Balkonkraftwerk: Wann lohnt sich ein Batteriespeicher?

Autor: dpa | Kategorie: Bauen und Wohnen | 03.09.2024

Balkonkraftwerke produzieren eigenen Ökostrom.
Foto: Shutterstock/ Mariana Serdynska

Balkonkraftwerke erzeugen Strom fürs eigene Zuhause. Das ist praktisch. Doch was, wenn man den gar nicht immer ganz aufbrauchen kann?

Soll ich einen Batteriespeicher fürs Balkonkraftwerk anschaffen? Wer ein Steckersolar-Gerät am Balkon oder auf der Terrasse hat, beschäftigt sich früher oder später womöglich mit dieser Frage. Denn die Geräte können zwar ordentlich Solarstrom produzieren – laut Hermann Dinkler, Energieexperte beim Tüv-Verband, unter optimalen Bedingungen und bei einer Leistung von 800 Watt nämlich circa 550 Kilowattstunden im Jahr.

Das entspricht etwa 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs eines Einpersonenhaushalts. Entsprechende Beispielrechnungen bietet zum Beispiel die Hochschule HTW Berlin auf ihrer Website an.

Balkonkraftwerk ohne Speicher – oder mit Speicher?

Ohne Speicher können Haushalte dem Tüv-Verband zufolge aber durchschnittlich nur 55 bis 70 Prozent des erzeugten Stroms direkt nutzen. "In einer normalen Arbeitswoche deckt sich der Strombedarf oft nicht mit den Produktionsspitzen um die Mittagszeit", erklärt Dinkler. 

Praktisch erscheint da, dass inzwischen auch einige Batteriespeicher als Ergänzung zu Steckersolar-Geräten zu haben sind. Diese Batterien speichern dann den überschüssigen Solarstrom. Der kann wiederum zu einem späteren Zeitpunkt für den Eigenbedarf genutzt werden. Solche Speicher sind entweder als Ergänzung zu bestehenden Balkonkraftwerken oder in Kombination mit neuen Anlagen erhältlich. Preislich beginnen kleinere Speicher mit einer Kapazität von weniger als einer Kilowattstunde bei etwa 400 Euro.

Balkonkraftwerk: Überschüssigen Strom verkaufen?

Haushalte, die überschüssigen Solarstrom in das öffentliche Netz einspeisen und dafür eine Vergütung erhalten wollen, müssen nach der aktuellen Gesetzeslage bestimmte Anforderungen erfüllen. Diese bürokratischen Hürden sind jedoch so hoch, dass es oft wirtschaftlich sinnvoller ist, den überschüssigen Strom kostenlos abzugeben. Um dies zu vermeiden, bieten einige Unternehmen inzwischen Speicherlösungen an.

Lohnt sich ein Balkonkraftwerk mit Speicher?

Doch lohnt sich das? Der Verbraucherzentrale Bundesverband rät auf seiner Webseite jedenfalls von Batteriespeichern für Steckersolar-Geräte ab. Demnach gebe es bisher noch keine Produkte, die finanziell attraktiv sind. Auch dem Tüv-Verband zufolge lohnt sich ein Speicher für Haushalte mit kleinen Anlagen mit ein oder zwei Modulen oft nicht, dafür seien die erzeugten überschüssigen Strommengen zu gering. 

Bei größeren Anlagen mit vier oder fünf Modulen könne das aber anders aussehen. Dann könne ein Speicher sinnvoll sein – vor allem, wenn er günstig erworben werde, so der Tüv-Verband. Eigene Speicher, etwa gebrauchte Autobatterien, sollte man der Verbraucherzentrale zufolge auf keinen Fall ans Balkonkraftwerk anschließen. Das könne sehr gefährlich sein.

Lukrativer Tipp für Anlagen ohne Speicher

Sinnvoll stattdessen, um den Eigenverbrauch des Stroms vom Balkon auch ohne Speicher zu erhöhen: Elektrogeräte gezielt in sonnenreichen Zeiten anschalten, also etwa die Spülmaschine immer dann laufen lassen, wenn die Sonne mittags am stärksten ist. Wer nicht zu den passenden Zeiten zu Hause ist, kann entweder einen in den Geräten integrierten Timer dafür nutzen oder auf Zeitschaltuhren zurückgreifen.

Vorab abschätzen: Wie groß ist mein Strombedarf?

Generell sollte man eine Anlage kaufen, die dem eigenen Strombedarf entspricht. Dem Umweltbundesamt zufolge kann bereits ein Modul mit zum Beispiel 400 Watt Leistung die ökonomisch sinnvollste Variante sein. 

Die passende Größe für Ihren Haushalt können Sie mithilfe des Stecker-Solar-Simulators der HTW Berlin genauer ermitteln. Dort kann man verschiedene Parameter einstellen und ausrechnen, wie hoch Nutzungsgrad und Ersparnis mit verschiedenen Modulen in etwa ausfallen. Der Rechner ermöglicht es zudem, verschiedene Varianten mit und ohne Batteriespeicher in den Blick zu nehmen.

Förderung für Stecker-Solargeräte

Übrigens gibt es in den meisten Bundesländern öffentliche Förderungen für die Anschaffung und Installation von Stecker-Solargeräten. Die Mittel werden in der Regel über die Kommunen vor Ort ausgereicht.

Neu: Meldepflichten von Balkonkraftwerken deutlich vereinfacht

Das im Mai 2024 von der Bundesregierung verabschiedete Solarpaket 1 erleichtert Bürgerinnen und Bürgern die Anmeldung von Balkonkraftwerken. Zuvor mussten Verbraucherinnen und Verbraucher ihr Stecker-Solargerät bei der Bundesnetzagentur im Marktstammdatenregister und beim lokalen Stromnetzbetreiber anmelden. Seit der Verabschiedung des Gesetzespakets entfällt die Meldepflicht für Balkonkraftwerke beim Netzbetreiber. Die Registrierung im Marktstammdatenregister beschränkt sich nun auf wenige, einfach zu erfassende Daten und ist unter www.marktstammdatenregister.de möglich.

Der Betrieb eines Balkonkraftwerks mit einem Stromzähler ohne Rücklaufsperre war bisher verboten. Eine neue Richtlinie im Solarpaket 1 erlaubt nun den befristeten Einsatz von rückwärtslaufenden Stromzählern. Ferraris-Zähler und andere analoge Zähler ohne Rücklaufsperre müssen innerhalb von vier Monaten nach Inbetriebnahme durch den Messstellenbetreiber gegen einen Zweirichtungszähler oder einen modernen, digitalen Stromzähler (Smart Meter) ausgetauscht werden. Der Austausch erfolgt automatisch und muss nicht gesondert beauftragt werden.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) legt fest, dass Stecker-Solargeräte eine maximale Modulleistung von 2.000 Watt haben dürfen, um vereinfacht bei der Bundesnetzagentur registriert werden zu können. Wichtig ist, dass die Leistung des Wechselrichters dabei auf höchstens 800 Watt begrenzt ist, sodass nicht mehr Strom in das Stromnetz eingespeist wird.

Wichtig: Auf sachgemäße Montage achten

Verbraucherinnen und Verbraucher sollten vor dem Kauf überprüfen, ob ihre Wohnung den Anforderungen an die Aufstellung und den Anschluss eines Stecker-Solargeräts entspricht. Damit die Sonne die Solarzellen optimal bestrahlen kann, sind Wohnungen mit einem zur Sonne ausgerichteten Balkon, einer Terrasse, einer Dachfläche oder einer Außenwandfläche am besten geeignet.

Ungeeignet für die Montage sind zum Beispiel schattige Plätze hinter der Balkonbrüstung, an der Wand direkt unter dem Balkon der darüber liegenden Etage oder Stellen mit ständiger Verschattung. Außerdem sollte sich in unmittelbarer Nähe des Solargeräts eine Außensteckdose befinden, um den erzeugten Strom aufnehmen zu können.

Balkonkraftwerke bestehen aus mehreren Komponenten:

  • Ein bis zwei Solarmodule: Die Nennleistung eines Moduls beträgt etwa 300 Watt. Für Balkonbrüstungen eignen sich leichtere Solarmodule mit einer Leistung von 50 bis 150 Watt. Auf eine ausreichende mechanische Stabilität der Brüstung ist dennoch zu achten.
  • Wechselrichter, der entweder in das Solarmodul integriert oder separat montiert ist. Die Anschlussleistung des Wechselrichters darf 800 Watt nicht überschreiten.
  • Anschlusskabel, das vom Wechselrichter zu einer geeigneten Außensteckdose führt.
  • Schuko-Stecker: Balkonkraftwerke kommen mit einem handelsüblichen Schuko-Stecker aus. Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) empfiehlt die Verwendung eines speziellen "Einspeise-Steckers" nach DIN-Norm VDE 0100-551. Dieser kommt in der Praxis bei etwa 80 Prozent der Stecker-Solargeräte zum Einsatz.

"Optional kann ein passendes Strommessgerät für die Funktionskontrolle angebracht werden. So können Verbraucher:innen überprüfen, ob das Stecker-Solargerät funktioniert und nachmessen, wie viel Strom produziert wird", sagt Dinkler.

Balkonkraftwerke müssen mit geeignetem Montagematerial sicher befestigt werden. Denn die Solaranlage muss Wind und Wetter standhalten und darf keinesfalls herabfallen. "Beim Anbringen von Stecker-Solargeräten ist deshalb besondere Sorgfalt geboten", sagt Dinkler. "Es gibt unterschiedliche Halterungen für Balkonbrüstungen, Fassaden oder Dächer. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten darauf achten, dass die Bauteile zum jeweiligen Montageort passen und vom Hersteller mitgeliefert werden."

Achtung: Bei der Anbringung an Außenwänden darf die Fassadendämmung nicht beschädigt werden. Grundsätzlich gilt: Verbraucherinnen und Verbraucher sollten die Bedienungsanleitung sorgfältig lesen und die angegebenen Montagehinweise unbedingt beachten.

TÜV rät: Sicherheitshinweise beachten

Stecker-Solargeräte gelten grundsätzlich als sicher. Ein erhöhtes Brandrisiko besteht im Vergleich zu anderen technischen Anlagen nicht, sofern die Montage sachgemäß erfolgt. "Es sollte immer nur ein Solargerät an eine Steckdose beziehungsweise einen Stromkreis angeschlossen werden. Niemals sollten mehrere Solargeräte an eine Mehrfachsteckdose angeschlossen werden, um eine Überlastung und damit einen möglichen Schwelbrand von Steckdose oder Stromleitungen zu vermeiden", sagt Dinkler.

Eine spezielle Produktnorm für Stecker-Solargeräte gibt es derzeit noch nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie DGS hat den Sicherheitsstandard DGS 0001:2019-10 für Stecker-Solargeräte eingeführt, der bereits einige sicherheitsrelevante Aspekte festgelegt, die voraussichtlich in die kommende Produktnorm integriert werden sollen. Diese neue Norm wird unter der Bezeichnung DIN VDE V 0126-95 geführt, ihre Fertigstellung sowie Veröffentlichung wird für Ende 2024 erwartet.

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