Zwar mit schwarzem Klebeband über den Augen, aber keineswegs unkenntlich gemacht – so führt das Bio-Start-up Erdbär aus Berlin die Maskottchen der Cerealien-Konkurrenz von Kellog's & Nestlé vor. Das Verbrechen, das Figuren wie der Affe Coco, Werbeträger von Kellog's Choco Krispies, begangen haben soll, sei die Anpreisung von überzuckerten Produkten für Kinder – so suggeriert es die aggressive Cerealien-Werbung des Newcomers.
Ganz falsch ist das nicht: Zucker verursacht Karies und ist an der Entstehung von Übergewicht beteiligt. Dagegen will Erdbär mit seinem Frühstücks-Sortiment "Rebelicious" vorgehen. Die neuen Produkte tragen betont lässige Namen wie "Zimt Gedöns", "Schoko Dinger" oder "Bunte Kringel" und geben sich zumindest optisch aufmüpfig. Tatsächlich enthalten sie weniger Zucker als die konventionelle Konkurrenz: Rund 13 bis 15 Gramm Zucker kommen auf 100 Gramm Rebelicious-Cerealien. Bei vergleichbaren Produkten kann die Zuckermenge schnell doppelt so hoch sein.
Hersteller täuschen wenig Zucker oft nur vor
Erdbär reagiert damit auf einen Trend, den auch Kellog's & Co. schon erkannt haben. Denn inzwischen enthalten auch viele konventionelle Müslis, Cornflakes und Kringel nicht mehr so viel Zucker. Das wäre zu begrüßen, wenn Hersteller wie Kellog's nicht dazu übergangen wären, einen Teil des Zuckers in ihren Produkten durch Glukosesirup zu ersetzen. Dieser wird vom Körper sehr ähnlich verarbeitet wie Zucker und stellt damit keine echte Verbesserung dar, was die gesundheitlichen Vorbehalte betrifft. Auch die Kalorien- und Kohlenhydratangaben verändern sich nicht wirklich.
Der Vorteil für die Industrie: Da nun, was die reine Menge betrifft, mehr Glukosesirup als (Kristall-)Zucker in den Pops enthalten ist, rückt der Sirup auf der Zutatenliste vor den Zucker. Das Produkt wirkt so weniger zuckrig, als es ist.
Rebelicious hält WHO-Richtlinien ein
Bio-Hersteller Erdbär verzichtet bei seinen Produkten auf derlei Tricks oder vergleichbare Schummeleien mit der Deklaration. Mit ihren Flocken verspricht die Firma, die Richtlinien für Kinder-Cerealien der Weltgesundheitsorganisation WHO (Link) einzuhalten.
Zuckerarm sind aber auch die neuen Bio-Produkte noch nicht. Das wären sie erst dann, wenn sie höchstens fünf Prozent Zucker enthielten, ein Wert, den noch nicht einmal ungesüßte Cornflakes erreichen. Cerealien sind, auch wenn sie wenig Zucker enthalten, in der Regel einfach nicht die beste Wahl.
Haferflocken, Basismüslis oder Porridge statt Cerealien
Ein wirklich zuckerbewusstes (Kinder-)Frühstück besteht deshalb nicht aus Pops, Kringeln und Gedöns, es kann auch ganz anderes in die Schüssel kommen. Haferflocken beispielsweise lassen sich mit frischem oder getrocknetem Obst, Nüssen oder Kernen mischen und mit Milch aufgießen.
Auch Basis-Müsli oder Porridge kommen als Alternativen zu überzuckerten Cerealien infrage – allerdings trifft das nicht auf jedes Produkt zu: Bei den Porridge-Breien, die wir zuletzt getestet hatten, lag der Zuckergehalt zwischen rund 3 und 30 Gramm (auf 100 Gramm Inhalt), bei den Müslis waren ebenfalls einige Basismischungen zu zuckrig. Schokomüslis scheiden ganz aus: Sie fallen generell als überzuckert auf.
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