Statement: „Das Ende für dreiste Werbung auf ungesunden Kinderlebensmitteln ist überfällig“
Endlich: Es soll ein Werbeverbot für an Kinder gerichtete ungesunde Lebensmittel geben. Bundesernährungsminister Cem Özdemir hat seine Pläne für verbindliche Regeln dazu heute vorgestellt. ÖKO-TEST-Chefredakteurin Kerstin Scheidecker dazu:
„Es ist höchste Zeit, dass die Politik Kinder und Familien schützt, indem sie klare Gesetze für die Lebensmittelindustrie schafft. Appelle genügen nicht – das haben unsere Tests von ungesunden Kinderlebensmitteln immer wieder gezeigt. Kinderlebensmittel mit zu viel Fett, Zucker oder Salz sollten gar nicht erst erlaubt sein – aber ein Werbeverbot ist ein großer Schritt nach vorne. Gut so! Allerdings richtet sich das geplante Verbot ausschließlich gegen Werbung in den Medien. Was den Plänen nach erlaubt bleibt, ist, dass die Hersteller mit ihren Tricks direkt auf den Verpackungen ungesunder Kinderlebensmittel werben dürfen – etwa mit bunten Comicbildchen und vermeintlich gesunden Wirkungen von Lebensmitteln, die in erster Linie Zucker enthalten. Auch das ist ein Problem – und darf nicht erlaubt bleiben.“
Hintergrund
In der März-Ausgabe des ÖKO-TEST Magazins haben die Verbraucherschützer Zucker in Kinderlebensmitteln zum Thema. Dabei beleuchten sie die Lebensmittelindustrie und ihre oftmals dreiste Werbung, die gezielt Eltern und Kinder anspricht. Bisher gibt es keine klaren Rahmenbedingen für die Hersteller, die sich die Gesetzeslücke zunutze machen. Auch der Produkttest spiegelt das wider: In 29 von 40 Produkten ist der Zuckergehalt aus ÖKO-TEST-Sicht „zu hoch“. Auf insgesamt 33 Produkten bewertet ÖKO-TEST die Werbung als „problematisch“.
Eine Studie des Max-Planck-Instituts von 2018 zeigt, dass Eltern den Zuckergehalt in den Lebensmitteln ihrer Kinder massiv unterschätzen. Laut der DONALD-Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) decken sechs- bis zehnjährige Kinder ihre Energiezufuhr zu mehr als 17 Prozent über zugesetzten Zucker – höchstens zehn Prozent sind eigentlich empfohlen. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist es sogar noch mehr. Die Folge: 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gelten heute als übergewichtig, sechs Prozent sogar als fettleibig.
Weitere Informationen:
oekotest.de/13567
Pläne des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft