- Wir haben 21 Rohrreiniger bzw. Abflussreiniger getestet, darunter drei Produkte mit biologischer Wirkung.
- Im Fokus: Inhaltsstoffe und Wirkung der Produkte.
- Ganze zehn Abflussreiniger fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
- Wir kritisieren etliche Inhaltsstoffe aufgrund ihrer umweltschädlichen oder potenziell gesundheitsgefährdenden Wirkung.
- Nur ein Rohrreiniger im Test schneidet in der Praxisprüfung mit "gut" ab.
Wer zu einem Rohrreiniger greift, den beschleicht wahrscheinlich spätestens beim Lesen des Etiketts ein mulmiges Gefühl und leise Zweifel, ob er den Inhalt der Flasche wirklich in die Spüle oder Duschwanne kippen sollte – oder ob es nicht weniger aggressive Methoden gibt, um das verstopfte Rohr wieder freizubekommen.
Denn Warnhinweise wie "Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden", das Gefahrenpiktogramm mit dem toten Fisch und der Rat, bei der Anwendung des Mittels Handschuhe und Augenschutz zu tragen, machen unmissverständlich klar: Hier hält man eine chemische Keule in Händen. Zumindest trifft das auf die meisten chemischen Rohrreiniger zu.
Es gibt chemische und biologisch wirkende Rohrreiniger
Chemische Rohrreiniger rücken verstopften Abflüssen unter anderem mit stark alkalischen Substanzen wie Natrium- oder Kaliumhydroxid zu Leibe, die in Verbindung mit (Ab-)Wasser stark ätzende Laugen bilden. Diese brechen die Zellen des organischen Materials auf, das sich im Abfluss gesammelt hat und lösen es auf. Fett und Öl spalten sie in wasserlösliche Bestandteile auf, die sich wegspülen lassen. Ihr Einsatz erfordert besondere Vorsicht.
Im Gegensatz dazu versuchen biologisch wirkende Rohrreiniger, Ablagerungen und unangenehmen Gerüchen im Abfluss auf sanftere Tour beizukommen. Sie basieren auf Mikroorganismen wie Bakterien oder auf speziellen Enzymen, die sich von organischen Substanzen wie Haare, fetthaltigen Speisereste, Kaffeesatz oder Teebläter ernähren oder sie zersetzen.
Rohrreiniger im Test: Was ist der beste Abflussreiniger?
Soweit die Theorie. Ob die 18 chemisch und drei biologisch wirkenden Rohrreiniger im Test tatsächlich mit einem zugesetzten Abfluss fertig werden, haben wir von einem spezialisierten Labor in einem – zugegebenermaßen anspruchsvollen – Praxistest prüfen lassen. Dieser simulierte den Worst Case, den wirklich niemand in seiner Küche und im Bad haben will: Ein Pfropf aus künstlichem Schmutz, wie er für Spülen und Duschwannen typisch ist, wurde so in einem Siphon plaziert, dass im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr lief.
Das Ergebnis ist ernüchternd: Die meisten Abflussreiniger sind in der Praxis wenig überzeugend. Nur ein einziger schneidet im Praxistest mit "gut" ab.
Kritische Inhaltsstoffe in Abflussreinigern
Was die Inhaltsstoffe betrifft, können wenigstens ein paar Rohrreiniger im Test glänzen. Allerdings kritisieren wir auch etliche gefundene Substanzen aufgrund ihrer umweltschädlichen oder potenziell gesundheitsgefährdenden Wirkung.
Etwa Natriumhypochlorit: Chlorbleichlauge kann in Kontakt mit Säuren Chlorgas freisetzen. Abflussreiniger mit Natriumhypochlorit daher keinesfalls zusammen mit anderen Putzmitteln verwenden. Außerdem ist Natriumhypochlorit auch sehr giftig für Wasserlebewesen.
Ebenso stark werten wir Pentanatrium pentetat ab. Das chemische Salz ist als vermutlich fortpflanzungsschädigend beim Menschen eingestuft und steht zudem im Verdacht, krebserregend zu sein.
Umweltschädlich und potenziell gesundheitsgefährdend
Darüber hinaus bemängeln wir Bronopol, das Formaldehyd abspalten kann; Ammoniumhydroxid, das stechend nach Ammoniak riecht und als gewässergefährdend eingestuft ist, oder Isothiazolinone, die Allergien auslösen können.
Notenabzug vergeben wir außerdem für Natriumchlorat und alkylierte Aminoxide, die giftig für Wasserorganismen sind, sowie für schwer abbaubare synthetische Polymere, deren Auswirkungen auf die Umwelt bisher unklar sind.
Rohrreiniger im Test regelmäßig einsetzen? Besser nicht
Auch mit den Deklarationen sind wir nicht immer zufrieden. Rohrreiniger sind höchstens etwas für den Worst Case und sollten keinesfalls vorbeugend in den Abfluss gekippt werden. Allen Produkten, die den mehr oder weniger regelmäßigen Einsatz empfehlen, ziehen wir deshalb eine Note im Testergebnis Weitere Mängel ab.
Das gilt auch für Abflussreiniger, deren Produkt- oder technisches Datenblatt online nicht abrufbar ist, und die keine erkennbare Dosierhilfe auf der Flasche haben, die es gefahrlos ermöglicht, die Menge zu bemessen – ohne das Mittel dafür in ein Gefäß mit Skala umzufüllen.
All die genannte Kritik hat zur Folge, dass zehn von 21 Abflussreinigern im Test mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durchfallen.
Abfluss reinigen mit Hausmitteln
Bevor sie zu einem Abflussreiniger greifen, können Sie auch erst mal versuchen, den verstopften Abfluss mit Hausmitteln zu reinigen. Das ist preiswerter und umweltfreundlicher. Hier haben wir Tipps für Sie:
Abflussreiniger: Vorsicht ist besser als Nachsicht
Tipps zum Umgang mit (verstopften) Abflüssen:
- Um zu verhindern, dass der Abfluss verstopft, kein Speiseöl, Essensreste, Kaffeesatz oder Teeblätter über die Spüle entsorgen. Vorbeugend ein Ablaufsieb über die Abflüsse legen.
- Wenn Sie Rohrreiniger mit starken Laugen verwenden, tragen Sie Handschuhe und Augenschutz. Beim Kontakt mit Haut oder Augen sofort mit viel Wasser spülen. Gegebenenfalls ärztliche Hilfe rufen.
- Sie wollen schnell wissen, was in Ihrem Abflussreiniger steckt? Der 16-stellige UFI-Code auf den Reinigern identifiziert die jeweilige Rezeptur. Er hilft Giftnotzentralen, schneller zu handeln – und muss seit Januar 2025 auf allen Produkten stehen, die aufgrund ihrer (potenziellen) gesundheitlichen oder physischen Auswirkungen als gefährlich eingestuft sind.
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