- Im Test: 19 Olivenöle der Qualitätsklasse "nativ extra". Nur eins ist "sehr gut".
- Die meisten Olivenöle im Test schneiden mit "mangelhaft" oder "ungenügend" ab.
- Verunreinigungen mit Mineralöl und fehlerhafter Geschmack sind Probleme, die im Olivenöl-Test aufgefallen sind.
- Ein überprüftes Olivenöl dürfte so nicht verkauft werden.
Die Regale, in denen sonst Flasche an Flasche aufgereiht jede Menge Sonnenblumenöl steht, sind weitgehend leer – umso wichtiger wäre jetzt die Alternative Olivenöl. Wir bleiben hier aber im Konjunktiv: wäre. Denn die allermeisten Olivenöle in unserem Test sind alles andere als eine Alternative.
Bestes Olivenöl: Ein Olivenöl im Test "sehr gut"
Fast alle Produkte rasseln gnadenlos durch, ein einziges schneidet mit "sehr gut" ab. Besonders auffällig: Ein Öl im Test dürfte in dieser Form in Deutschland gar nicht im Verkaufsregal landen. Was läuft da falsch? Eine Menge. Wir haben zwei Hauptkritikpunkte:
- Eine teils extrem hohe Belastung mit Mineralöl.
- Ein Geruch und/oder Geschmack, der in manchen Fällen so fehlerhaft ist, dass die angegebene Qualitätsklasse "nativ extra" nicht stimmt.
Mineralöl in nahezu allen Olivenölen im Test
Bis auf ein einziges Produkt sind alle (!) Olivenöle im Test mit Mineralölbestandteilen verunreinigt. Wie das? Ein Eintragsweg sind Schmieröle, mit denen die Oliven schon während der Ernte in Kontakt kommen – etwa über Erntemaschinen, die die Oliven vom Baum rütteln, oder über Kettensägen, mit denen die Bauern die Bäume während der Ernte zurückschneiden.
Auch während der Produktion kommen die Oliven mit Maschinen und Förderbändern – und somit auch mit Schmierölen – in Kontakt. Und was heißt das? Unter Mineralölkohlenwasserstoffen versteht man eine sehr große Gruppe vieler verschiedener Stoffe.
Besonders bedenklich sind die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), von denen einige krebserregend sind. In gut einem Drittel der Produkte fand das beauftragte Labor MOAH. Selten sind sich Verbraucherschützer wie wir, die Politik und die Industrie so einig wie in diesem Punkt: MOAH haben in Lebensmitteln nichts zu suchen.
Tipp - Die Sendung ZDF-Drehscheibe berichtet über das wichtige Thema Mineralölrückstände in unseren Lebensmitteln. Wir sind Teil des Beitrags.
Gutes Olivenöl enthält keine Mineralölbestandteile
Neben MOAH kritisieren wir die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/MOSH-Analoge. Fast jedes Öl ist unterschiedlich stark verunreinigt. MOSH reichern sich im Körper an – was das für die menschliche Gesundheit bedeutet, ist bisher noch völlig unklar.
Wenn nun fast alle getesteten Olivenöle ein Mineralölproblem haben, kann es dann vielleicht einfach sein, dass das in die Kategorie "blöd, aber geht halt nicht anders" fällt? Nein. Denn der Anbieter des Testsiegers hat das Problem ganz offenbar im Griff.
Testsieger hat Mineralöl-Problem im Griff
Das Olivenöl ist das einzige im Test, in dem das von uns beauftragte Labor nicht einmal Spuren von Mineralöl nachwies. Und das nicht nur dieses Mal. Auch in unserem vorigen Test Olivenöl vor drei Jahren fiel das Produkt so positiv auf.
Was ist ansonsten aufgefallen? In ein paar Olivenölen im Test stecken Spuren des Pestizids Deltamethrin. Die Verwendung dieses Spritzmittels im Anbau gefährdet Bienen und generell die Artenvielfalt.
Natives Olivenöl Extra – von wegen
Kommen wir zum fehlerhaften Geschmack. Besonders auffällig: Ein Olivenöl im Test schmeckte laut unseren geschulten Sensorik-Prüfern ranzig, den Gesamteindruck beschrieben sie mit fehlerhaft. Von wegen "nativ extra" – das Olivenöl gehört in die Qualitätsklasse "lampant". Nie gehört?
Das liegt daran, dass Lampantöl als Speiseöl in Deutschland überhaupt nicht verkauft werden darf. Die Europäische Kommission schreibt dazu: "Oliven-Lampantöl ist nicht für die Vermarktung im Einzelhandel bestimmt. Es wird raffiniert und für industrielle Zwecke verwendet."
Nicht alle Olivenöle werden Güteklasse gerecht
Zwei weitere Olivenöle erfüllen nach unserer Untersuchung die Bedingungen für "nativ extra" nicht, obwohl sie auf den Flaschen damit werben. Sie gehören dem Sensorikurteil unserer Expertinnen und Experten nach in die Qualitätsklasse "nativ". Die Geschmäcker werden als "ranzig" oder "stichig, schlammig" beschrieben.
Zur Erklärung: Ein ranziger Fehleindruck ist für gewöhnlich auf Fehler bei der Lagerung zurückzuführen, ein stichiger und schlammiger Eindruck eher auf schlechte Erntebedingungen oder mangelnde Reinigung der Maschinen etwa.
Überzeugt das Olivenöl im Test geschmacklich?
Apropos Geschmack. Wer in unserem Testfeld ein Olivenöl erwartet, das allerhöchsten Geschmackskriterien entspricht, der wird enttäuscht. "Vollkommen harmonisch" – so nennen das die professionellen Olivenölverkoster – kann so ein handelsübliches Öl ihrer Meinung nach kaum schmecken. Und das bestätigte sich auch in unserem Testfeld.
Die Ergebnisse lagen zwischen "eher harmonisch" und "ranzig" oder "stichig/schlammig". Minuspunkte verteilen wir aber nur bei wirklichen Fehlern im Geschmack, die letztlich auch zu einer Herabstufung der Qualitätsklasse führen. Das betrifft dann also Olivenöle, die "ranzig" oder "stichig, schlammig" schmeckten.
Wer ein "vollkommen harmonisch" schmeckendes Öl haben will, der muss wohl in speziellen Fachgeschäften und im Onlinehandel ein Premium-Öl kaufen – und deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Welches Öl ist zum Braten geeignet?
Braten Sie besser mit günstigen raffinierten Ölen und nehmen Sie spezielle Frittieröle für Pommes und Co. Wer dennoch mit "nativ extra" brät, sollte wissen: Hitze zerstört das Aroma, zudem rauchen native Öle früher als raffinierte.
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