Stolze 27,50 Euro pro 150 Milliliter kostet das Goldwell Stylesign Creative Texture Matte Rebel, 3. Damit ist es das teuerste Haarstyling-Produkt in unserem Test. Aber geht mit einem hohen Preis eine gute Qualität einher? Nicht unbedingt.
Das Haar-Clay von Goldwell schneidet lediglich mit "ungenügend" ab. Somit gehört es zu den 20 Produkten, die durch den Test fallen. Mehr noch: Unter den Schlusslichtern hat sich das Haar-Clay der bekannten Marke sogar am schlechtesten geschlagen.
Denn die Paste enthält so viele problematische Substanzen wie kein anderes Styling-Produkt im Test. Insgesamt zwölf Noten ziehen wir für unerwünschte Inhaltsstoffe ab, weitere Mängel nicht mitgezählt. Doch was sind das für Substanzen, die zu diesem schlechten Urteil geführt haben?
Problemstoffe im Haarstyling-Produkt von Goldwell
Ganz oben auf der Kritikliste stehen bedenkliche Konservierungsstoffe. So stecken in der Goldwell-Paste, wie auch in zwei weiteren Produkten im Test, Formaldehyd/-abspalter. Das Problem: Formaldehyd kann schon in geringen Mengen die Schleimhäute reizen und Allergien auslösen.
Die EU will Menschen mit Formaldehyd-Allergie besser schützen. Deswegen sind strengere Regeln für entsprechende Warnhinweise auf Kosmetikprodukten geplant. Dann wird Anbieter Kao möglicherweise künftig "enthält Formaldehyd" auf den Tiegel des Goldwell-Clays drucken müssen, sofern er nicht die Rezeptur ändert.
Dann gibt es noch ein Antioxidationsmittel, das wir im geprüften Goldwell-Produkt beanstanden: Butylhydroxytoluol (BHT). Der Stoff steht im Verdacht, hormonell wirksam zu sein und hat daher aus unserer Sicht ebenfalls nichts in einem Styling-Produkt zu suchen. BHT kritisieren wir im Test insgesamt viermal.
Haar-Clay von Goldwell mit Mineralöl verunreinigt
Minuspunkte vergeben wir auch für Paraffine. Das sind künstliche Fette, die aus Erdöl hergestellt werden. Das Problem? Sie integrieren sich nicht so gut ins Gleichgewicht der Haut wie natürliche Öle und Fette.
Zudem kritisieren wir Paraffine, weil sie mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt sein können – und genau das ist im Haar-Clay von Goldwell im Test der Fall. Unter den MOAH können sich krebserregende Substanzen befinden.
Zwar geht laut Bundesinstitut für Risikobewertung nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand kein Risiko davon aus, wenn MOAH über die Haut aufgenommen werden. Wir sind aber der Meinung, dass noch nicht alle Fragen hinreichend geklärt sind. Die Hersteller sollten daher im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes auf Paraffine verzichten. Paraffine und MOAH beanstanden wir mehrfach im Test.
Punktabzug für bedenklichen UV-Filter
Doch damit nicht genug. Das Haar-Clay von Goldwell enthält noch weitere Stoffe, die wir kritisieren:
- Ethylhexylmethoxycinnamat: Diesen UV-Filter bemängeln wir, weil er im Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken. Er ist im Test ausschließlich im Goldwell-Produkt enthalten.
- PEG-Verbindungen: Sie können die Haut durchlässiger machen für Fremdstoffe. Sie stecken in insgesamt 29 von 51 überprüften Haarstyling-Produkten.
Goldwell-Haarstyling-Produkt belastet die Umwelt
Kritik gibt es letztendlich auch aus Umweltgründen. So befinden sich in der Paste von Goldwell, wie in den meisten untersuchten Produkten, synthetische Polymere. Diese flüssigen Kunststoffverbindungen gelangen früher oder später durch das Haarewaschen in die Umwelt. Dort bauen sie sich zum Teil nur schwer wieder ab. Was sie langfristig konkret anrichten, ist bisher noch unbekannt.
Wir beanstanden auch, dass uns Anbieter Kao keine Angaben zum Rezyklatanteil in der Kunststoffverpackung gemacht hat. Zur Erklärung: Rezyklate sind recycelte Kunststoffe. Wir finden es wichtig, dass sie einen Teil einer Kunststoffverpackung ausmachen. Schließlich lässt sich dadurch Plastikmüll reduzieren.
Doch viele Hersteller scheinen das anders zu sehen: (Nachgewiesene) Rezyklatanteile von mindestens 30 Prozent in der Verpackung sind im Haarstyling-Produkte-Test leider eher die Ausnahme. In puncto Umweltschutz gibt es also noch Luft nach oben.
So setzt sich das Gesamturteil zusammen
Das Gesamturteil beruht auf dem Teilergebnis Inhaltsstoffe. Ein Teilergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.
Da das Haar-Clay von Goldwell im Test eine Reihe an Stoffen enthält, die wir kritisieren – Formaldehyd/-abspalter, BHT, Paraffine, MOAH, ein bedenklicher UV-Filter und PEG-Verbindungen – ziehen wir zwölf Noten ab. Somit lautet das Teilergebnis Inhaltsstoffe "ungenügend".
Wegen löslichem Plastik und fehlenden Angaben zum Rezyklatanteil in der Verpackung ziehen wir im Teilergebnis Weitere Mängel drei Noten ab. Daher lautet das Teilergebnis Weitere Mängel "ausreichend".
Aus beiden Teilergebnissen ergibt sich das Gesamturteil "ungenügend". Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.
Der Test zeigt: Ein gutes Drittel der Hairstyling-Produkte im Test fällt mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Kritik gibt es für bedenkliche Konservierer, Verunreinigungen mit Mineralöl und flüssiges Plastik, das durch das Auswaschen in die Umwelt gelangt. Nur zehn Produkte sind "sehr gut". Mehr dazu lesen Sie hier: Haarwachs, Haargel & Co. im Test: Eine Ladung Problemstoffe gefällig?
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