Geschirrspülen von Hand kostet nicht nur mehr Zeit und macht mehr Mühe, sondern soll auch mehr Geld kosten als das Spülen mit der Maschine. Denn: Wer von Hand spült, verbraucht mehr Wasser und (Wärme-)Energie. So lautet das Argument, das oft im Netz nachzulesen ist.
Studien belegen: Im Schnitt gewinnt die Maschine
Tatsächlich gibt es seriöse Untersuchungen, die die Behauptung unterstützen, dass das Spülen von Hand die schlechtere Option ist. Eine Doktorarbeit, die 2010 an der Uni Bonn eingereicht wurde, wies beispielsweise nach, dass europäische Haushalte, die einen Geschirrspüler verwenden, im Durchschnitt 50 Prozent weniger Wasser und 28 Prozent weniger Energie verbrauchen (jeweils bezogen auf die Anzahl an gespülten Gegenständen).
Für die genannte Studie wurden in den Jahren 2007/08 rund 200 Haushalte in Deutschland, Italien, Schweden und Großbritannien untersucht; bei über 80 davon wurden Verbrauchsmessungen vor Ort durchgeführt. Die Ergebnisse der Doktorarbeit bestätigten auch frühere Untersuchungen der Bonner Forscher aus dem Jahr 2004, bei denen zum "Probespülen" ins Labor gebeten worden war: Auch hier wurde dem Geschirrspüler bereits ein besseres (Energie-)Zeugnis ausgestellt.
Ist der Fall damit klar? Zumal man davon ausgehen darf, dass die Energieeffizienz von Spülmaschinen seit 2007/08 weiter zugenommen hat – die Kosten-Nutzen-Rechnung also inzwischen noch weiter in Richtung der Maschine ausschlagen müsste?
Geschirr von Hand spülen: Es geht auch effizient
Die Antwort: Es ist, wie so oft, komplizierter. Denn: Die zuletzt erwähnte Untersuchung der Bonner Forscher erbrachte auch das Ergebnis, dass eben nicht alle Von-Hand-Spüler schlechter abschnitten als die Maschine. Während einige der über 100 Studien-Teilnehmer verschwenderisch unter fließendem, heißem Wasser abspülten und das Spülmittel direkt auf den Schwamm gaben, legten andere deutlich effizientere Spül-Strategien an den Tag. So konnten die sparsamsten Von-Hand-Spüler das Test-Geschirr mit einem Energieaufwand von nur 0,2 Kilowattstunden (kWh) und einem Wasserverbrauch von nur 14 Litern reinigen.
Trotz des geringen Energiebedarfs blieb das Geschirr nicht schmutzig. So schreiben die Autoren der Studie, "dass ein hoher Verbrauch an Wasser, Energie, Chemie und Zeit nicht automatisch zu einem signifikanten Anstieg der Reinigungsleistung führt". Meint: Mehr Wasser, Wärme und Spüli machen nicht automatisch sauberer.
Spülmensch vs. Spülmaschine: Die Rechnung
Vergleicht man die genauen Kosten, die beim Spülen von Hand bzw. beim Spülen mit der Maschine entstehen, zeigt sich Folgendes:
- Eine moderne Spülmaschine benötigt weniger als zehn Liter Wasser für einen Spülgang und verbraucht rund 0,65 kWh Strom (unter anderem, um das Wasser in der Maschine auf die nötige Temperatur zu bringen). Das entspricht Stromkosten von rund 23 Cent (gerechnet mit einem Strompreis von 0,35 Euro/kWh) und Wasserkosten von etwa 3 Cent, also 26 Cent pro Durchlauf. Kosten für Anschaffung, Wartung, Tabs, Klarspüler & Co. sind nicht mitberechnet.
- Ein älterer Geschirrspüler braucht deutlich mehr Strom und Wasser. Hier sind Energiekosten von 52 Cent pro Spülgang realistisch.
- Wer beim extrem effizienten Handspülen mit den oben genannten Mini-Werten von 0,2 kWh Wärmeenergie (erzeugt z.B. durch Strom oder Gas) und 14 Litern Wasser auskommt, landet hingegen nur bei Kosten von rund 13 Cent (Warmwasser durch Strom erzeugt) oder sogar nur 11 Cent (Warmwasser durch Gas erzeugt).
Sparsam spülen spart auch Energie
Wer nachrechnet, sieht also: Wer wirklich sparsam spült, kann den Energieverbrauch selbst einer modernen, energieeffizienten Spülmaschine unterbieten. Dazu ist allerdings ein optimales Abspülverhalten nötig, das jeden überflüssigen Verbrauch vermeidet. Das Reinigungsergebnis leidet darunter nicht – allerdings müssen natürlich mehr Zeit und (manuelle) Arbeit aufgewendet werden.
Das perfekte, weil zugleich effiziente und saubere Abspül-Ergebnis zu erzielen, ist aber schwierig. Den meisten Personen, die in den Studien der Bonner Forscher untersucht wurden, gelang es nicht – weshalb im Schnitt auch jeweils der Geschirrspüler gewann. Dafür sind aber weniger die Zauberkräfte der ach-so-effizienten Spülmaschinen verantwortlich als vielmehr die Verbraucher selbst, die mehrheitlich schlicht nicht wissen, wie man sparsam spült.
Fazit: Welcher Spültyp sind Sie?
Was bedeutet das für Sie? Das hängt von Ihrem "Spültyp" ab:
- Wenn Sie sich zutrauen, wirklich sparsam zu spülen – siehe dazu die untenstehenden Tipps –, können Sie den Energieverbrauch Ihres Geschirrspülers wahrscheinlich unterbieten. Wichtig ist dabei vor allem ein geringer Wärmeverbrauch; die reinen Trinkwasserkosten fallen weniger stark ins Gewicht.
- Falls Sie sich hingegen eher als durchschnittlich begabten Abspüler beschreiben würden, sind Sie wahrscheinlich mit der Spülmaschine besser bedient. Wobei auch der Geschirrspüler richtig benutzt werden will – mehr dazu in: Spülmaschinen-Fehler, die Sie sich sparen können
Tipps fürs sparsame Von-Hand-Spülen
Die Bonner Forscher haben aus ihren Beobachtungen auch Empfehlungen für ein besonders effizientes Handspülen abgeleitet. Das sind ihre wichtigsten Punkte:
- Essensreste direkt nach dem Essen mit Messer oder Gabel in den Biomüll entsorgen; Speisereste nie antrocknen lassen.
- Beim Abspülen mit dem saubersten Geschirr beginnen – so bleibt das Spülwasser länger sauber.
- Geschirr mit möglichst heißem Wasser und ausreichend, aber nicht zu viel Spülmittel (Dosieranleitung beachten) spülen.
- Geschirr danach kurz in ein zweites Becken mit klarem, kaltem Wasser eintauchen, um verbleibende Essens- und Spülmittelreste zu entfernen.
- Geschirr anschließend abtropfen und möglichst von allein trocknen lassen.
- Eventuelle Wasserreste später mit sauberem Geschirrtuch beseitigen, gegebenenfalls nachpolieren.
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