Neue Fenster haben viele Vorteile: weniger Wärmeverlust, mehr Komfort, und pflegeleichter sind sie auch. Wer noch Isolierglasfenster der 70er- und 80er-Jahre im Haus hat, denkt wohl schon länger über neue Ausblicke nach. Denn schon ein normales Wärmeschutzfenster mit zwei Scheiben lässt nur die Hälfte der Heizenergie passieren.
Bei Verglasungen mit drei Scheiben sind es nochmal 10 bis 20 Prozent weniger. Dem stehen Ausgaben in vier-, meist aber fünfstelliger Höhe entgegen – je nach Zahl der Fenster im Haus, ihrer Größe und Qualität. Auf kurzfristige Amortisation kann man nicht hoffen: Bis die einmalige Ausgabe durch geringere Heizkosten wieder drin ist, vergehen viele Jahre.
Fenster regelmäßig warten und pflegen
Soll man deshalb nur die nötigsten Fenster austauschen? "Das hängt natürlich vom Einzelfall ab. Wenn ein Fenster kaputt ist oder schlecht dämmt, muss man es austauschen", sagt Heinz Blumenstein, der für den Verband der Holzfensterhersteller Beratungen anbietet. "Meist macht es wenig Sinn, die Handwerker mehrmals anrücken zu lassen", ist der pensionierte Fensterfachmann überzeugt. Denn allgemeine Kosten für Gerüst und Anfahrt und der unvermeidliche Schmutz entstehen so mehrfach.
Er empfiehlt, einen oder mehrere Fachbetriebe um Rat und einen Kostenvoranschlag zu bitten. Trotzdem sind alte Fenster nicht automatisch ein Fall für den Container. Oft helfen schon regelmäßige Wartung und Pflege, um den Komplettaustausch hinauszuschieben. Wichtig für die Kalkulation: Auch eine Ertüchtigung, etwa der Austausch gegen Scheiben mit Wärmeschutzglas, wird vom Staat bezuschusst. Hilfe gibt es beim guten Fensterfachbetrieb vor Ort.
Wir erklären Ihnen im Folgenden, wie Sie verschiedene Probleme mit Ihren Fenster angehen und den Komplettaustausch damit hinausschieben können.
Fenster schließt nicht mehr dicht: Was tun?
Viele alte Fenster schließen nicht mehr dicht. Dann sind die Dichtungen porös oder der Fensterflügel verzogen. Manchen Uraltmodellen fehlen die Dichtungen auch komplett. Den passenden Ersatz im Baumarkt zu finden, kann angesichts von mehreren Hundert verschiedenen Profilen reine Glückssache sein.
Besser sind Spezialanbieter, die man im Internet findet. Zwei bis fünf Euro kosten Ersatzdichtungen je Meter. In Holzfenster kann man Dichtungen nachträglich einfräsen lassen. Das machen spezialisierte Schreinereien und kostet rund 20 Euro je Meter.
Wetterschäden an Fenstern ausbessern
Bei Holzfenstern platzt auf dem Wetterschenkel unten am Fensterrahmen oft die Farbe durch Regen und Sonnenhitze. Wer das längere Zeit ignoriert, riskiert tiefe Risse im Holz. Die kann ein Fachbetrieb mit geeigneten Spachtelmassen wieder schließen, um so die Grundlage für einen Neuanstrich zu legen.
Alternativ ist ein Austausch des kompletten Wetterschenkels möglich. Vorausschauend ist eine jährliche Behandlung mit Pflegeemulsion und regelmäßiges Nachstreichen je nach Bewitterung etwa alle drei bis sieben Jahre. Die Kosten sind abhängig vom Zustand.
Fensterflügel hängen und Riegel klemmen
Hängende Fensterflügel und klemmende Riegel sind kein Schicksal. Denn Fensterbeschläge lassen sich einstellen! Ein Dreh hier, etwas Fett da, und schon schließt es wieder. Ist die Mechanik komplett ausgeleiert, lassen sich viele Modelle erneuern. Kostenpunkt: ab 80 Euro je Quadratmeter Fenster.
Einbruchschutz: Fenster sichern
Alte Fenster sehen auch beim Einbruchsschutz alt aus. Die Beschläge bieten keinen Schutz gegen Aufhebeln. Besser sind sogenannte Pilzkopfzapfen, massive Schließbleche und ein Aufbohrschutz für den Fenstergriff, die ein Fachbetrieb einbauen kann. Etwa 270 bis 300 Euro kostet das pro Fensterflügel. Die Landeskriminalämter stellen Listen mit zertifizierten Fachbetrieben bereit.
Kostengünstiger, aber optisch keine Augenweide sind Schlösser zum Aufschrauben. Die kann man schon für 20 Euro selbst montieren. Nachteil: Aufhebeln ist nach wie vor möglich. Besser sind Sicherungen nicht nur am Fenstergriff, sondern auch an den Bändern. Kostenpunkt: circa 50 bis 100 Euro. Nachteil: Ohne Löcher im Fensterrahmen geht es nicht, Mieter brauchen die Zustimmung des Vermieters.
Neue Fensterscheiben im alten Rahmen?
Ist der Rahmen noch in Ordnung, passt vielleicht eine neue Scheibe rein. Wenn, dann klappt das am ehesten mit Zweischeibenglas, denn Gläser mit drei Scheiben sind oft zu dick und zu schwer. Das muss ein Fachbetrieb beurteilen.
Vorteil: weniger Schmutz als beim Komplettaustausch, mehr als doppelt so guter Wärmeschutz gegenüber altem Isolierglas, das etwa von 1978 bis 1995 verbaut wurde, und weiterhin schmale Rahmenansichten.
Nachteil: Der Rahmen dämmt nicht so gut. Mit etwa 300 bis 400 Euro je Quadratmeter ist der Austausch allerdings fast so teuer wie ein ganz neues Fenster.
Fenster sanieren: Rollladenkasten nicht vergessen
Ein neues oder aufgearbeitetes Fenster spart wenig Energie, wenn es darüber durch den Rollladenkasten zieht. Gleichzeitig mit der Fenstersanierung eine Dämmung in den Kasten einzubauen oder gleich das komplette Bauteil auszutauschen, ist sinnvoll, da die Chance auf einen reibungslosen Austausch nicht so schnell wiederkommt. Kostenpunkt: vom Fachbetrieb etwa 50 Euro pro Meter Kastenlänge.
Fenster austauschen oder ausbessern?
Am Ende ist die Antwort auf die Frage "Ausbessern oder austauschen?" immer sehr individuell.
- Mehrere Angebote von Fachfirmen, eine gute Beratung und die Überlegung, welche Verbesserungen beim Wärmeschutz man seinem Haus oder seiner Wohnung noch angedeihen lassen will, spielen da eine Rolle.
- Auch der Kostenvergleich mit neuen Fenstern ist wichtig. Ein mittelgroßes, einflügeliges Kunststofffenster mit einem Rahmen aus ökologisch wenig vorteilhaftem Hart-PVC und Dreifachverglasung ist inklusive Einbau für etwa 600 bis 800 Euro zu haben, je nach Hersteller und Region. Reine Holzfenster sind etwa 20 bis 30 Prozent teurer, Holzfenster mit einer wetterfesten und leicht zu recycelten Außenschale aus Aluminium etwa 60 bis 100 Prozent.
Fenster austauschen oder sanieren: Zuschüsse vom Staat
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert neue Fenster und alle notwendigen Arbeiten sowie die Dämmung des Rollladenkastens mit einem Zuschuss auf eigenes Geld oder einem Kredit. 20 Prozent der Kosten, bis zu 10.000 Euro, gibt der Staat für eine Einzelmaßnahme hinzu.
Werden neue Fenster eingebaut, ist eine Dreifachverglasung Voraussetzung. Bei einem reinen Scheibentausch wird auch normales Wärmeschutzglas mit zwei Scheiben gefördert.
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