Erstes Bundesland verbietet Schottergärten

Steingärten gefährden die Artenvielfalt

Autor: Online-Redaktion | Kategorie: Bauen und Wohnen | 24.08.2020

Schottergärten sind in Baden-Württemberg verboten.
Foto: CC-BY SA 4.0 / Wikimedia Commons / Immanuel Giel

Schottergärten versiegeln den Boden und gefährden die Artenvielfalt. Immer mehr Naturschützer und Stadtverwaltungen versuchen, den Trend zur Steinwüste im Vorgarten zu stoppen. Baden-Württemberg hat nun Klarheit geschaffen, andere Bundesländer könnten nachziehen.

Im Grauen statt im Grünen: Schottergärten sind scheinbar pflegeleicht, stellen aber eine Bedrohung für Stadtklima und Artenvielfalt dar. Organisationen wie der Naturschutzbund warnen schon seit Langem vor den "Gärten des Grauens". Nachdem vereinzelte Kommunen bereits gegen die Kieselsteinbeete vorgegangen sind, hat Baden-Württemberg nun als erstes Bundesland ein Gesetz erlassen, das Schottergärten auf Privatgrundstücken untersagt.

Baden-Württemberg: Schottergärten waren bereits verboten

Die grün-schwarze Landesregierung im Ländle brachte Ende Juli ein Naturschutzgesetz auf den Weg, das es unter anderem untersagt, private Gärten mit Steinen zu versiegeln. Eigentlich wäre die Novelle gar nicht nötig gewesen. Denn: Schottergärten sind in Baden-Württemberg ohnehin nicht erlaubt – so zumindest eine Lesart der zuständigen Landesbauordnung (LBO). Darin heißt es seit Jahrzehnten: "Die nichtüberbauten Flächen der bebauten Grundstücke müssen Grünflächen sein, soweit diese Flächen nicht für eine andere zulässige Verwendung benötigt werden."

Das neue Gesetz stellt nun klar, dass eine "andere zulässige Verwendung" ausschließt, den eigenen Garten in eine Schotterlandschaft zu verwandeln. Gärten sollen stattdessen insektenfreundlich gestaltet und deshalb am besten begrünt werden. Bereits existierende Schottergärten müssen im Zweifelsfall beseitigt oder umgestaltet werden – Hauseigentümer sind hier selbst in der Pflicht.

Bayern setzt auf kommunale Regelungen

Es ist gut möglich, dass Baden-Württemberg nicht das einzige Bundesland bleibt, in dem die Kieslandschaften verboten werden. Auch in anderen Bundesländern wie Bayern und Nordrhein-Westfalen haben Kommunen bereits begonnen, Schottergärten und wasserundurchlässige Steinbeete im Rahmen von Bebauungsplänen zu verbieten. In Bayern wird allerdings kein Schottergärten-Verbot auf Landesebene erwartet. Stattdessen sollen die Gemeinden aufgefordert werden, von den bereits bestehenden Möglichkeiten ihrer Bebauungspläne und Gestaltungsverordnungen Gebrauch zu machen.

Was spricht gegen Schottergärten?

Was ist an den Steinhaufen so problematisch, dass sie sogar den Gesetzgeber auf den Plan rufen? Die Gründe:

  • Artenvielfalt: Der wohl wichtigste Grund: Für viele Tiere – Bienen, Hummeln, Vögel und Schmetterlinge – sind lebendige, abwechslungsreiche Gärten wichtige Lebensräume. Wildtiere finden dort Nahrung und Unterschlupf, die versiegelte Betonlandschaften nicht bieten – ebenso wenig wie unbepflanzte Schottergärten. Deshalb sind möglichst vielfältige und naturnahe Gärten für die städtische Tierwelt überlebensnotwendig. Lesen Sie auch: Zehn Tipps für einen tierfreundlichen Garten
  • Aufwand: Auch Schotterflächen kommen nicht ohne Pflege aus. Denn: Auch auf und zwischen den Steinen lassen sich früher oder später Flechten, Moose und Unkräuter nieder. "Nach drei bis fünf Jahren müssen viele Gärtner dann überlegen, so einen Garten komplett zu sanieren – also alle Steine runter und dann wieder frisch drauf –, oder es wird alles von vorn bis hinten mit Glyphosat eingesprüht", so Karin Greiner, Gartenexpertin des Radiosenders Bayern 1.
  • Stadtklima: Schottergärten erwärmen sich im Sommer stärker als Gärten mit Grünflächen. Nachts geben die Steine ihre Wärme dann wieder ab und verhindern so, dass sich die Umgebung ausreichend abkühlen kann. Hinzukommt, dass voll- oder teilversiegelte Böden wie Schottergärten kaum Wasser speichern und dass auf Steinflächen keine großen Pflanzen wachsen können, die kühlenden Schatten spenden.

Update: Drei bessere Vorgarten-Ideen

Der Naturschutzbund (NABU) hat bereits reagiert und präsentiert auf seiner Website drei Ideen für vielfältige und zugleich pflegeleichte kleine Vorgärten. Die drei Beispiel-Vorgärten sind jeweils 15 Quadratmeter groß und kommen ohne (viel) Schotter aus. Detailpläne zum Runterladen gibt's kostenlos.

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