Pflanzliche Ernährung: Was eine Umstellung einspart – an Geld, CO₂ und Tierleben

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Essen und Trinken | 28.10.2023

Pflanzliche Ernährung: Was die Umstellung einsparen kann – an Geld, CO2 und Tierleben
Foto: Shutterstock/Foxys Forest Manufacture

Wer weniger tierische Produkte zu sich nimmt, tut nicht nur etwas fürs Tierwohl, sondern auch fürs Klima. Oft profitiert auch der eigene Geldbeutel. Wir haben überprüft, ob sich die persönliche Umstellung auf eine pflanzliche Ernährungsweise auch in konkreten Zahlen ausdrücken lässt. Kurze Antwort: Ja, das geht. 

Warum sollte man sich überhaupt pflanzlich ernähren – oder zumindest pflanzlicher als zuvor? Dafür gibt es verschiedene Argumente.

1. Am häufigsten wird wohl folgender Grund genannt: Wer weniger Fleisch, Fisch und andere tierische Produkte zu sich nimmt, vermeidet Tierleid, das mit Aufzucht, Haltung, Transport und Schlachtung einhergeht. Dieses Argument ist weitgehend akzeptiert. Zumal es keine wissenschaftlichen Zweifel daran gibt, dass zumindest Säugetiere und Vögel – also auch Schweine, Rinder und Hühner, die bei uns am häufigsten auf dem Speiseplan stehen – über ein sehr ähnliches Nervensystem verfügen wie wir Menschen.

Deshalb empfinden unsere Nutz- und Schlachttiere die oft unwürdigen Bedingungen, die mit der Massentierhaltung einhergehen (Enge, Mangel an Bewegung, Licht und Luft usw.), ähnlich, wie sie ein Mensch in einer vergleichbaren Lage empfinden würde.

Wer pflanzlich(er) isst, schützt das Klima

2. Ein zweites Argument, das in den vergangenen Jahren immer stärker an Bedeutung gewonnen hat: Tierische Lebensmittel haben einen sehr viel höheren Einfluss auf das Klima als pflanzliche. Der Grund ist leicht zu verstehen: Essen wir Gemüse, Getreide, Früchte oder Pilze einfach selbst, können wir die enthaltenen Nährstoffe direkt verarbeiten.

Verfüttern wir solche landwirtschaftlichen Produkte hingegen zuerst an Tiere, um auf diese Weise Fleisch und Milch zu gewinnen, entstehen umfangreiche Mehrkosten. Diese sind nicht nur finanzieller Natur, auch das Klima wird viel stärker belastet, um die gleichen – nun tierischen und nicht mehr pflanzlichen – Nährstoffe aus den gleichen "Ausgangsmaterialien" zu gewinnen. Bei Rindern kommen Effekte wie das Wiederkäuen hinzu, das für einen erheblichen Ausstoß an Klimagasen verantwortlich ist.

3. Das dritte Argument, das für eine pflanzenbasierte Ernährungsweise spricht, ist umstrittener, aber nicht ganz von der Hand zu weisen: Einige tierische Lebensmittel sind verhältnismäßig teuer, beispielsweise Butter und Rindfleisch. Dabei lässt sich unser täglicher Nährstoffbedarf fast genauso gut decken, wenn wir auf pflanzliche Produkte zurückgreifen, die zum Teil deutlich weniger kosten.

Pflanzliche Ernährung: Was dafür spricht

4. Darüber hinausgehende Argumente für eine Ernährungsweise, die mehr auf Pflanzen setzt als auf Tiere, betreffen andere negative Folgen für Umwelt, Gesundheit und Klima, die mit der industriellen Massentierhaltung zusammenhängen.

Zu nennen sind hier unter anderem: Flächenverbrauch, Grundwasserbelastung durch Nitrat aus Gülle, steigende Antibiotika-Resistenzen, Verlust an Biodiversität, höhere Pandemie-Risiken, Wasserverbrauch oder eine systemisch inhärente Überproduktion, die mit Lebensmittelverschwendung einhergeht.

Auch Fleischersatzprodukte können Teil einer pflanzlichen Ernährung sein. Geld spart man damit allerdings kaum.
Auch Fleischersatzprodukte können Teil einer pflanzlichen Ernährung sein. Geld spart man damit allerdings kaum. (Foto: Shutterstock/Antonina Vlasova)

Um die genannten Argumente mit einigen Zahlen zu unterfüttern, möchten wir in diesem Artikel einmal vorrechnen, was eine einzelne Person theoretisch einsparen kann, die von einer durchschnittlichen auf eine pflanzliche Ernährungsweise umstellt, also vom Mischköstler zum Veganer (auf die Ernährung bezogen, nicht auf die gesamte Lebensweise) wird. Das sind die Fakten:

So viel CO2 spart eine pflanzliche Ernährung

Klimagase: Für unsere Rechnung nehmen wir eine Person mit einigermaßen durchschnittlichen biographischen Daten an (weiblich, 30 bis 60 Jahre alt, 72 Kilo Körpergewicht, bewegungsarme Berufstätigkeit). Wenn diese Person so viel Fleisch, Fisch und Wurst zu sich nimmt (oder zumindest einkauft) wie im Durchschnitt, summiert sich das auf 1,3 Kilogramm Fleischerzeugnisse pro Woche. Hinzu kommen zahlreiche Milchprodukte, nämlich im Schnitt 1,6 Liter Milch, 250 Gramm Butter und 550 Gramm Käse.

Das Umweltbundesamt (UBA) errechnet auf Basis dieser Daten einen jährlichen CO₂-Ausstoß von 1,75 Tonnen, der mit der Ernährungsweise zusammenhängt. Würde dieselbe Person theoretisch vollständig auf Milchprodukte, Fleisch, Fisch & Co. verzichten, würde der dazugehörige CO₂-Wert laut den Berechnungen des Amts auf 0,76 Tonnen pro Jahr sinken.

Leicht zu sehen: Die Differenz zwischen einer pflanzlichen und einer konventionellen "Misch"-Ernährung beträgt hier fast genau eine Tonne Klimagase pro Jahr. Da ein Deutscher zurzeit für rund 10,4 Tonnen CO₂ im Jahr verantwortlich ist, würde eine pflanzliche Ernährungsweise das persönliche CO₂-Budget auf diese Weise um fast 10 Prozent senken.

Pflanzliche Ernährung schont tierisches Leben

Tierleben: Um tierische Lebensmittel zu erzeugen, müssen Tiere zur Welt gebracht und geschlachtet werden, das ist unwidersprochen. Nimmt man die Fleischmenge, die eine durchschnittliche Konsumentin im Jahr verzehrt, als Grundlage, lässt sich daraus ableiten, wie viele Tierleben eine konventionelle Ernährungsweise im Lauf von zwölf Monaten "verbraucht".

Man kann auf dieser Basis davon ausgehen, dass die Durchschnittsesserin, von der wir bereits oben ausgegangen waren, hierzulande im Schnitt sieben Hühner, ein viertel bis ein drittel Schwein sowie ein vierzigstel Rind pro Jahr "konsumiert". Anders ausgedrückt: Diese Anzahl von Tieren muss jährlich geschlachtet werden, um eine entsprechende Ernährungsweise aufrechtzuerhalten.

Tierleben: Milch und Eier nicht vergessen

Hinzu kommen diejenigen Tiere, die für unsere Milch- und Eierproduktion gezüchtet und geschlachtet werden (sobald sie die entsprechende Funktion nicht mehr erfüllen), also Hühner und Kühe.

Zum Huhn: Ein Deutscher verbraucht im Schnitt rund 240 Eier im Jahr, eine Legehenne kann in ihrem Leben durchschnittlich 300 Eier legen. Das heißt, dass man für eine Ernährungsweise, die auf tierische Produkte setzt, fast ein vollständiges Hühnerleben zum jährlichen Durchschnitts-"Verbrauch" addieren muss, um den eigenen Eierkonsum abzubilden. Statt sieben ergäben sich damit rund acht "konsumierte" Hühnerleben.

Bei Kühen fällt die Bilanz etwas anders aus: Eine Milchkuh erbringt in ihrem Leben überschlägig 25.000 Liter Milch; ein Deutscher verzehrt davon allerdings nur geschätzte 200 Liter (in Form von Frischmilch, Joghurt, Käse, als Milchpulver in Produkten verarbeitet etc.) pro Jahr. Das entspricht – wenn man es so ausdrücken möchte – einem 125stel "Kuhleben", das bei einer durchschnittlichen Ernährungsweise pro Jahr zusätzlich "verbraucht" wird, um Milch und Milchprodukte konsumieren zu können.

Lebensmittelverluste mitbedenken

Außerdem zu berücksichtigen: Da in der Landwirtschaft, in Fabriken, Supermärkten und auch in der heimischen Küche immer wieder Überschüsse und Fehlkalkulationen anfallen, werden regelmäßig große Mengen an Lebensmitteln weggeworfen. Die Schätzungen dazu, wie viele Lebensmittel zwischen Feld und Teller auf dem Müll landen, variieren, zwanzig Prozent Verlust bzw. Verschwendung sind aber realistisch.

Wer regelmäßig tierische Produkte verzehrt, muss berücksichtigen, dass diese zwanzig Prozent Verlust fast unvermeidlich auch beim eigenen Konsum anfallen. Deshalb müssen sie zur Anzahl der Tiere, die für den eigenen Konsum geschlachtet werden, hinzugerechnet werden. Auf Geflügel bezogen, erhöht sich die Menge der Hühnerleben damit auf 9,5.

Spart pflanzliche Ernährung Geld?

Finanzen: Während die genannten Zahlen zu Tierleben und Klima weitgehend unstrittig sind, sieht es beim Finanziellen etwas anders aus. Denn: Natürlich lässt sich sowohl für eine pflanzliche als auch für jede andere Ernährungsweise viel oder wenig Geld ausgeben. Es kommt schlicht darauf an, welche Lebensmittel man wo erwirbt: Der eigene Nährstoffbedarf lässt sich schließlich genauso gut aus dem eigenen Garten decken als auch aus dem Nobelrestaurant.

Das heißt aber nicht, dass zum Thema bislang keine Untersuchungen stattgefunden hätten:

  • In Studien aus den Jahren 2012 (von der Universität Lancaster) und 2015 (von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften) finden sich die Schätzungen, dass eine pflanzenbasierte Ernährung zwischen 10 und 14 Prozent an Lebensmittelkosten einspart.
  • Eine US-amerikanische Untersuchung der Oklahoma State University wies 2016 nach, dass Verbraucher, die sich vegetarisch ernähren, im Schnitt von niedrigeren Lebensmittel-Ausgaben berichteten als Mischköstler.
  • In einer Studie der Universität Oxford, die 2021 in "Lancet" erschien, errechneten die Autoren, dass eine rein pflanzliche Ernährung in Ländern mit hohem Einkommen (zu denen Deutschland gehört) im Schnitt um 27 bis 34 Prozent günstiger sei als die durchschnittliche Kost.
  • Eine Untersuchung aus Portugal kam 2022 zu dem Schluss, dass Verbraucher, die sich pflanzlich ernährten, weniger für Nahrungsmittel ausgaben als alle anderen untersuchten Gruppen.
  • Eine Kostenstudie des Forschungsinstituts für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE), die Ende 2022 erschien und Fleischgerichte mit gleichwertigen veganen Alternativen verglich, kam zu dem Schluss, dass die pflanzlichen Gerichte 10 Prozent (konventionell) bzw. 32 Prozent (bio) günstiger waren.

Auch wenn die einzelnen Angaben spürbar variieren, weisen doch alle Studien nach, dass eine pflanzliche Ernährung so gut wie immer günstiger ist als eine, die Fleisch und Fisch beinhaltet. Dafür spricht auch die offensichtliche Tatsache, dass es weniger kostet, Nährstoffe für den menschlichen Bedarf direkt aus Gemüse, Obst oder Hülsenfrüchten zu gewinnen, statt diese zunächst an Tiere zu verfüttern (um die nötigen Nährstoffe anschließend aus den Tieren zu gewinnen).

Ein deutscher Ein-Personen-Haushalt gab 2021 statistisch rund 220 Euro pro Monat für Nahrungs­mittel und Getränke aus; inflationsbereinigt müsste der Wert inzwischen bei 245 Euro (= rund 2.950 Euro im Jahr) liegen. Geht man plausibel davon aus, dass eine pflanzliche Ernährung zumindest zehn Prozent günstiger ist als eine omnivore ("allesfressende"), bedeutet das, dass eine Person bei einer veganen Ernährungsweise mindestens 295 Euro im Jahr einspart.

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