- Normal beanspruchter Rasen sollte drei Mal im Jahr gedüngt werden.
- Die Düngewirkung von organischem Dünger ist besser als die von Mineraldünger.
- Wir haben elf organische Rasendünger getestet. Schadstoffe mussten wir bei den meisten Produkten weniger beanstanden, dafür aber viele ungenaue Verpackungsangaben.
Ein gepflegter Rasen ist das Ziel vieler Gartenbesitzer. Saftig grün soll er sein, gleichmäßig gewachsen und frei von Moos: Ohne regelmäßiges Düngen ist das kaum möglich. Wer neben diesen Ansprüchen an den Rasenwuchs auch Wert auf ein gewisses Maß an Natürlichkeit legt, ist mit einem organischen Rasendünger und einigen generellen Empfehlungen zur Rasenpflege gut beraten.
Was zeichnet organischen Rasendünger aus?
Organische Rasendünger bestehen aus recycelten Pflanzenabfällen und/oder tierischen Materialien wie Hornspänen, Borsten und Knochenmehl. Mikroorganismen zersetzen die jeweiligen Zutaten wie in einem Komposthaufen, wodurch die enthaltenen Nährstoffe nach und nach in den Boden gelangen.
Organische Dünger gelten als besonders natürlich und unbelastet. Sie werden deshalb auch oft als Bio-Dünger beworben, obwohl der Begriff "bio" nur bei Lebensmitteln ein geschützter Begriff ist. Die Düngewirkung von organischen Düngern ist länger als die von rein mineralischen Düngern, die ausschließlich aus Nährstoffsalzen bestehen. Sie setzt allerdings auch deutlich langsamer ein und verläuft unkontrollierter als bei Mineraldüngern. Letztere sind nach Kontakt mit Wasser sofort pflanzenverfügbar. Wenn sie regelmäßig ausgebracht werden, sollen organische Dünger das Nährstoffangebot im Boden über Wochen, Monate und Jahre kontinuierlich erhöhen.
Rasendünger-Test: Warum ist Düngen sinnvoll?
Egal ob Zier-, Strapazier- oder Schattenrasen – alle Rasenarten brauchen zum Gedeihen drei Hauptnährstoffe:
- Stickstoff (N), in erster Linie für das Wachstum und die Färbung
- Phosphor (P), als Energieträger und um das Wurzelwachstum zu fördern
- Kalium (K), das die Pflanzen unter anderem belastbarer gegen Trockenheit, Kälte und Krankheiten macht
Ergänzend kommen Magnesium (Mg) und Schwefel (S) hinzu. NPK-Dünger (also solche mit Stickstoff, Phosphor und Kalium) sollen für ein ausgewogenes Nährstoffangebot sorgen. Die prozentualen Anteile der verschiedenen Nährstoffe sollten auf der Produktverpackung des Düngers deklariert sein.
Rasendünger kaufen: Darauf sollten Sie achten
Welche Rasendünger-Mischung die richtige für Ihren Rasen ist, lässt sich nicht pauschal beantworten, denn die Nährstoffkonzentration variiert von Boden zu Boden. Rasendünger sollen einen Mangel ausgleichen und nicht zu viele Nährstoffe zuführen, die bereits ausreichend vorhanden sind.
Wegen des vergleichsweise langsamen Stoffabbaus ist es bei organischen Produkten zwar unwahrscheinlicher, den Boden zu überdüngen, als dies bei mineralischen Düngern der Fall ist, aber auf lange Sicht ist auch das nicht ausgeschlossen. Wirklich bedarfsgerechtes Düngen erfordert eine vorherige Bodenanalyse.
Ein Mangel an Nährstoffen im Rasen lässt sich schnell erkennen: Wächst der Rasen nur noch spärlich und wechselt seine Grünfärbung bereits ins Gelbliche, fehlen ziemlich sicher Nährstoffe. Ein Mangel ist auch wahrscheinlich, wenn sich zwischen den Gräsern andere, eigentlich weniger durchsetzungsfähige Pflanzen ihren Weg bahnen. Die flachwurzeligen Gänseblümchen etwa können unter normalen Umständen gegen einen gesunden Rasen nicht bestehen. Andere sogenannte Zeigerpflanzen sind etwa Löwenzahn oder der Rote Sauerklee.
Rasen düngen leicht gemacht: Zeitpunkt und Anwendung
Die Deutsche Rasengesellschaft und auch die meisten Hersteller empfehlen bei normal belastetem Rasen drei Düngungen pro Jahr: eine im März/April, eine im Juni und eine im August/September. Bei stärkerer Beanspruchung ist unter Umständen eine vierte, besonders kaliumreiche Ausbringung im Oktober ratsam, um den Rasen winterhart zu machen.
Auch Gräser im Schatten von Bäumen, die dem Boden ebenfalls Nährstoffe entziehen, benötigen eventuell eine zusätzliche Stärkung. Organische Dünger können auch bereits im Herbst für das Folgejahr ausgebracht werden, da ihre Wirkung häufig erst nach mehreren Wochen einsetzt.
Ist der Rasen zu lang, kann ein Teil des Düngers im Gras hängen bleiben und zu Tierfutter werden, bevor er den Boden erreicht. Hersteller organischer Dünger betonen zwar häufig, dass Tiere keinen Schaden nehmen können, wenn sie ihre Düngemittel verzehren, allerdings bleibt dann natürlich die Düngewirkung aus.
Es empfiehlt sich deshalb, den Rasen auf eine Länge von etwa vier Zentimeter zu stutzen, ihn eventuell zu vertikutieren, das heißt aufzulockern, und nach dem Düngen zu wässern. Anders als Düngersalze können organische Produkte den Rasen auch nicht verbrennen.
Wie viel Bio steckt in organischen Düngern?
Viele Rasendünger-Produkte tragen Zusätze wie "bio", "öko" oder "100 % natürlich". Eine entsprechende Zertifizierung von unabhängiger Stelle existiert aber bislang nicht. In der Kritik steht auch die uneinheitliche Rechtslage in der Europäischen Union. Die EG-Düngemittelverordnung setzt bislang nur Mindeststandards für mineralische, aber keine für organische Dünger.
Je nach Herstellungsland unterliegen "Bio"-Dünger deshalb teils sehr unterschiedlichen Zulassungsbeschränkungen. Abgesichert durch das Prinzip des freien Warenverkehrs können sie aber nach Zulassung in einem Land in jedem anderen EU-Staat vertrieben werden. So ist es möglich, dass in deutschen Baumärkten Produkte mit österreichischer Deklaration im Regal stehen. Organischer Rasendünger im Test
ÖKO-TEST hat sich gefragt, inwieweit organische NPK-Dünger ihr grünes Image verdienen, und hat deshalb elf Produkte in die Labore geschickt.
Testergebnis: Immer wieder Pestizide in organischen Rasendüngern
Was die Schadstoffbelastung anbelangt, schneiden acht von elf Produkten im Test "gut" oder sogar "sehr gut" ab. Leider verhageln ungenaue Verpackungsangaben das Gesamtresultat, sodass wir unterm Strich nur zweimal die Note "sehr gut" vergeben können. Ein Produkt fällt durch.
In acht Testprodukten hat das von uns beauftragte Labor Rückstände von insgesamt 17 Pestiziden nachgewiesen – darunter krebsverdächtiges Glyphosat und mehrere stark gewässergefährdende Substanzen. Organische Dünger enthalten mitunter Bestandteile von behandelten Pflanzen, für Produkte mit Bio-Image kann eine solche Schadstoffbelastung aber nicht der Anspruch sein.
Deshalb ist ÖKO-TEST strenger als in vorangegangenen Düngertests. Wir werten bereits ab einem besonders problematischen Pestizid ab und zusätzlich ab fünf Pestiziden pro Produkt.
Außerdem reichern sich unerwünschte Schwermetalle im Boden an und können ins Grundwasser gelangen. Dünger sollten nicht wesentlich mehr davon enthalten, als der Boden im Laufe einer Vegetationsperiode von April bis Oktober wieder abgeben kann – unter anderem an Pflanzen oder durch Auswaschungen.
Die meisten Produkte im Test erfüllen diese Vorgabe. Zu viel des Schlechten enthalten aber zwei Produkte. Sie tragen jeweils mehr als das Dreifache der Ausgleichsmenge für Chrom in den Boden ein: Das Schwermetall wird bei der Ledergerbung eingesetzt und kann unter anderem durch Ledermehl in Dünger geraten.
>> Direkt zu den Düngern im Test
Rasendünger: Angaben sind vage oder fehlen ganz
In vielen Fällen weichen die deklarierten Gehalte für Stickstoff, Phosphat, Kalium, Magnesium und Schwefel deutlich von den Laborwerten ab und überschreiten die Abweichungstoleranzen der deutschen oder österreichischen Düngemittelverordnung. Teilweise fehlen geforderte Angaben ganz.
Beides werten wir ab, denn aus Verbrauchersicht sind unvollständige oder ungenaue Deklarationen ärgerlich: Wissen Gärtner nicht, was sie streuen, hilft auch eine Bodenanalyse nichts.
Fünf Produkte verschlechtern auf diese Weise ihr Gesamturteil. Zwei Rasendünger schneiden unter dem Testergebnis Deklaration mit "sehr gut" ab. Einer der beiden ist jedoch nach der österreichischen Düngemittelverordnung in Verkehr gebracht und muss den Schwefelgehalt deshalb nicht deklarieren.
Fakten und Wissen zum Rasendüngern
Um gut zu wachsen, braucht Rasen vor allem Stickstoff (N). Für ein neu angelegtes Grün empfehlen sich deshalb besonders stickstoffreiche Dünger. Im besten Fall machen Hersteller auf der Verpackung Angaben zur N-Verfügbarkeit: Je höher der entsprechende Wert, desto mehr Stickstoff kann der Rasen unmittelbar verwerten. Hilfreich kann es auch sein, vor der Aussaat Kompost in den Boden einzuarbeiten.
Viel hilft nicht unbedingt viel: Viele deutsche Gärten sind überdüngt. Zu viel Stickstoff und Schwefel können den Boden zum Beispiel übersäuern und dafür sorgen, dass sich Schädlinge vermehren und Moose bilden. Ist der Rasen bereits überdüngt – erkennbar auch an einer unnatürlich dunkelgrünen Farbe –, helfen unter Umständen Mähen (auf ca. vier Zentimeter), Vertikutieren und gründliches Wässern (mindestens 15 Liter pro Quadratmeter).
Sollte sich der Rasen nicht erholen, etwa fünf Zentimeter Mutterboden auf die Rasenfläche geben und neuen Rasen darauf aussäen.
Dünger selber machen
Kompost kann sich als Ergänzungsdünger für Rasen eignen. Taugliche Ausgangsmaterialien sind beispielsweise kalkhaltige Eierschalen, stickstoffhaltiger Kaffeesatz und Laub, das vor allem Kalium und Magnesium einbringt.
Phosphat ist ohnehin in den meisten Gärten ausreichend vorhanden. Die Kompostierung sollte zwei bis drei Jahre dauern. Wird der Kompost zu früh ausgebracht, erwärmt er sich im Boden und bindet Stickstoff, der dann für den Rasen nicht verfügbar ist.
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