Das Problem beginnt beim Begriff: "Ökostrom" ist nicht genau definiert. Anders als bei "bio" stehen dahinter keine gesetzlichen Regelungen, die den Begriff schützen (wie das EU-Bio-Siegel für Lebensmittel). Und anders als beim "Blauen Engel" gibt es auch kein Unternehmen, das die Marke schützt.
So sind "Ökostrom", "Grünstrom" und "Naturstrom" zwar gängige Begriffe, mit denen marktüblich Strom aus erneuerbaren Quellen (etwa Wind, Wasser, Sonne, Biomasse) bezeichnet wird. Aber Stromanbieter können diese Begriffe auch missbräuchlich verwenden, ohne negative Auswirkungen befürchten zu müssen.
Ökostromanbieter: Die guten erkennen
Man muss sehr genau hinschauen, um einen guten Ökostromanbieter zu erkennen. Aber worauf genau ist zu achten? Die Elektronen selbst sind schließlich weder grün noch grau. Und der Strom aus der Steckdose kommt aus physikalischen Gründen immer vom nächstgelegenen Stromerzeuger. Wer also neben einem Atomkraftwerk wohnt, bekommt auch beim ökologischsten aller Ökostromanbieter den Strom aus Kernenergie ins Haus geliefert.
Der Konsument kann also gar nicht steuern, wohin welcher Strom fließt. Was er aber sehr wohl beeinflussen kann, ist, wohin das Geld für diesen Strom fließt – sinnvollerweise zu jenen Unternehmen, die die Energiewende vorantreiben. Die Entscheidung für einen besseren Ökostromanbieter ist also vor allem eine Entscheidung, welche Unternehmensziele Sie mit Ihrem Geld unterstützen wollen.
Sehr gute Ökostromanbieter erzeugen nur Ökostrom
Inzwischen tummeln sich alleine auf dem deutschen Markt um die 8.000 Ökostromanbieter. Empfehlenswerte von weniger empfehlenswerten zu unterscheiden, ist nicht leicht. Denn Stromanbieter sind zwar gezwungen, die Herkunft ihres Stroms anzugeben, der ausgewiesene ‘Strommix‘ ist aber leider kein gutes Kriterium mehr. Oft wird die Zusammensetzung gezielt verschleiert. Das beklagte 2017 zum Beispiel der Faktencheck Strommix, sprach gar von "Irreführung der Verbraucher" und benannte zehn konkrete Fälle aktiver Verbrauchertäuschung.
Gute Ökostromanbieter setzen sich aktiv für den Ausbau der erneuerbaren Energien (im eigenen Land) ein. Kritische Fragen lauten hier zum Beispiel: Wie viel Geld fließt etwa in Wasserkraftwerke im Ausland? Zwar erzeugen auch diese Ökostrom, aber heimische Kohlekraftwerke bleiben trotzdem in Betrieb. Nur wenn auch hierzulande der Strom aus Atom- und Kohle-Kraftwerken von den ‘Erneuerbaren’ verdrängt wird, wird unser Ökostrom wirklich öko. Guter Ökostrom muss also einen nachweisbaren ökologischen Zusatznutzen haben, indem er etwa in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert.
Gute Ökostromanbieter bieten Tarife mit Siegel. Die Siegel "ok-power" und "Grüner Strom Label" machen zum Beispiel sichtbar, dass Ökostrom zu 100 % aus erneuerbaren Energiequellen stammt und sich der betreffende Ökostromanbieter aktiv für den Ausbau erneuerbarer Energien einsetzt – und bestimmte Mindestkriterien einhält. Allerdings gibt es auch empfehlenswerte Ökostromanbieter, die kein Siegel haben – weil auch diese Geld kosten und umstritten sein können.
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