Wer nur grob weiß, was es mit Radon auf sich hat, ist in guter Gesellschaft. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Vor allem das Risiko in Gebäuden ist demnach zu wenig klar. Das ist das Ergebnis einer Studie, die im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) durchgeführt wurde.
Dabei kann dieses Wissen lebenswichtig sein. Denn das radioaktive Gas Radon - nicht zu sehen, zu riechen oder zu schmecken - ist nach dem Rauchen die häufigste Ursache für Lungenkrebs.
Radon steckt vor allem im Keller
Zwar hatten laut der Umfrage rund sechs von zehn Befragten (58 Prozent) schon einmal von dem Gas gehört oder gelesen. Aber von ihnen wusste nur jeder Vierte (24 Prozent), dass das Gas auch im Keller von Häusern vorkommen kann. Noch weniger (14 Prozent) wussten, dass es sogar bis ins Erdgeschoss oder noch höher (5 Prozent) reichen kann.
Radon erhöht Risiko für Lungenkrebs
"Radon ist nach dem Rauchen eine der häufigsten Ursachen für Lungenkrebs – vor der man sich gut schützen kann", sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini. Auch die WHO warnt vor der Gefahr des natürlichen Edelgases Radon. Radon könne in jedem Gebäude vorkommen und das Lungenkrebsrisiko der Menschen erhöhen, die dort wohnen oder arbeiten, teilte das Bundesamt mit Sitz im niedersächsischen Salzgitter mit.
Eine Studie aus dem Jahr 2006 schätzt, dass 5 Prozent der in Deutschland auftretenden Lungenkrebsfälle, etwa 1.900 von 37.000, dem Radon zugeschrieben werden können, erklärt das BfS.
Das Gas sei überall in Deutschland in unterschiedlichen Mengen im Boden vorhanden und könne über undichte Stellen in Häuser und damit in die Atemluft gelangen. Nur die wenigsten hätten bisher über eine Radon-Messung in den eigenen vier Wänden nachgedacht, heißt es von den Strahlenschutz-Experten.
Was ist Radon?
Radon (Rn 222) ist ein radioaktives Gas, das durch den Zerfall von Uran entsteht, das überall in der Erdkruste vorkommt. Durch Klüfte und Spalten dringt es an die Erdoberfläche und verteilt sich dort durch die Luftbewegung. So ist die Konzentration in der Außenluft relativ gering. Gemessen wird die Radonkonzentration in Becquerel je Kubikmeter Luft (Bq/m³).
Wie wirkt Radon auf den menschlichen Körper?
Das Gas wird mit der Luft eingeatmet und gelangt so in die Lunge. Da Radon eine Halbwertszeit von rund vier Tagen hat, wird es zum größten Teil wieder ausgeatmet. Die gesundheitliche Gefährdung geht weniger vom Radon selbst aus als von seinen kurzlebigen, radioaktiven Zerfallsprodukten. Diese radioaktiven Isotope der Elemente Polonium, Wismut und Blei lagern sich an in der Luft befindlichen Schwebeteilchen (Aerosole) oder kleinsten Staubteilchen an, gelangen in den Atemtrakt und zerfallen dort vollständig. Dabei entsteht energiereiche, radioaktive Alphastrahlung, die auf die strahlenempfindlichen Lungenzellen (Bronchialepithele) wirkt. Die Strahlung kann das Erbgut der Zellen schädigen, die sich dann zu Krebszellen entwickeln können.
Wie gelangt Radon ins Haus?
Das Gas dringt aus dem Boden durch Fugen und Risse in Kellerwänden und Bodenplatte ins Gebäude. Auch Kabeleinlässe, Rohrdurchführungen, Erdsonden von Wärmepumpen, Erdwärmetauscher von Lüftungsanlagen und Abwasserkanäle können Eintrittspunkte sein. Bei älteren Häusern mit gemauerten Kellern und Naturkellerböden gelangt Radon in der Regel leichter ins Haus als bei Neubauten mit betonierten Kellern. Vom Keller kann das Gas dann über die Kellertreppe, Rohr- und Kabeldurchführungen sowie durch Luftkanäle in darüber liegende Stockwerke strömen.
Wie erfahre ich, ob in meiner Gegend eine hohe Radonbelastung vorliegt?
Nicht überall in Deutschland ist Radon ein Problem, denn dessen Auftreten ist regional unterschiedlich. Generell ist sie höher zwischen Mittel- und Süddeutschland und im hohen Norden an den Küsten. Das BfS bietet online eine Karte zu den Radonwerten bundesweit an. Allerdings ist deren Raster sehr grob und erlaubt keine konkrete Aussage, ob in einer Gemeinde oder gar in einem einzelnen Gebäude eine erhöhte Belastung vorliegt.
Inzwischen haben einige Städte eigene, detaillierte Radonkarten erstellen lassen. Der Bonner Geologe und Radonspezialist Dr. Joachim Kemski bietet mit der Website www.radon-info.de eine interaktive Möglichkeit, die Radonbelastung für die eigene Region abzufragen. Dies erlaubt aber lediglich die Einschätzung, wie dringend eine Messung im eigenen Haus erfolgen sollte, und gibt keine Hinweise auf die konkrete Belastung in den eigenen vier Wänden. Die tatsächliche Belastung kann nur durch eine Messung ermittelt werden.
Tipps für die Radon-Messung
Radon-Messungen sind preiswert und unproblematisch, wie das BfS auf seiner Internetseite erläutert. Am einfachsten lässt sich die Radon-Konzentration demnach mit einem sogenannten passiven Detektor messen. Dabei handelt es sich um kleine Plastikbehälter, die keinen Strom benötigen, sondern nur ausgelegt werden. Die Geräte können bei Messlaboren bestellt werden, die diese dann per Post versenden.
Was kann ich kurzfristig gegen Radon tun?
Konsequent lüften! Schon mehrfaches tägliches Stoßlüften in der Wohnung senkt die Konzentration deutlich ab. Bei einer höheren Belastung durch Radon von einigen Hundert Becquerel steigt die Konzentration in der Luft allerdings innerhalb weniger Stunden wieder an.