuchtigkeit wir durch bloßes Bewohnen an die Raumluft abgeben. In einem Drei-Personen-Haushalt summiert sich das auf etwa sechs bis zwölf Liter pro Tag. Und in manchen Wohnungen gibt es überdurchschnittlich viele Feuchtigkeitsquellen, zum Beispiel durch viele Pflanzen, Aquarien, durch häufiges Kochen und feuchte Wäsche auf der Leine. Um das Wasser abzuführen, muss die gesamte Innenraumluft mehrfach am Tag komplett ausgetauscht werden. Das heißt: lüften, lüften, lüften. In hoch gedämmten Neubauten geht das nicht mehr ohne Lüftungsanlagen.

Ansonsten schlägt sich die Feuchtigkeit an den kältesten Stellen des Raums nieder. Denn kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme Luft, sodass sich an den kühleren Flächen Kondenswasser bildet und die Gefahr für Schimmel zunimmt. Kalt oder kühler ist es zum Beispiel dort, wo insgesamt schlecht gedämmt oder eine Wärmebrücke vorhanden ist, also eine unzureichend gedämmte Stelle. Aber auch Gebäudeecken und Übergänge von Wand zu Decke oder Boden zu Wand sind normalerweise kälter als der Rest der Wand. In Altbauwohnungen mit einfach verglasten Fenstern sind oft die Glasflächen die kältesten Stellen. Hier kann das Konde...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben vor allem in Baumärkten eingekauft: 19 Antischimmelmittel, die auf verschiedenen Oberflächen in Wohnräumen eingesetzt werden können und nicht nur für den Sanitärbereich ausgelobt sind. Dabei sind auch einige Produkte aus Naturbaumärkten. Parallel dazu besorgten wir zwei Hausmittel: 70-prozentigen Alkohol aus der Apotheke sowie eine Essigessenz aus dem Supermarkt.

Die Wirkstoffe

Es gibt Tausende verschiedene Schimmelpilze, die sich noch dazu auf ganz unterschiedlichen Oberflächen ausbreiten können. Ein Anwendungstest ist daher immer unzulänglich, denn er würde nur einige wenige Szenarien abbilden können. Wir haben hingegen die eingesetzten Wirkstoffe von Experten begutachten lassen. Neben der Wirksamkeit gegen Schimmelpilze und deren Sporen interessierte uns vor allem, inwieweit die Mittel für die Anwender beziehungsweise die Nutzer der Wohnung ein gesundheitliches Problem sind und ob sie die Umwelt belasten. Darüber hinaus ließen wir prüfen, ob weitere problematische Inhaltsstoffe enthalten sind.

Sonstige Mängel

Antischimmelmittel sind Biozidprodukte, die gesetzlichen Beschränkungen unterliegen. Deshalb müssen sie bei der zuständigen Behörde registriert sein, ansonsten sind sie nicht verkehrsfähig. Von uns beauftragte Experten schauten sich die Deklaration und die Anwendungshinweise auf den Etiketten ganz genau an: Sind alle notwendigen Warnhinweise vorhanden? Gibt es Angaben zur Konzentration der Wirkstoffe und welche Schutzmaßnahmen der Anwender treffen sollte? Diese Hinweise halten wir für unverzichtbar, auch der, dass nach der Anwendung gelüftet werden muss. Manche Produkte sind gleichzeitig Reinigungsmittel. Für diese gibt es zusätzliche Vorschriften, was auf den Produkten oder im Internet deklariert werden muss.

Das Fazit

Wer Schimmel in der Wohnung hat, muss handeln. Ein Antischimmelmittel beseitigt nicht die Ursachen, sondern bestenfalls die Symptome. Viele Schimmelexperten wie auch das Umweltbundesamt raten grundsätzlich von der Verwendung von Antischimmelmitteln ab, da sie zum einen durchs Aufsprühen die Sporen in der Raumluft verteilen, zum anderen die Wirkstoffe selbst Gesundheit und Umwelt belasten. Daher gibt es in diesem Test auch keine übliche ÖKO-TEST-Bewertung mit Noten von "sehr gut" bis "ungenügend". Wir sagen Ihnen aber, ob überhaupt eine Chance besteht, dass die Stoffe gegen Schimmelpilze und Sporen wirken und mit welchen gesundheitlichen und ökologischen Risiken Sie rechnen müssen. Wenn Wirkstoffe die Umwelt stark belasten, wie quartäre Ammoniumverbindungen, oder sogar ein Nährboden für neue Schimmelpilze sind, wie die Essigessenz, sind die Produkte rundum nicht empfehlenswert.