Das Geschäft mit der Reinheit: ÖKO-TEST-Buch nimmt Waschmittel ins Visier
„Nicht nur sauber, sondern rein“, „tiefenrein“ – in der Werbung überbieten sich die Hersteller von Waschmitteln mit vollmundigen Versprechen. Doch eine saubere Sache sind die wenigsten Pulver oder Pods. Das geht aus dem ÖKO-TEST-Buch „Gibt’s das auch in Grün?“ von Kerstin Scheidecker und Katja Tölle hervor. Verbraucherinnen und Verbraucher erfahren, welche Produkte Umwelt und Gesundheit besonders belasten und erhalten praktische Einkaufstipps.
Das Geschäft mit der Reinheit läuft gut in Deutschland. 2023 lag der Umsatz bei rund 2,8 Milliarden Euro. „Eine stattliche Summe, für die vor allem die Natur bezahlt“, betonen Scheidecker und Tölle. Denn in Waschmitteln – ob fest oder flüssig, ob weiße, schwarze oder bunte Wäsche – stecken jede Menge problematische Stoffe, die direkt nach dem Waschen im Abfluss landen. Dazu zählen beispielsweise Tenside, die den Schmutz aus der Wäsche lösen, aber teilweise giftig für Wasserorganismen sind, umweltschädliche Bleichmittel, flüssige Kunststoffe oder stark allergisierende Duftstoffe.
„Dass die Waschmittelindustrie angesichts solcher Inhaltsstoffe mit purer Reinheit wirbt, grenzt an blanken Hohn“, sagt Autorin Kerstin Scheidecker. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Katja Tölle zeigt sie Verbraucherinnen und Verbrauchern auf, welche Waschmittelkomponenten besonders bedenklich sind – und auch, in welchen Produkten sie zu finden sind. Denn: Während Lebensmittel- und Kosmetikhersteller alle Inhaltsstoffe auf den Verpackungen deklarieren müssen, müssen Waschmittelhersteller das nur bei einigen wenigen Stoffen.
Wer wissen will, welche Waschmittel er guten Gewissens kaufen kann, findet im Buch wichtige Tipps: So schnitten im Test Color- Waschmittel 2023 ausgerechnet die Megamarken Ariel, Lenor und Coral am schlechtesten ab. „Zwar waschen sie gut oder sogar sehr gut, aber mit dem Abwasser spülen wir schwer abbaubare Phosphonate in den Abfluss“, so die Autorinnen.
Und was ist mit Flüssigwaschmitteln? Mit Caps, Pods und Discs? Mit Weich- und Hygienespüler? Im Ratgeber „Gibt’s das auch in Grün?“ nehmen Scheidecker und Tölle das breit gefächerte Angebot im Drogeriemarkt genau unter die Lupe und verraten umweltbewussten Verbraucherinnen und Verbrauchern im Detail, worauf sie beim Einkauf achten sollten. Mit diesen drei Tipps lohnt es sich, zu starten:
- Im Grunde benötigen Sie nur zwei Waschmittel, beide in Pulverform: ein Vollwaschmittel für Weißes und ein Color-Waschmittel für Buntes. Am besten zertifiziert mit dem Blauen Engel, mit dem EU-Ecolabel oder dem Ecocert-Siegel.
- Von Flüssigwaschmitteln sollten Sie absehen. Sie belasten die Umwelt durch ihre Plastikverpackung und Inhaltsstoffe mehr als Pulver. Das gilt auch für Caps, Discs und Tabs, die nur schwer dosierbar sind.
- Kaufen Sie Baukastensysteme. Wenn Enthärter oder Fleckentferner nur nach Bedarf in der Waschmaschine landen, reduziert sich automatisch die Menge an Chemikalien im Abwasser.
Wer Greenwashing grundsätzlich satt hat, sollte unbedingt auch die anderen Kapitel der ÖKO-TEST-Expertinnen lesen. Zusammen decken sie die dreisten Marketingmaschen der Industrie in nahezu allen Alltagsbereichen auf – über grün gelogene Weide-Milch bis hin zu schön gerechnetem Ökostrom.
Kerstin Scheidecker, Katja Tölle
Gibt’s das auch in Grün?
Tricks der Industrie durchschauen, nachhaltig einkaufen
2024, 240 Seiten, € 24,-
ISBN 978-3-593-51837-4
Auch als E-Book erhältlich
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