- Gegen Lebensmittelmotten bietet der Handel Pheromon-Klebefallen und Mottensprays an.
- Unser Test zeigt jedoch: Viele Mittel gegen Lebensmittelmotten sind nicht empfehlenswert.
- Kritik üben wir an fehlenden Wirksamkeitsnachweisen sowie an bedenklichen Inhaltsstoffen wie synthetische Pestizide.
Aktualisiert am 14.10.2021 | Wer zu Hause eine Motte bemerkt, klärt am besten zunächst, ob es sich um eine Lebensmittelmotte handelt. Die wichtigste Art hierzulande ist die Dörrobstmotte, gut zu erkennen an den rötlichen Enden ihrer Flügel. Auch die grau gefärbte Mehlmotte kommt bei uns vor.
Jetzt gilt es herauszufinden, ob sich nur eine einzelne Motte verirrt hat, oder ob Lebensmittel befallen sind. Dafür bleibt nichts anderes übrig, als jene Orte genau zu inspizieren, an denen trockene, pflanzliche Lebensmittel lagern. Und natürlich auch die Ware selbst: Finden sich feine Gespinste, kleine Löcher in Verpackungen oder weiße Larven?
Lebensmittelmotten bekämpfen: Welche Mittel gibt es?
Um Lebensmittelmotten loszuwerden, hat der Handel Pumpsprays mit Wirkstoffen im Angebot, die Insekten vertreiben oder abtöten sollen, oder Pheromon-Klebefallen. Welches ist das bessere Mittel? Wir haben insgesamt 32 Produkte unter die Lupe genommen. Das Fazit: Am Großteil haben wir etwas auszusetzen.
Was ist nun also zu tun, wenn Sie Lebensmittelmotten in den eigenen vier Wänden haben? Wenn wiederholt Motten auftauchen, aber nicht klar ist, woher sie kommen, können Pheromon-Klebefallen bei der Suche helfen.
Sie enthalten die Hauptkomponente des Sexuallockstoffs der Weibchen. Dieser Stoff mit der Abkürzung ZETA lockt Männchen an, die dann auf den Fallen kleben bleiben. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass sie Männchen verwirren und so deren Fortpflanzung verhindern können.
Klebefallen können Befall von Motten ermitteln
Für die sieben "sehr guten" Klebefallen in unserem Test sehen wir die Wirksamkeit als ausreichend belegt an. Sechs von ihnen haben ein Zulassungsverfahren durchlaufen, in dessen Rahmen Behörden bescheinigt haben, dass sie wirken. Zu erkennen sind diese Produkte an einer Zulassungsnummer auf ihrer Verpackung, beginnend mit "EU" oder Länderkürzeln wie "DE" oder "AT". Alle Hersteller baten wir darüber hinaus um aussagekräftige Studien zu ihren Produkten.
Übrigens: Vermarktet werden dürfen Pheromon-Fallen auch ohne Zulassung, sofern sie erkennbar der Befallskontrolle dienen. Gesundheitliche Auswirkungen der Motten-Pheromone auf Menschen sind bei einer Anwendung gemäß Anleitung nicht zu erwarten. Trotzdem sollte man die Fallen vorsichtshalber von Kindern fernhalten, schon allein wegen des Leims.
Gründliche Reinigung hilft gegen Lebensmittelmotten
Selbst mit den empfehlenswerten Klebefallen sollte aber niemand erwarten, alle Lebensmittelmotten loszuwerden. Weibchen wirken auf Männchen attraktiver als die Fallen. Und paart sich auch nur ein einziges Männchen bevor es der Falle auf den Leim geht, kann das begattete Weibchen mehrere hundert Eier ablegen. Dann beginnt die Plage erneut.
Die wichtigste Maßnahme bei einem Befall von Lebensmittelmotten bleibt deshalb rigoroses Reinigen:
- Befallene Lebensmittel wegwerfen.
- Alle Oberflächen und Ritzen konsequent säubern. Dabei bitte nicht die Regallöcher in den Seitenwänden vergessen.
- Zum Putzen reicht gewöhnliches Spül- oder Reinigungsmittel.
Oft genügt eine gründliche Putzaktion, um alle Motten loszuwerden. Wer sich da nicht sicher ist, kann zur Kontrolle Pheromonfallen anbringen. Die können allerdings auch falschen Alarm auslösen, indem sie einzelne Motten von draußen anlocken und einen Befall vorgaukeln.
Lebensmittelmotten bekämpfen mit Mottensprays?
Kommen wir nun zu den Mottensprays. Sie sind häufig sowohl gegen Kleidermotten als auch gegen Lebensmittelmotten ausgelobt. Man soll sie gemäß Produktangabe direkt auf befallene Stellen sprühen, oder dorthin, wo ein Befall wahrscheinlich ist.
Mottensprays beruhen auf Wirkstoffen, die dafür bekannt sind, Insekten zu vergrämen oder zu töten. Und hier fangen die Probleme an. Einige dieser Inhaltsstoffe kritisieren wir. Dazu gehören:
- Esbiothrin und Permethrin: Die synthetischen Pestizide können auch Menschen schaden. Sie wirken nervengiftig und können Benommenheit, Kopfschmerzen und Übelkeit auslösen, wenn sie in zu großer Menge aufgenommen werden.
- Eine Ergänzung zu Esbiothrin: Experten der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) sahen sich den Stoff zuletzt genauer an. Ergebnis: In Insektiziden sei das Risiko für die menschliche Gesundheit nicht akzeptabel, weil sich Esbiothrin durch Sonnenlicht zu Substanzen abbaue, die Veränderungen im Erbgut auslösen könnten. Nach einem Beschluss der EU-Kommission müssen Insektizide mit Esbiothrin damit spätestens Ende Januar 2022 vom Markt.
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Chrysanthemen-Extrakt: Es gilt ebenfalls als nervengiftig. Allerdings baut es sich bei Sonnenlicht relativ schnell wieder ab. Wir bewerten es deshalb weniger streng als Wirkstoffe aus der Gruppe der Pyrethroide, zu denen Esbiothrin und Permethrin gehören.
Duftstoffe in Sprays können Kontaktallergien auslösen
In Mottensprays finden sich teils auch die Duftstoffe Geraniol und Lavandinöl. Wir schätzen sie verglichen mit den oben genannten Wirkstoffen als weniger problematisch ein. Sie können allerdings Kontaktallergien auslösen.
Unterm Strich finden wir: Befallene Stellen gründlich zu reinigen, ist besser als zu Mottenspray zu greifen.
Wie schützt man Lebensmittel vor dem Befall?
Das Mottenweibchen legt seine Eier möglichst nah an die künftige Nahrungsquelle des Nachwuchses, bevorzugt direkt auf das Lebensmittel oder die Verpackung. Die Larven mögen Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Mandeln, aber auch Schokolade, Tee und Tiertrockenfutter. Einfallstore können winzige undichte Stellen in der Verpackung sein, etwa ein Falz oder ein schlecht sitzender Schraubverschluss.
Es empfiehlt sich deshalb, trockene Lebensmittel gasdicht aufzubewahren. Das geht gut mit Mehl, Haferflocken oder Gewürzen. Ist die Originalverpackung nicht luftdicht, am besten umfüllen, zum Beispiel in Einmachgläser mit Dichtgummi. Schraubverschlüsse sind nicht immer dicht genug, im Zweifel beim Hersteller erkundigen.
Achtung: Waren mit Restfeuchte wie etwa frische Backwaren schimmeln bei gasdichter Lagerung. Hier die Gläser mit Baumwolle abdecken und den Stoff am Rand mit Gummiband gut abdichten. Nüsse lassen sich im Kühlschrank lagern.
Lebensmittelmotten bekämpfen: Effektive Tipps
Hier noch mal eine Zusammenfassung unserer Ratschläge. So werden Sie Lebensmittelmotten wieder los:
- Von Motten befallene Lebensmittel entsorgen, Umgebung gründlich reinigen. Pheromon-Fallen können helfen, neuen Befall schneller zu erkennen.
- Mottensprays mit synthetischen Pestiziden wie Permethrin oder Esbiothrin sind in den eigenen vier Wänden auf jeden Fall tabu.
- Trockene Lebensmittel wie Mehl, Haferflocken und Gewürze luftdicht lagern, etwa in Gläsern mit Gummidichtung.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 5/2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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