Mit steigendem Alter verlieren wir pro Jahr bis zu ein Prozent unserer Muskelmasse. Los geht das schon ab 30. Bis zum 80. Lebensjahr können deshalb bis zu 40 Prozent der Muskeln verschwunden sein. Wer das so nicht zulassen will, muss etwas für die Kraft tun. Mit kleinen Fitnessgeräten wie Kurzhanteln, elastischen Fitnessbändern und Gymnastikbällen lässt es sich einfach und effektiv auch zu Hause trainieren.
Wir haben 20 Fitnessgeräte in Labor geschickt: Gymnastikbänder, Hanteln, Medizin- und Gymnastikbälle sowie Handtrainer. Darunter sind Geräte bekannter Marken wie Amazon, Decathlon, Deuser und Theraband. Im Fokus standen die Inhaltsstoffe, denn beim Training können Problemstoffe auf die Haut gelangen und vom Körper aufgenommen werden. Daher wollten wir wissen, ob die Fitnessgeräte mit Schadstoffen belastet sind.
Fitnessgeräte-Test: Fitnessbänder, Hanteln & Co. überprüft
Das Ergebnis: Zwei Fitnessbänder, zwei Hanteln und einen Handtrainer bewerten wir mit "sehr gut" und "gut". Je ein Fingertrainer und ein Gymnastikband schneidet immerhin mit "befriedigend" ab. Mehr als die Hälfte der getesteten Fitnessgeräte fällt allerdings mit "mangelhaft" und "ungenügend" durch. Die Hauptkritik: krebserregende oder krebsverdächtige Inhaltsstoffe.
Wie kommt das? Die kleinen, praktischen Fitnessgeräte sind oft entweder ganz aus weichem Kunststoff oder haben weiche Griffummantelungen für einen guten Grip. Solche Materialien sind oft mit schädlichen Weichmachern belastet.
Sieben krebserregende Stoffe in einem Medizinball
Vor allem ein Typ von Fitnessgeräten im Test fällt negativ auf: Denn keiner der fünf Gymnastik- und Medizinbälle ist besser als "mangelhaft". In allen stecken polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).
Besonders kritische PAK-Verbindungen hat das beauftragte Labor in einem Ball im Test nachgewiesen: Er enthält sieben als krebserregend eingestufte PAK-Verbindungen und zwei weitere, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. PAK können zum Beispiel im Ruß enthalten sein, der zum Schwarzfärben von Kunststoff dient, sie stecken auch in Weichmacherölen.
Schadstoffe in Ball und Fitnessbändern im Test
Schadstoffe stecken auch in Fitnessgeräten im Test, die Materialien natürlichen Ursprungs wie Latex und Kautschuk enthalten. Diese gelten als Alternative zu Kunststoffen, sind aber nicht automatisch schadstoffarm. So stecken auch in einem getesteten Gymnastikball aus Kautschuk krebsverdächtige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.
In einem Fitnessband im Test kritisieren wir krebserregende Nitrosamine sowie Stoffe, die im Körper in Nitrosamine umgewandelt werden können. In einem weiteren Gymnastikband stecken nur die Stoffe, die zu Nitrosaminen werden können.
Während Kautschuk von Natur aus flexibel ist, lassen sich bestimmte Kunststoffe erst durch zugesetzte Weichmacher biegen. So etwa der bekannte Kunststoff PVC, aus dem einige der Produkte im Test bestehen.
Phthalate in Sportgeräten können Organen schaden
In einem getesteten Ball und einem Handtrainer haben die beauftragten Labore stark erhöhte Gehalte an Diisononylphthalat (DINP) und Diisodecylphthalat (DIDP) gefunden. Phthalate stehen im Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen und außerdem wie ein Hormon zu wirken. In einem Paar Kurzhanteln im Test wies das Labor den bedenklichen Weichmacher Dipropylheptylphthalat (DPHP) nach.
Aber nicht immer heißt weich auch schlecht. Es ist möglich, Griffe mit weicher Ummantelung oder Kautschukbänder ohne die üblichen verdächtigen Stoffe herzustellen. Im Test zeigen das ein Fitnessband sowie ein Handtrainer.
Gute Fitnessgeräte für zu Hause
Immerhin: Es gibt im Test auch gute Fitnessgeräte für zu Hause, und das Training damit tut gut. Sie helfen, bestimmte Muskeln gezielt aufzubauen. Besonders die Armmuskulatur profitiert, wenn sie öfter einmal mehr Masse als das schlappe Eigengewicht der Arme bewegen muss. "Das fehlt uns Menschen, seit wir auf zwei Beinen gehen", sagt die Professorin Maren Witt, Sportwissenschaftlerin an der Universität Leipzig.
Mit den Fitnessgeräten für zu Hause lassen sich gezielt auch die Muskeln ansprechen, die uns aufrecht, entspannt und schmerzfrei halten. Ein netter Nebeneffekt des Krafttrainings: Einmal aufgebaut verbrauchen die Muskeln nicht nur während des Trainings Kalorien, sondern auch im "Leerlauf" – im Sitzen auf dem Bürostuhl und sogar im Liegen auf der Couch.
Das leisten Fitnessbänder und Medizinbälle
- Gymnastikbänder
Flexible Gymnastikbänder lassen sich für den ganzen Körper einsetzen und es gibt sie in unterschiedlichen Stärken. Sie trainieren Kraft, Gleichgewicht und Koordinationsfähigkeit. "Ideal sind kleine Bewegungen von zehn bis 15 Zentimentern, bei denen das Band einen gleichmäßigen Widerstand erzeugt", sagt Sportwissenschaftlerin Maren Witt. Im Fitnessgeräte-Test sind zwei Gymnastikbänder empfehlenswert.
Tipp: Lassen Sie sich zur passenden Bandstärke beraten. Beim Klassiker Theraband stehen die Farben für die Stärken von leicht (gelb) bis spezial stark (schwarz).
- Medizin- und Gymnastikbälle
Bei Medizinbällen liegen Spielfreude, harter Drill und erstaunlicher Muskelkater ganz nah beieinander. Das macht sich besonders bei Übungen mit ausgestreckten Armen bemerkbar.
Die weichen, leicht zusammendrückbaren Bälle für Pilates und Yoga können etwas anderes: "Wenn Sie bei bestimmten Übungen einen Ball zum Beispiel zwischen die Knie klemmen, bauen Sie eine gute Körperstatik auf und vermeiden etwa X-Beine", erklärt Sportwissenschaftlerin Witt.
Bei anderen Übungen setzt oder stellt man sich auf die Bälle als wackeligen Untergrund. Das ist unter anderem ein wunderbares Rückentraining. Beim Versuch, das Gleichgewicht zu halten, kommt eine große Anzahl von Muskeln zum Einsatz, die für Stabilität sorgen.
Hinweis: Im Fitnessgeräte-Test fallen die Medizin- und Gymnastikbälle am negativsten auf.
Kurzhantel & Handtrainer: Wofür sind sie gut?
- Hanteln
Wer mit Kurzhanteln trainiert, kann seine Armmuskeln kräftigen, aber auch Wirkungen für den Rumpf erzielen. Empfehlenswert ist ihr Einsatz auch beim Laufen und Gehen: "Schon mit leichten Handgewichten beim Walken können Sie große Effekte erzielen", sagt die Sportwissenschaftlerin Maren Witt von der Universität Leipzig.
Kettle Bells (Kugelhanteln) werden geschwungen, sodass ganze Muskelketten wie die Bauchmuskulatur es intensiv mit der Fliehkraft zu tun bekommen. Die Wirkung ist stark. Tipp: Lassen Sie sich die richtigen Bewegungsabläufe unbedingt vom Experten zeigen. Im Fitnessgeräte-Test schneiden zwei Hanteln mit "sehr gut" ab.
- Handtrainer
Handtrainer, Fingerhanteln und -bälle kommen im Reha-Bereich zum Einsatz. Aber auch gesunde Menschen können damit trainieren und nicht nur Hände und Finger stärken, sondern gleichzeitig die Unterarme. Das Training gleicht zudem einseitige Belastungen im Alltag aus. Im Fitnessgeräte-Test können wir Ihnen einen Handtrainer mit "sehr gut" besonders empfehlen.
Zum Trainieren allgemein eignen sich alle möglichen Formen von Handtrainern. Mit gartenscherenförmigen Handmuskeltrainern trainieren Sie die ganze Hand. Tastaturartige Fingertrainer ermöglichen, die Finger einzeln zu kräftigen. Weiche Bälle fürs Handtraining lassen sich relativ leicht zusammendrücken und stärken so auf schonende Art die Muskulatur.
Tipp: Wichtig ist, dass die Geräte zur Handgröße passen. Und: Lassen Sie das Training möglichst langsam angehen.
Das könnte Sie auch interessieren: Wenn man zu Hause trainieren möchte, kann man sich per App oder Video von Trainern anleiten lassen. Wir stellen Ihnen fünf Fitness-Apps für Ihr Home-Workout vor: Diese Fitness-Apps unterstützen Sie beim Home-Workout.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Magnesium-Test: Darum sind Tabletten oft unnötig und können sogar schaden
- Trinkflaschen im Test: Diese Flaschen aus Edelstahl & Co. sind "sehr gut"
- Pflanzliche Schmerzmittel im Test: Wie wirksam ist die Teufelskralle?
- Funktionsshirts im Test: Das sind die besten für wandern, laufen & klettern
- Müsliriegel im Test: Knapp jeder zweite mit Mineralöl belastet
- Mineralwässer-Test: Fast jede fünfte Quelle ist verunreinigt