Ingwer selbst anpflanzen und pflegen: So gelingt die eigene Ingwer-Ernte

Autor: Hannah Pompalla | Kategorie: Bauen und Wohnen | 07.02.2024

Ingwer kann man auch auf der Fensterbank anpflanzen.
Foto: Shutterstock/asharkyu

Ingwer ist im Trend – egal ob als Shot, Tee oder Gewürz. Die Knollen legen aber meist einen weiten Weg zurück, ehe sie bei uns ankommen. Dabei wächst Ingwer auch auf der Fensterbank. Das Frühjahr ist der ideale Zeitpunkt, um mit dem Anbau zu starten.

Die Ingwerknolle gilt als "Superfood", der viele positive Effekte nachgesagt werden. Sie soll etwa das Immunsystem stärken, gegen Viren und Bakterien wirken, die Durchblutung fördern sowie die Verdauung anregen. Die traditionelle Heilpflanze wird somit auch bei diversen Beschwerden eingesetzt.

So dient Ingwer zum Beispiel bei Erkältungen, Gelenkentzündungen, Regelschmerzen, Magen-Darm-Problemen und Übelkeit als Hausmittel. Zugleich lässt er sich in der Küche vielfältig verarbeiten. Der Haken: Die Ingwerpflanze wird in verschiedenen (sub-)tropischen Gebieten der Welt angebaut, damit gehen lange Transportwege und Umweltbelastungen einher.

Die Knollen in unseren Märkten stammen beispielsweise hauptsächlich aus China und Peru. Doch Ingwer kann auch auf der heimischen Fensterbank wachsen. Dabei ist der Eigenanbau sogar leichter, als man vermuten mag. 

Ingwer anbauen: Dieses Zubehör ist nötig

Wenn Sie eigenen Ingwer anbauen möchten, ist nicht viel Zubehör nötig. Aber: Man braucht Geduld. Die Tropenpflanze benötigt acht bis zehn Monate, bis ihre Knollen reif für die Ernte sind. Der ideale Zeitpunkt, um mit dem Anbau zu beginnen, ist das Frühjahr. Läuft alles wie geplant, können Sie sich im Herbst über die ersten eigenen Ingwerknollen freuen. 

Aus den sogenannten "Augen" treibt der Ingwer später aus.
Aus den sogenannten "Augen" treibt der Ingwer später aus. (Foto: Shutterstock/TanakDusun)

Sie benötigen folgendes Zubehör:

  • frisches Stück Ingwer in Bio-Qualität
  • nährstoffreiche, torffreie Pflanzenerde
  • Pflanzgefäß mit Wasserabzugslöchern (ca. 30 cm breit)
  • scharfes Messer
  • transparente Plastiktüte/Klarsichtfolie oder ein Glas
  • Schnur oder Gummiring
  • ggf. kleine Äste oder Stäbchen

Schritt 1: Das passende Ingwerstück auswählen

Sie können entweder eine Knolle vermehren, die Sie ohnehin gerade parat haben, oder aber ein frisches Stück Ingwer kaufen. Wichtig ist, dass es fest und prall ist. Zudem sollte die Knolle – im botanischen Sinn handelt es sich eigentlich um ein Rhizom – einige Austriebsknospen haben: Damit sind die rundlichen Verdickungen bzw. Knubbel gemeint, die manchmal weißlich bis grünlich aus der Rinde schauen.

Sie werden auch "Augen" genannt; aus ihnen wachsen später die grünen Triebe der Pflanze. Wir empfehlen außerdem, einen Ingwer aus kontrolliert-biologischem Anbau zu verwenden, denn damit geht in der Regel auch eine bessere Qualität einher.

Haben Sie eine passende Knolle gefunden, schneiden Sie mit einem scharfen Messer ein bis drei Stücke davon ab; sie sollten rund fünf Zentimeter lang sein und jeweils mindestens ein eigenes "Auge" haben. Legen Sie die Ingwerstücke über Nacht in ein Glas mit lauwarmem Wasser, das regt die Keimbildung an.

Schritt 2: Ingwerstücke im Topf einpflanzen

Füllen Sie einen Blumentopf zu zwei Drittel mit nährstoffreicher, torffreier Pflanzenerde. Das Gefäß sollte mindestens 30 Zentimeter breit sein, damit die waagrecht wachsenden Rhizome genug Platz haben. Es bietet sich an, die Erde vorab mit etwas Wasser zu befeuchten und zu durchmischen. Legen Sie dann die Ingwerstücke hinein. Die Schnittflächen sollten nach unten, die "Augen" nach oben gerichtet sein.

Streuen Sie nun eine zwei bis drei Zentimeter dicke Erdschicht darüber. Die Stücke leicht andrücken, dann erneut befeuchten. Eine Sprühflasche eignet sich hierfür besonders gut. Stellen Sie den Topf nun an einen hellen, warmen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung.

Eine Fensterbank über einer Heizung ist ideal. Achten Sie aber darauf, dass die Pflanze keiner Zugluft ausgesetzt ist. Auch ein Wintergarten oder Gewächshaus eignen sich als Standorte. Nun braucht der Ingwer einige Wochen Zeit, um Wurzeln zu bilden und zu keimen.

Ingwer anpflanzen: So keimt die Knolle schneller

Das Wachstum können Sie beschleunigen, indem Sie fein feucht-warmes Klima schaffen: Setzen Sie kleine Äste oder Stäbe in die Erde, dann spannen Sie eine transparente Plastiktüte oder Klarsichtfolie über den Topf. Befestigen Sie diese mit einem Gummi oder einer Schnur. 

Es ist ratsam, kleine Löcher in die "Haube" zu stechen, damit die Luft etwas zirkulieren kann und sich kein Schimmel bildet. Die Tüte oder die Folie sollten Sie rund einmal in der Woche für ein paar Minuten abnehmen. Auch ein übergestülptes Glas kann für mehr Luftfeuchtigkeit sorgen.

Sie sollten es ebenfalls ab und an entfernen, sodass die Pflanze atmen kann. Haben Sie sogar ein kleines Mini-Gewächshaus, ist das natürlich ideal. Sobald Sie einen grünen Spross erkennen, brauchen Sie die Hilfsmittel nicht mehr.

Schritt 3: Ingwerpflanze hegen und pflegen

Sprühen Sie den Ingwer regelmäßig mit kalkarmem, lauwarmem Wasser ein. Die Erde sollte stets gleichmäßig feucht sein und darf nicht austrocknen. Aber Achtung: Staunässe sollten Sie unbedingt vermeiden – sonst beginnen die Knollen zu faulen und Ihre Mühe war umsonst. 

Es kann einige Wochen dauern, bis der Ingwer austreibt.
Es kann einige Wochen dauern, bis der Ingwer austreibt. (Foto: Shutterstock/OllgaZhog)

Über die Monate entwickelt sich nun aus den zarten Trieben eine Zimmerpflanze, die über einen Meter hoch wachsen kann. Dabei erinnern ihre dünnen Stängel und ihre langen Blätter an Bambus. Währenddessen reifen unter der Erde neue Rhizome heran. Im Sommer dürfen Sie die Ingwerpflanze auch auf die Terrasse oder den Balkon stellen.

Sie sollte jedoch weiterhin nur im Halbschatten stehen und muss vor Wind und Regen geschützt sein. In kühlen Nächten muss sie außerdem wieder zurück in die Wohnung bzw. ins Haus geholt werden. Dünger braucht der Ingwer übrigens nicht unbedingt, wenn er im Topf gedeiht.

Schritt 4: Ingwerknollen ernten

Nach sieben bis neun Monaten beginnen die Blätter, zu welken: Sie verfärben sich gelb und vertrocknen. Jetzt ist der Ingwer bereit für die Ernte. Dabei gilt: Je früher geerntet, desto milder schmeckt er. Die Knollen können Sie komplett ausgraben; es ist aber auch möglich, nur einen Teil von ihnen abzuschneiden. 

Der Ingwer kann direkt verarbeitet werden. Wollen Sie ihn später verzehren, wickeln Sie ihn in feuchtes Küchenpapier und legen ihn in einer luftdichten Frischhaltebox ins Gemüsefach. So hält er sich für gut drei Wochen. Auch das Gefrierfach ist eine gute Wahl: Darin bleibt er, luftdichtverschlossen, bis zu drei Monate frisch. Bei Zimmertemperatur sollte er nicht gelagert werden, so wird er schnell faserig und trocknet aus.

Die Ingwerknollen können Sie komplett ernten; es ist aber auch möglich, nur einen Teil von ihnen abzuschneiden.
Die Ingwerknollen können Sie komplett ernten; es ist aber auch möglich, nur einen Teil von ihnen abzuschneiden. (Foto: Shutterstock/ingridagrants)

Tipp: Die übrigen Knollen in der Erde können Sie problemlos überwintern. Stellen Sie den Topf in einen dunklen, kühlen Kellerraum. Erst im Frühjahr braucht der Ingwer wieder Wasser. Dann sollte er auch umgetopft werden. Bereits ausgegrabene Rhizome lassen sich für die Anzucht im neuen Jahr ebenso im Keller lagern.

Warum Ingwer anpflanzen?

Wer die Knollen gerne isst, kann durch den eigenen Anbau (zumindest ein wenig) das Klima schonen. Zudem steckt frischer Ingwer voller wertvoller Inhaltsstoffe, allen voran ätherischen Ölen und Scharfstoffen, die heilfördernd wirken können. Daneben ist das Rhizom reich an Vitamin C und Mineralstoffen wie Magnesium, Eisen, Calium und Kalzium.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Ingwer zu verwerten. Sein scharfes Aroma verfeinert Suppen, Salate, Dips, und Saucen. Selbst Marmeladen, Plätzchen und Kuchen kann das Rhizom eine eigene, frische Note verleihen. Außerdem werden mit Ingwer einige Getränke zubereitet, die viele positive, gesundheitsfördernde Effekte versprechen.   

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    Übrigens: Wenn Sie gerne Ingwer roh essen, sollten Sie auf Dauer höchstens fünfzig Gramm pro Tag zu sich nehmen. Denn höhere Mengen können zu Blähungen, Durchfall und Sodbrennen führen. Mehr dazu lesen Sie hier: Ingwer roh essen – wie gesund ist das?

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