Gartengeräte spielen in der Bibel des Gartenfreundes nur eine Nebenrolle. Lediglich Spaten, Hacke und Harke erwähnt Karel Capek (1890-1938), der mit seinem Büchlein "Das Jahr des Gärtners" (1929) ein einfühlsam-humorvolles Psychogramm des Pflanzenfreundes verfasste. Das Buch des tschechischen Schriftstellers ist zugleich ein nützlicher Ratgeber für die Arbeit in Beeten und Rabatten. Neben den genannten Gartenwerkzeuge kommt bei Capek nur noch das Baummesser vor – allerdings in einer eher unglücklichen Rolle … (Wenn Sie mehr wissen wollen, können Sie Capeks entzückendes Gartenbuch hier kostenlos durchblättern.)
Gartengeräte: Das brauchen Sie für den Anfang
Ein Messer, dazu Spaten, Harke und Hacke – viel mehr ist auch nach Ansicht von Gartenexperte Armin Matzke nicht nötig, um auf einer eigenen Parzelle oder im Hausgarten Gemüse anzubauen und Blumen zur Blüte zu bringen.
"Als Grundausstattung benötigt man gar nicht viel", sagte der Garten-Fachmann aus der Rosenstadt Sangerhausen uns bereits im Sommer 2010. Aber auch zehn Jahre später haben seine Tipps nichts von ihrer Frische verloren. Ein Pflanzholz und eine kleine Schaufel etwa zum Umsetzen von Stauden gehöre unbedingt noch in den Geräteschuppen, außerdem eine Gartenschere und eine Gießkanne. "Für den Anfang", so Matzke, "reicht das völlig aus."
Freilich: Zu den Eigenheiten des Gärtnerns gehört die Tatsache, dass, wer einmal angefangen hat, nicht wieder davon loskommt!
Im Kapitel "Wie der Gärtner entsteht" (Link) vermutet der eingangs erwähnte Humorist Capek, dass beim Einsetzen der ersten Blume "durch einen Riss in der Haut oder sonst irgendwie" etwas Erde in den Körper eindringt und eine Art Erkrankung verursacht: das Gärtnerfieber. Fortan wird aus einem zuvor unauffälligen Zeitgenossen ein leidenschaftlicher Dahlien-Liebhaber, ein Mensch, der mit nie erlahmendem Eifer seltene Kartoffelsorten anbaut oder den Ehrgeiz entwickelt, von Achillea – also Schafgarbe – bis Zinnie alle Blumen des Alphabets auf seinen Beeten zum Blühen zu bringen.
Unscheinbares Gartenwerkzeug: Bindfaden
In diesem Fall genügt ein halbes Dutzend Gartengeräte allerdings nicht mehr: Die Liste, die Matzke 2010 für den passionierteren Gartenliebhaber zusammengestellt hat, ist deutlich umfangreicher. Sie umfasst einen Grubber mit Stiel und den Reihenzieher, einzinkig, ebenso wie Laubbesen oder eine Grabegabel, weiterhin die Hippe, also ein gebogenes Messer, mit dem sich zum Beispiel dürre Äste kappen lassen, und eine Baumsäge, die möglichst ein verstellbares Blatt haben sollte.
Dazu kommen eine Leiter, Pflanztöpfe, Stangen, an denen Tomatenpflanzen voller Früchte Halt finden, und ein Korb, um die hoffentlich reiche Ernte einsammeln zu können. Außerdem empfahl der Gartenpraktiker einen reichlichen Vorrat an Bindfaden: "Den sollte man immer zur Hand haben!"
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Mit den Gartengeräten verhält es sich allerdings ein wenig wie mit den Pflanzen, die mit ihrer Hilfe umhegt werden: Ein Gärtner kann sich jahrelang damit begnügen, schlicht Kartoffeln anzubauen. Er kann aber auch einer veritablen Knollenleidenschaft verfallen und zu den Klassikern von Laura bis Adretta farbkräftige Exoten wie Salad Blue oder altehrwürdige Sorten wie Bamberger Hörnchen pflanzen.
Exotische Gartengeräte wie die Jätefaust …
Nicht nur im Beet, auch im Geräteschuppen können sich dann ausgefallene Exemplare ansammeln. Manche der exotischen Gartenhelfer brauchen weder viel Platz noch setzen sie ein großes Budget voraus. Dennoch können sich Gärtner, die einmal damit gearbeitet haben, das Leben ohne sie nur noch schwer vorstellen.
Dazu gehört beispielsweise die Jätefaust "Lucko": Das aus Schweden stammende Gerät, das auf den ersten Blick an einen Flaschenöffner erinnert, besitzt zwei abgerundete Drahtbügel, mit denen der Boden gelockert und gejätet werden kann – und zwar bis dicht an keimende Pflanzen heran, ohne diese zu beschädigen. Viele Hobby-Gärtner schwören auf das praktische Mini-Gartenwerkzeug.
… oder die Pendelhacke, die Böden lockert
Nicht nur die Jätefaust ist ein Beispiel dafür, dass Spezialgeräte eine sinnvolle Ergänzung zu Grubber, Hacke und Kultivator sein können. So etwa die Pendelhacke, die als rückenschonende Alternative zu diesen drei Garten-Klassikern gilt: Ein schwingend aufgehängter Metallbügel lockert dabei die Erde und kappt Unkrautwurzeln; die sanfte Vor- und Rückwärtsbewegung ermüdet dabei deutlich weniger als das permanente Auf und Ab beim Hacken.
Ebenfalls begeistert berichten Gartenfreunde über die Grabegabel "Ohmden", nicht zuletzt aus gesundheitlichen Gründen: Das forkenartige Gerät hat fünf stabile Zinken, mit denen sich der Boden mit vergleichsweise wenig Anstrengung lockern lässt: Die Zinken werden in die Erde gestochen, die Gabel an den beiden Griffen nach hinten gekippt und dann im Rückwärtsgehen herausgezogen.
Das Gerät ist zwar nicht billig, aber bandscheibenfreundlich, wie Anwender berichten. Die Arbeit geht leichter von der Hand als mit dem Spaten, gleichzeitig lässt sich der Boden tiefer auflockern als mit dem Sauzahn, der häufig in Bio-Gärten verwendet wird.
Vergessene Gartenhelfer: Sauzahn & Schuffel
Der Sauzahn wiederum ist ein gutes Beispiel dafür, dass zeitweilig vergessene alte Gartengeräte gerade in naturnah bearbeiteten Gärten eine Renaissance erleben. Noch zu Beginn des Jahrtausends war der Sauzahn, mit dem der Boden gelockert wird, ohne – wie beim Umgraben – das Unterste zuoberst zu kehren und so die Bodenkultur zu stören, "praktisch vergessen", erinnerte sich Matzke 2010.
Zu Matzkes persönlichen Favoriten gehörte damals allerdings ein anderes altes Gerät: die Schuffel, die auf den ersten Blick wie eine ungeschickt montierte Hacke wirkt. Das flach liegende Metallblatt ist an Vorder- und Rückseite scharf geschliffen und wird einige Zentimeter unter der Erde entlanggeschoben, um die Wurzeln der Unkrautpflanzen zu kappen. Wie sehr Bauern das Gerät einst schätzten, zeigt sich daran, dass sie Berichten zufolge das Blatt nach der Benutzung in gefettetes Butterbrotpapier wickelten, um es vor Rost zu schützen.
Selbst traditionsreiche Geräte wie die Schuffel lassen sich freilich perfektionieren. Claus Krumpholz beispielsweise hat die Schuffel zur sogenannten Garten-Disk weiterentwickelt: Beide funktionieren gleich, die Disk ist aber, wie der Name schon andeutet, kreisrund – und ermöglicht so das Arbeiten in alle Richtungen, damit Gartenfreunde auf engem Raum hantieren können, ohne Blumen oder Stauden zu verletzen.
Spork: ein außergewöhnliche Alleskönner
Manches Gartengerät ist eine höhere Investition schon deshalb wert, weil es ein wahrer Alleskönner ist – wie der Spork. Der Begriff bezeichnet nicht Bewohner einer fernen Galaxie, sondern ein 1992 von dem Engländer Robert Todd entwickeltes Werkzeug, das sowohl im Äußeren als auch im Namen eine Kreuzung aus dem Spaten (englisch: Spade) und der Grabegabel (Fork) darstellt.
Sporks werden sowohl mit Stiel als auch als kleine Handgeräte angeboten und sind Allzweckwerkzeuge, wenn es ums Umsetzen und Teilen von Stauden, das Umgraben oder Reinigen von Flächen und Ähnliches geht. Dank der wie bei einem Dreizack gekerbten Schneide, die den Spork neben den Längsschlitzen im Blatt am auffälligsten von einem Spaten unterscheidet, kann man das Gerät sogar zum Rasenbelüften verwenden.
Spaten kommen in verschiedenen Formen
Der gute, alte Spaten muss deshalb allerdings nicht aus dem Werkzeugschuppen verbannt werden: Beim Umsetzen von Stauden und Büschen erweist er sich ebenso als nützlich, wie bei der Anlage neuer Beete und Rabatten. Und wer sich bei der Arbeit mit dem Spaten zu sehr plagen muss, hat womöglich schlicht noch nicht den richtigen entdeckt.
Zum einen gibt es neben dem Gärtnerspaten mit dem nahezu rechteckigen Blatt zahllose weitere Formen, die für spezielle Bodenverhältnisse wie leichten Sand oder schweren Marschboden entwickelt wurden und über gerundete oder spitz zulaufende Schneiden verfügen. Zum anderen gibt es den sogenannten Damenspaten, der ein kleineres Blatt, einen kürzeren Stiel und weniger Gewicht hat – der aber beileibe nicht nur von Gärtnerinnen geschätzt wird.
Pflege-Tipps für Ihre Gartenwerkzeuge
Erinnern Sie sich an die Bauern, die Ihre Schuffel zum Schutz in fettiges Papier einwickelten? Derlei Sorgfalt empfiehlt ÖKO-TEST generell im Umgang mit Ihren Geräten – gerade dann, wenn Sie sich für hochwertigeres Gartengerät entschieden haben (siehe nächster Punkt).
Nach der Arbeit sollten Sie deshalb …
- Schmutz von den Gartenwerkzeugen entfernen,
- die Stiele der Geräte auf festen Sitz zu prüfen
- und metallene Schneiden bzw. Spitzen ölen.
Gartengeräte: Vor- & Nachteile von Stecksystemen
Ein Stiel, an den Dutzende Werkzeuge passen – nach diesem Prinzip funktionieren Stecksysteme, die in jedem Gartenmarkt und von zahlreichen Herstellern angeboten werden: Grubber und Harke, Besen und Unkrautstecher können dabei abwechselnd am gleichen Stiel angebracht werden.
Klingt praktisch – schließlich gewinnen Gärtner damit Platz im Geräteschuppen: Wo bisher Holzstiele neben- und übereinanderliegen wie beim Mikadospiel, gilt es jetzt nur noch, Ordnung unter den Steck-Aufsätzen zu halten.
Und die gibt es mittlerweile wie Sand am Meer: Dutzende verschiedener Steck-Werkzeuge finden sich in den Katalogen einzelner Hersteller, darunter Obstpflücker und Fächerbesen, Kultivator – und natürlich auch die beliebte Schuffel. Selbst ein Vertikutier-Roller, mit dem der Rasen belüftet werden kann, lässt sich an dem Einheitsstiel andocken.
Sind Kombisysteme besser als Einzelstücke?
Ob der Umstieg von verschiedenen Einzelstücken zu einem Kombi- bzw. Stecksystem als sinnvoll anzusehen ist, ist eher eine Glaubensfrage als eine Wissenschaft. Hier hat jeder Gartenfreund andere Vorlieben. Sicher ist nur: Noch mehr als bei einzelnen Geräten zählt hier die Qualität – vor allem die Steckverbindung kann sich zur Schwachstelle entwickeln. Sie sollte auch nach Jahren noch allen Werkzeug-Aufsätzen festen Halt gewähren.
Generell seien Steckwerkzeuge im Preis "etwas anspruchsvoller, aber noch erschwinglich", sagte Matzke 2010. Einer Stichprobe im Gartenmarkt zufolge halten sich die Preisunterschiede rund zehn Jahre später in Grenzen: Ein Fächerbesen mit festem Stiel kostete ab 18 Euro, für den günstigsten Steckkopf wurde ein Euro mehr fällig. Umgekehrt war der Kultivator als Steckaufsatz einen Euro preiswerter als das gleiche Gerät mit fest montiertem Holzstiel.
Stiele gibt es in zahlreichen Ausführungen
Auf Holz als Handschmeichler müssen Freunde von Stecksystemen allerdings nicht verzichten: Stiele gibt es nicht nur in unterschiedlichen Längen von 120 bis 170 Zentimeter, sondern auch als unterschiedlichen Materialien. Günstigere Modelle sind aus Aluminium, danach folgt stabiles (Eschen-)Holz. Am oberen Preiseende kommen Stiele mit verstellbaren Längen, die man beispielsweise auch zur Apfelernte in vier Meter Höhe einsetzen kann, den entsprechenden Pflück-Aufsatz vorausgesetzt. Unwesentlich günstiger als die verschiedenen Steck-Stiele sind nur schlichte Holzstiele, die dauerhaft am Gartenwerkzeug befestigt werden.
Neben finanziellen oder ästhetischen Argumenten geben womöglich praktische Erwägungen den Ausschlag: Wenn alle Geräte mit eigenem Stiel versehen sind, ist die Gefahr größer, über ein in der Wiese vergessenes Werkzeug zu stolpern. Ein aufsteckbarer Grubber wiederum verschwindet ohne größeres Aufsehen auch schon mal im Unkrauteimer – und taucht erst beim Durchsieben des Komposthaufens wieder auf.
Warum Sie in gute Gartengeräte investieren sollten
Gartenwerkzeuge gibt es natürlich in allen Preisklassen – vom günstigen Gartenmarkt-Gadget bis zum technisch aufgerüsteten High-End-Produkt aus dem Internet, von der antiquarischen Rarität zum handgeklopften Begleiter fürs ganze Gärtnerleben. Gartengeräte aus geschmiedetem und vergütetem Stahl beispielsweise sind zweifellos etwas für Liebhaber, die gutes Material und geschickte Verarbeitung zu schätzen wissen – und der Arbeit im Garten auch ästhetisch etwas abgewinnen möchten.
Hervorragende Qualität ist zwar kaum von Belang, wenn nur einige Stauden für Farbenpracht vor dem Haus sorgen sollen oder neben der Spielwiese noch ein paar Reihen Radieschen und Erdbeeren angebaut werden. Wer allerdings häufig im Garten arbeitet, für den lohnt es sich, hochwertiges Werkzeug anzuschaffen. Statt einer billigen Gartenschere darf es dann z.B. ein Modell mit Rollgriff und nachschleifbaren Schneiden sein – das schont auch die Sehnenscheiden.
Zweifellos muss für solcherlei Gartenwerkzeug teils deutlich tiefer in die Tasche gegriffen werden als für die Geräte aus dem Garten-Discounter. Eine nüchterne Kalkulation dürfte allerdings auch sparsame Gärtner überzeugen. So hält eine geschmiedete Pflanzkelle für 20 Euro viele Jahre – das Blechexemplar für 1,99 Euro erlebt dagegen womöglich nicht einmal das Ende der aktuellen Gartensaison …
Gartengeräte: Was zur Grundausstattung gehört
- Astschere,
- Baumsäge, möglichst mit verstellbarem Blatt
- einzinkiger Reihenzieher
- Gartenschere
- Gartenschlauch
- Gärtnermesser (Hippe)
- Gießkanne
- Grabegabel
- Grubber oder Dreizack (Kultivator)
- Hacke
- Harke
- Laubbesen
- Leiter
- Pflanzholz
- Pflanzschaufel
- Pflanzschnur
- Pflanztöpfe
- Rasenmäher
- Spaten
- Transportkorb
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