Nachhaltiger Weihnachtsbaum: Bio-Tanne, Plastikbaum oder selber schlagen?

Autor: Benita Wintermantel/Lino Wirag | Kategorie: Bauen und Wohnen | 10.12.2024

Nachhaltiger Weihnachtsbaum: Biotanne, Plastikbaum oder selber schlagen?
Foto: Shutterstock/goodbishop

Viele Weihnachtsbäume stammen aus Plantagen, die mit Pestiziden gespritzt werden. Besser sind Öko- oder Bio-Weihnachtsbäume und Bäume aus regionaler Forstwirtschaft. Hier unsere Tipps für einen nachhaltigeren Weihnachtsbaum.

Ein Weihnachtsbaum muss sein – da sind sich die meisten Deutschen einig. Und so werden auch dieses Jahr wieder rund 30 Millionen Weihnachtsbäume in Deutschland gekauft und, mit vielen Kugeln und Figuren behangen, in Wohnzimmern aufgestellt.

Die allermeisten Weihnachtsbäume kommen aus Deutschland – das ist erst mal eine gute Nachricht. Die Mehrheit davon sind aber keine gewöhnlichen Tannen, die bei uns beheimatet sind, sondern Nordmanntannen, die ursprünglich aus dem Kaukasus stammen. Die Tannen werden unter dem Einsatz von viel Wasser und Dünger, aber auch mithilfe von Pestiziden auf Plantagen herangezogen.

Viele Weihnachtsbäume mit Pestiziden belastet

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) lässt regelmäßig Weihnachtsbäume im Labor untersuchen. Das Ergebnis des Weihnachtsbaum-Tests von Dezember 2023: 14 von 19 untersuchten Weihnachtsbäumen waren laut BUND belastet. Die Bäume waren in verschiedenen Bundesländern in ganz Deutschland gekauft worden.

Insgesamt wurden 15 verschiedene Wirkstoffe entdeckt, so der BUND, darunter auch Stoffe, die für den Weihnachtsbaum-Anbau – oder sogar für den Einsatz in der EU generell – überhaupt nicht zugelassen sind. Das bedeutet: Die betroffenen Bäume hätten nicht verkauft werden dürfen.

Einige der gefundenen Stoffe sind laut der Organisation hochgiftig für Bienen, Vögel, Regenwürmer, Fische oder Wasserorganismen. In fünf Weihnachtsbäumen – also in etwa jedem vierten untersuchten Baum – sei auch umstrittenes Glyphosat nachgewiesen worden.

Die besten Weihnachtsbäume sind Bio-Bäume oder welche aus dem regionalen Forst.
Die besten Weihnachtsbäume sind Bio-Bäume oder welche aus dem regionalen Forst. (Foto: Shutterstock/Happy Hirtzel)

Es gibt also einige Gründe, die gegen konventionelle Plantagenbäume sprechen. Aber welche Möglichkeiten gibt es, sie zu vermeiden?

1. Bio-Weihnachtsbaum

Der BUND rät: Umweltfreundlicher ist es, sich für eine heimische Fichte, Kiefer oder Weißtanne als Weihnachtsbaum zu entscheiden, die aus einer Bio-Weihnachtsbaum-Plantage oder direkt aus dem Wald stammt.

Für einen Weihnachtsbaum aus ökologischer Landwirtschaft spricht so einiges:

  • Die für Neupflanzungen vorgesehene Flächen werden nicht mit Herbiziden kahl gespritzt.
  • Als Gras- und Unkrautvernichter werden Schafe eingesetzt. Sie halten das Gras zwischen den Bäumen kurz und düngen gleichzeitig mit ihren Ausscheidungen die Anbaufläche.
  • Bio-Bäume werden unter strengen ökologischen Kriterien gepflanzt, auf Pestizide und Düngung wird verzichtet.

So erkennen Sie Bio-Bäume

Weihnachtsbäume aus ökologischer Landwirtschaft tragen ein Bioland-, Biokreis-, Demeter- oder Naturland-Siegel oder das bekannte EU-Bio-Siegel.

Die gleichen Bedingungen erfüllen auch Weihnachtsbäume von FSC-zertifizierten Forstbetrieben. Es ist bislang kein Siegel für das Produkt Weihnachtsbaum, aber gewährt dennoch Sicherheit für einen giftfreien und ökologischen Baum. "Seit diesem Jahr gibt es auch ein FSC-Weihnachtsbaum-Produktsiegel. Bis dieses auf der Fläche umgesetzt ist, wird es aber sicher noch bis Weihnachten 2025 dauern", erklärt die Umwelt- und Naturschutzorganisation Robin Wood.

Weihnachtsbäume, die mit Zertifikaten wie PEFC oder Global GAP werben, sind hingegen nicht zu empfehlen, warnt Robin Wood: Beides sind Zertifizierungssysteme der konventionellen Forst-und Landwirtschaft.

Bio-Tannen sind nicht wesentlich teurer, allerdings nicht überall zu haben. Denn der Marktanteil solcher Öko-Weihnachtsbäume ist noch immer gering: Nach Schätzungen von Robin Wood beträgt er nur rund 0,7 Prozent. Das Angebot wächst nur langsam und rangiert seit einigen Jahren um die 1.000 Verkaufsplätze.

Tipp: Robin Wood bietet seit 25 Jahren eine Liste aller bekannten Verkaufsstellen für Bio-Weihnachtsbäume an und stellt dieses Jahr die Ansicht der Verkaufsstellen auf eine digitale Karte um, die bundesweit eine schnelle Suche nach Postleitzahlen ermöglicht.

Weihnachtsbaum im Topf – nur bedingt eine gute Idee.
Weihnachtsbaum im Topf – nur bedingt eine gute Idee. (Foto: Shutterstock/BublikHaus)

2. Heimische Bäume

Es muss nicht unbedingt ein Bio-Baum sein. Regionale Forstbetriebe bauen heimische Fichten, Kiefern oder Tannen auf sogenannten Sonderflächen unter Trassen für Hochspannungsleitungen an – eine gute Alternative zu den gespritzten Bäumen von den Weihnachtsbaum-Plantagen. Die Bäume haben kurze Transportwege und schneiden damit in puncto Ökobilanz gut ab.

Und: An den Adventswochenenden finden in den Forsten oft Aktionen statt, bei denen man sich seinen Weihnachtsbaum selbst aussuchen und absägen darf. 

Tipp: Auf proplanta.de lässt sich leicht herausfinden, wo Sie Ihren Baum selbst schlagen können.

3. Weihnachtsbaum im Topf

Eine Alternative zum Weihnachtsbaum, der spätestens Anfang Januar nur noch lästig ist, ist ein Weihnachtsbaum mit Wurzelballen. Den können Sie – so zumindest der Wunsch der Käufer und Käuferinnen – nach der Weihnachtszeit nämlich noch im eigenen Garten einpflanzen. 

Die Idee klingt erst einmal gut. Etwa jeder zehnte Baum wird laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SdW) inzwischen im Topf verkauft. Die Wurzeln sind noch dran, nach Weihnachten können die Bäume wieder ausgepflanzt werden. Alles schön, oder?

Leider nein – denn die wenigsten Weihnachtsbäume, die im Topf angeboten werden, können nachher ausgepflanzt werden. Hier erfahren Sie mehr:

4. Weihnachtsbaum mieten

Eine weitere Alternative: Den Baum gar nicht selbst kaufen und nach Weihnachten weiterbetreuen – sondern mieten. Dazu bieten immer mehr Gartenbaubetrieben mittlerweile einen Weihnachtsbaum-Miet-Service an. Der Weihnachtsbaum wird angeliefert und nach dem Fest wieder abgeholt und erneut eingepflanzt. Wer online kein regionales Angebot findet, kann in nahegelegenen Gärtnereien nachfragen.

Wichtig zu wissen: Mehr Nachhaltigkeit kostet. So können Mietbäume teurer sein als ein abgesägter Baum. Denn die Produktion im Topf und die dazugehörige Pflege sind aufwendiger. 

Und der BUND gibt zu bedenken: "Mietbäume klingen erstmal sehr positiv. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Man muss die Bedingungen sehr genau erfragen." Wer über ein Bäumchen zum Mieten nachdenkt, sollte hinterfragen, wo die Bäume herkommen, wie sie aufgezogen wurden, wie lange sie leben und welche Dünger und Pestizide eingesetzt werden.

Dazu kommt: Für die kleinen Bäume bedeutet der Temperaturwechsel vom Kalten ins Warme – und nach Weihnachten wieder zurück in die Kälte großen Stress, der ihnen oft nicht bekommt.

Auch wenn es so aussehen mag, sind künstliche Weihnachtsbäume keine wirklich sinnvolle Alternative.
Auch wenn es so aussehen mag, sind künstliche Weihnachtsbäume keine wirklich sinnvolle Alternative. (Foto: Shutterstock/Olga Prava)

Keine Alternative: Plastikbäume

Plastikbäume sind keine gute Idee: Ihre Ökobilanz ist deutlich schlechter als die natürlicher Weihnachtsbäume. Der BUND kritisiert: "Plastikbäume werden aus fossilen Rohstoffen (Erdöl) gewonnen. Zusätzlich enthalten sie bedenkliche Chemikalien wie Weichmacher, die aus den Bäumen ausdünsten können und auch für den Recycling-Prozess ein Problem sind."

Zwar kann der künstliche Baum immer wieder verwendet werden; da die meisten Plastik-Weihnachtsbäume aber aus Fernost kommen, ist ihr ökologischer Fußabdruck schon allein wegen des langen Transportwegs groß.

5. Selbst gebastelte oder gebaute Weihnachtsbäume

Die nachhaltigste Variante ist tatsächlich: gar keinen Baum aufstellen, so Corinna Hölzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Stattdessen kann man sich etwa einzelne Zweige von einem immergrünen Baum ins Wohnzimmer stellen und diese dekorieren", sagt die Pestizid-Expertin.

Oder einen unkonventionellen, selbst gebastelten Weihnachtsbäumen, beispielsweise aus Holz(resten) oder Metall aufstellen. Diese Bäume können viele Jahre zum Einsatz kommen, ohne an Reiz zu verlieren. Sie verlieren zudem keine Nadeln und bereiten auch beim Entsorgen keine größeren (Umwelt-)Probleme.

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