Rohrreiniger-Test: Nur ein Abflussreiniger überzeugt in der Praxis

Magazin Februar 2025: Vollkornbrot | Autor: Timm Knautz/Annette Dohrmann/Lena Wenzel | Kategorie: Bauen und Wohnen | 30.01.2025

Rohrreiniger-Test: 21 Abflussreiniger im Vergleich.
Foto: mariia_may/Shutterstock

Harte Chemie, schwache Leistung: Rohrreiniger sind keine harmlosen Putzmittelchen und sollten nur im Notfall eingesetzt werden. Umso ärgerlicher, dass die meisten Rohrreiniger in der Praxis nicht überzeugen. Das zeigt unser Test von 21 Produkten. 

  • Wir haben 21 Rohrreiniger bzw. Abflussreiniger getestet, darunter drei Produkte mit biologischer Wirkung.
  • Im Fokus: Inhaltsstoffe und Wirkung der Produkte. 
  • Ganze zehn Abflussreiniger fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. 
  • Wir kritisieren etliche Inhaltsstoffe aufgrund ihrer umweltschädlichen oder potenziell gesundheitsgefährdenden Wirkung.
  • Nur ein Rohrreiniger im Test schneidet in der Praxisprüfung mit "gut" ab. 

Wer zu einem Rohrreiniger greift, den beschleicht wahrscheinlich spätestens beim Lesen des Etiketts ein mulmiges Gefühl und leise Zweifel, ob er den Inhalt der Flasche wirklich in die Spüle oder Duschwanne kippen sollte – oder ob es nicht weniger aggressive Methoden gibt, um das verstopfte Rohr wieder freizubekommen.

Denn Warnhinweise wie "Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden", das Gefahrenpiktogramm mit dem toten Fisch und der Rat, bei der Anwendung des Mittels Handschuhe und Augenschutz zu tragen, machen unmissverständlich klar: Hier hält man eine chemische Keule in Händen. Zumindest trifft das auf die meisten chemischen Rohrreiniger zu.

Es gibt chemische und biologisch wirkende Rohrreiniger 

Chemische Rohrreiniger rücken verstopften Abflüssen unter anderem mit stark alkalischen Substanzen wie Natrium- oder Kaliumhydroxid zu Leibe, die in Verbindung mit (Ab-)Wasser stark ätzende Laugen bilden. Diese brechen die Zellen des organischen Materials auf, das sich im Abfluss gesammelt hat und lösen es auf. Fett und Öl spalten sie in wasserlösliche Bestandteile auf, die sich wegspülen lassen. Ihr Einsatz erfordert besondere Vorsicht.

Im Gegensatz dazu versuchen biologisch wirkende Rohrreiniger, Ablagerungen und unangenehmen Gerüchen im Abfluss auf sanftere Tour beizukommen. Sie basieren auf Mikroorganismen wie Bakterien oder auf speziellen Enzymen, die sich von organischen Substanzen wie Haare, fetthaltigen Speisereste, Kaffeesatz oder Teebläter ernähren oder sie zersetzen. 

Abfluss verstopft? Wir haben Abflussreiniger getestet.
Abfluss verstopft? Wir haben Abflussreiniger getestet. (Foto: DimaBerlin/Shutterstock )

Rohrreiniger im Test: Was ist der beste Abflussreiniger?

Soweit die Theorie. Ob die 18 chemisch und drei biologisch wirkenden Rohrreiniger im Test tatsächlich mit einem zugesetzten Abfluss fertig werden, haben wir von einem spezialisierten Labor in einem – zugegebenermaßen anspruchsvollen – Praxistest prüfen lassen. Dieser simulierte den Worst Case, den wirklich niemand in seiner Küche und im Bad haben will: Ein Pfropf aus künstlichem Schmutz, wie er für Spülen und Duschwannen typisch ist, wurde so in einem Siphon plaziert, dass im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr lief.  

Das Ergebnis ist ernüchternd: Die meisten Abflussreiniger sind in der Praxis wenig überzeugend. Nur ein einziger schneidet im Praxistest mit "gut" ab. 

Abflussreiniger im Test: Ergebnisse als ePaper kaufen

Kritische Inhaltsstoffe in Abflussreinigern 

Was die Inhaltsstoffe betrifft, können wenigstens ein paar Rohrreiniger im Test glänzen. Allerdings kritisieren wir auch etliche gefundene Substanzen aufgrund ihrer umweltschädlichen oder potenziell gesundheitsgefährdenden Wirkung. 

Etwa Natriumhypochlorit: Chlorbleichlauge kann in Kontakt mit Säuren Chlorgas freisetzen. Abflussreiniger mit Natriumhypochlorit daher keinesfalls zusammen mit anderen Putzmitteln verwenden. Außerdem ist Natriumhypochlorit auch sehr giftig für Wasserlebewesen.

Ebenso stark werten wir Pentanatrium pentetat ab. Das chemische Salz ist als vermutlich fortpflanzungsschädigend beim Menschen eingestuft und steht zudem im Verdacht, krebserregend zu sein.

Umweltschädlich und potenziell gesundheitsgefährdend

Darüber hinaus bemängeln wir Bronopol, das Formaldehyd abspalten kann; Ammoniumhydroxid, das stechend nach Ammoniak riecht und als gewässergefährdend eingestuft ist, oder Isothiazolinone, die Allergien auslösen können.

Notenabzug vergeben wir außerdem für Natriumchlorat und alkylierte Aminoxide, die giftig für Wasserorganismen sind, sowie für schwer abbaubare synthetische Polymere, deren Auswirkungen auf die Umwelt bisher unklar sind.

Rohrreiniger im Test regelmäßig einsetzen? Besser nicht  

Auch mit den Deklarationen sind wir nicht immer zufrieden. Rohrreiniger sind höchstens etwas für den Worst Case und sollten keinesfalls vorbeugend in den Abfluss gekippt werden. Allen Produkten, die den mehr oder weniger regelmäßigen Einsatz empfehlen, ziehen wir deshalb eine Note im Testergebnis Weitere Mängel ab.

Das gilt auch für Abflussreiniger, deren Produkt- oder technisches Datenblatt online nicht abrufbar ist, und die keine erkennbare Dosierhilfe auf der Flasche haben, die es gefahrlos ermöglicht, die Menge zu bemessen – ohne das Mittel dafür in ein Gefäß mit Skala umzufüllen.

All die genannte Kritik hat zur Folge, dass zehn von 21 Abflussreinigern im Test mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durchfallen

Abfluss reinigen mit Hausmitteln 

Bevor sie zu einem Abflussreiniger greifen, können Sie auch erst mal versuchen, den verstopften Abfluss mit Hausmitteln zu reinigen. Das ist preiswerter und umweltfreundlicher. Hier haben wir Tipps für Sie: 

Abflussreiniger: Vorsicht ist besser als Nachsicht 

Tipps zum Umgang mit (verstopften) Abflüssen: 

  • Um zu verhindern, dass der Abfluss verstopft, kein Speiseöl, Essensreste, Kaffeesatz oder Teeblätter über die Spüle entsorgen. Vorbeugend ein Ablaufsieb über die Abflüsse legen.
  • Wenn Sie Rohrreiniger mit starken Laugen verwenden, tragen Sie Handschuhe und Augenschutz. Beim Kontakt mit Haut oder Augen sofort mit viel Wasser spülen. Gegebenenfalls ärztliche Hilfe rufen.
  • Sie wollen schnell wissen, was in Ihrem Abflussreiniger steckt? Der 16-stellige UFI-Code auf den Reinigern identifiziert die jeweilige Rezeptur. Er hilft Giftnotzentralen, schneller zu handeln – und muss seit Januar 2025 auf allen Produkten stehen, die aufgrund ihrer (potenziellen) gesundheitlichen oder physischen Auswirkungen als gefährlich eingestuft sind.

Weiterlesen auf oekotest.de: 

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Im Test: 21 Abfluss- bzw. Rohrreiniger, darunter drei Produkte mit biologischer Wirkung. Gekauft haben wir die Reiniger in Drogerien, Discountern, Super- und Baumärkten oder online. Sie kosten pro Anwendung mit der höchsten empfohlenen Dosierung zwischen 63 Cent und 6,90 Euro.

Um die Wirkung der Reiniger zu überprüfen, simulierte das Labor den "worst case", indem es Formlinge aus künstlichem Schmutz – eine Mischung aus Haaren, Fetten und Ölen, Shampoo, Duschgel, Zahnpasta, Eischale und weiteren organischen Substanzen – in einen Siphon setzte und diesen so komplett verstopfte. Dann wurde von beiden Seiten eine definierte Menge Wasser in den Siphon gegossen und die Testprodukte gemäß Angabe auf dem Etikett hinzugefügt.

Nach der vom Hersteller angegebenen maximalen Einwirkzeit wurde mit zwei Litern warmem Wasser gespült. Dieser Vorgang wurde dreimal wiederholt. Dabei wurde der Testschmutz in definierten Intervallen visuell bewertet.

Nach der Einwirkzeit wurde mit Leitungswasser gespült und bewertet, ob die Verstopfung innerhalb von 30 Minuten gelöst wird. Am Ende wurde die Konsistenz des Testschmutzes visuell und taktil bewertet.

Die Laboranalyse auf halogenorganische Verbindungen (AOX) beschränkten wir auf Produkte ohne Natriumhypochlorit, da sich durch dieses bei der Untersuchung AOX hätten bilden können. Alle Verpackungen untersuchten wir auf umweltbelastende chlorierte Verbindungen.

Per Deklaration erfassten wir als umstrittene/bedenkliche Substanzen Konservierungsmittel wie Bronopol und Isothiazolinone, alkylierte Aminoxide, Pentanatrium-Pentetat, Natriumchlorat, Natriumhypochlorit sowie Ammoniumhydroxid.

Wir prüften die Flaschen auf Dosierhilfen und kindersichere Verschlüsse, checkten Sicherheits- und Anwendungshinweise und sahen nach, ob online ein Produkt- oder technisches Datenblatt abrufbar ist. Der Einsatz von Post-Consumer-Rezyklat für Kunststoffverpackungen fließt in diesem Test nicht in die Bewertung ein, da Abflussreiniger möglicherweise die mechanische Stabilität vermindern.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Natriumhypochlorit; b) Pentanatrium-Pentetat (Pentasodium pentetate). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Ammoniumhydroxid; b) Amine C12-18 (geradzahlig) - alkyldimethyl, N-Oxide (in Tabelle: "alkylierte Aminoxide"); c) Isothiazolinone; d) 2-Brom-2-nitro-1,3-propandiol (in Tabelle: "Bronopol"); e) Natriumchlorat.

Bewertung Testergebnis Praxisprüfung: Das Testergebnis Praxisprüfung setzt sich zusammen aus den Ergebnissen "Zersetzung von Testschmutz" (visuelle Bewertung der Zersetzungsintensität von künstlichem Schmutz) und "Verstopfung nach Spülen vollständig gelöst in" (Lösen der Verstopfung nach maximaler Einwirkzeit bei drei unabhängigen Versuchen). Es wurde wie folgt bewertet: "sehr gut" = starke oder vollständige Zersetzung und Verstopfung nach Spülen vollständig gelöst in 3 von 3 Fällen; "gut" = mäßige Zersetzung und Verstopfung nach Spülen vollständig gelöst in 3 von 3 Fällen; "befriedigend" = mäßige Zersetzung und Verstopfung nach Spülen vollständig gelöst in 2 von 3 Fällen; "ausreichend" = geringe bis mäßige / mäßige Zersetzung und Verstopfung nach Spülen vollständig gelöst in 1 von 3 Fällen; "mangelhaft" = geringe/ geringe bis mäßige / mäßige Zersetzung und Verstopfung nach Spülen vollständig gelöst in 0 von 3 Fällen; "ungenügend" = keine bis geringe Zersetzung und Verstopfung nach Spülen vollständig gelöst in 0 von 3 Fällen.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein unsachgemäßer Anwendungshinweis auf der Verpackung; b) ein fehlender kindersicherer Verschluss, wenn dieser nach gesetzlichen Vorgaben nicht vorgeschrieben ist, nach Ansicht von ÖKO-TEST im Zuge des vorsorgenden Verbraucherschutzes jedoch vorhanden sein sollte; c) fehlender Hinweis zur Dosierung; d) synthetische Polymere. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) nicht abrufbares Datenblatt zu Inhaltsstoffen auf der Webseite des Herstellers/Anbieters; b) keine Dosierhilfe vorhanden; c) Empfehlung des Herstellers auf der Verpackung zur regelmäßigen und/oder vorbeugenden Anwendung.

Das Gesamturteil beruht zu gleichen Teilen auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe (unter Berücksichtigung des Testergebnisses Weitere Mängel) und dem Testergebnis Praxisprüfung. Ist eines der beiden Testergebnisse vor Berücksichtigung des Testergebnisses Weitere Mängel "mangelhaft" oder "ungenügend", kann das Gesamturteil nicht besser sein als das schlechtere Testergebnis. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe nicht. Es wurde kaufmännisch gerundet.  

Testmethoden 

Halogenorganische Verbindungen: Binden der organischen Halogene an Aktivkohle. Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom. Microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.
Bronopol: HPLC-UV (es wurden nur Produkte untersucht bei denen Bronopol deklariert ist).
Praxistest: Hauseigene Methode zu Simulation einer Vollverstopfung mit Testschmutz aus Haaren, Fetten und Ölen, Shampoo, Duschgel, Zahnpasta, Eierschale und organischer Substanz bei maximaler Dosierung laut Verpackung und einer maximalen Einwirkzeit von 6 Stunden (sofern nicht anders auf der Verpackung angegeben) bei 3 Wiederholungen.
Überprüfung von Sicherheits- und Anwendungshinweisen: Informationen entsprechend Verordnung (EG) Nr. 648/2004 zum Hersteller inklusive des Namens, des Handelsnamens, der Anschrift, E-Mail oder Telefon, Anweisungen und besonderen Vorsichtsmaßnahmen sowie Hinweisen zu Dosierung oder Entwicklung gesundheitsgefährdender Gase.

Einkauf der Testprodukte: Oktober 2024 

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